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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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noch unüblich. Wie hat er es geschafft?«
    »Seine Frau hatte schon lange eine Affäre mit diesem Engländer, wegen dem sie Kurt dann auch verlassen hat. Er spürte, dass da was lief, hat aber den Kopf in den Sand gesteckt. Als die Sache dann offiziell wurde, er also nicht mehr so tun konnte, als wüsste er nicht Bescheid, war Silke nur noch selten zu Hause. Sie hat oft bei ihrem neuen Freund übernachtet, ist manchmal ganze Wochenenden lang einfach weggeblieben. Sie hat sich darauf verlassen, dass Kurt sich um die Kleine kümmert. Was er ja auch getan hat. Das hat vor Gericht wohl den Ausschlag gegeben. Auf jeden Fall hat er Bettina bekommen.«
    »Und in letzter Zeit?«, führte ich Matthes zur Gegenwart zurück. »War er da irgendwie anders? Ich meine, immerhin hast du dich von ihm beraten lassen.«
    »Das hatte zwei Gründe.« Matthes fuhr sich durch die Haare. »Wie gesagt: Er war mein Freund. Er hatte sich intensiv in das Thema Wertanlagen eingearbeitet. Und ich war vorher bei einer Kollegin zur Beratung.«
    »Dem Will-Verschnitt?«
    »Nein, bei der doch nicht. Auch wenn ich das gerne getan hätte, also, mich von ihr beraten lassen. Sehr schöne Frau. Sie sieht Anne Will wirklich verdammt ähnlich.« Er zwinkerte mir zu. »Spaß beiseite, ich war natürlich bei einer Kollegin aus der Anlageberatung. Deren Arbeit habe ich in gewisser Weise von Kurt überprüfen lassen.«
    »Und? Was meinte Kurt, hat sie dich gut beraten?«
    »Auf jeden Fall nicht schlecht, obwohl Kurt etwas mehr auf Nummer sicher gegangen wäre. Sie unterbreitete mir einen Vorschlag, der bei guter Entwicklung zwar sehr einnahmeträchtig gewesen wäre, aber auch riskant. Kurt sagte, das könne man machen, wenn man das Geld wirklich übrig hätte und einen eventuellen Verlust gut verschmerzen könne. Er als Freund würde mir davon allerdings abraten, auch wenn es vermutlich gut gehen würde. Die übrigen Vorschläge waren recht identisch.«
    Ich trank den letzten Schluck meines Milchkaffees. »Sonst irgendwas Auffälliges in letzter Zeit?«, fragte ich schließlich.
    »Da hat er sich rar gemacht. Bei mir jedenfalls.«
    »Seit wann ging das so?«
    Matthes überlegte, die Stirn wieder in Falten geworfen. »Seit Mitte vergangenen Jahres, schätzungsweise«, sagte er schließlich zögernd. »So genau kann ich das gar nicht sagen. Auf jeden Fall war er im Winter seltsam still, als wir uns mit der Clique auf dem Weihnachtsmarkt getroffen haben. Und er hat mich nicht angerufen, wie er es sonst manchmal gemacht hat. Ab und zu sind wir mal zu zweit ein Bier trinken gegangen, zuletzt im Sommer vergangenen Jahres, glaube ich. Zumindest haben wir draußen gesessen.«
    »Dann weißt du also nicht, dass er heiraten wollte?«
    »Kurt?«
    »Ja. Eine Frau aus Osteuropa.«
    »Das hätte er mir doch erzählt. Uns zur Hochzeit eingeladen. Bist du sicher?« Matthes wirkte verwirrt.
    Nein. Wie sollte ich da sicher sein. Ich dachte an die leicht abschätzige Stimme, mit der die Maklerin von der »Dame« gesprochen hatte. Hatte Kurt einfach nur eine Wohnung mit seiner Freundin kaufen wollen? Aber das hätte er eigentlich nicht vor der Maklerin verbergen müssen. Das machte keinen Sinn. »Und vom Kauf einer Eigentumswohnung am Duisburger Innenhafen weißt du auch nichts?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits ahnte.
    »Ausgerechnet am Innenhafen? Für das Geld hätte er bestimmt auch ein kleines Einfamilienhaus in Großenbaum oder so kaufen können. Und das hat er nie gewagt.« Matthes schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Das kann ich mir echt nicht vorstellen. Er hat sich doch immer gewundert über die Leute, die sich für Eigentum so leichtfertig hoch verschulden. Fand, dass es Wahnsinn wäre, mit weniger als siebzig Prozent Eigenkapital eine Immobilie zu erwerben in den heutigen Zeiten. Innenhafen, sagst du? Woher sollte er denn plötzlich so viel Geld haben?«
    »Hat er nicht gut verdient?«, fragte ich neugierig.
    »Ganz gut schon. Aber so gut nun auch nicht. Soweit ich weiß, hat er viel Geld in die Ausbildung von Bettina gesteckt. Da blieb nicht allzu viel übrig, wovon er noch eine Eigentumswohnung hätte kaufen können. Darüber hat er sich auch immer wieder beklagt, also darüber, dass sein Verdienst kaum reicht, um ein Kind vernünftig großzuziehen und noch was auf die hohe Kante zu legen.«
    »Also war er zu vorsichtig, um einen großen Kredit aufzunehmen«, resümierte ich. Aber er hatte ja auch bar bezahlen wollen. »Vielleicht hat er ja geerbt«,

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