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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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Mieteinnahmen abbezahlen. Wenn ich mich einschränke, reicht es auch zum Leben, sodass ich mich ganz der Malerei widmen kann. Ab und zu verkaufe ich ein Bild. Dann ist auch mal wieder ein Urlaub drin. Und das war’s.«
    Nicht schlecht, dachte ich. Das hat sie gut gemacht. Vorausgesetzt, sie kann wirklich immer alle Ateliers vermieten. Ich kraulte den Kater, der augenblicklich anfing, zu schnurren.
    »Und Kurt?«
    »Er hat mich gut beraten. Ich wollte das Haus kaufen und einen Kredit für Renovierung und Umbau aufnehmen. Er hat mir dazu geraten, es umgekehrt zu machen, also einen Kredit für den Hauskauf aufzunehmen und die Umbaumaßnahmen bar zu bezahlen. Das bedeutete damals niedrigere Zinsen, die über einen langen Zeitraum fortgeschrieben wurden. Sondertilgungsraten und das ganze Pipapo. Rauf und runter hat er mir das alles gerechnet, da war ich wirklich total froh. So was liegt mir nämlich nicht besonders. Leider hat er in dieser Zeit auch so etwas wie Besitzinstinkt entwickelt.« Sie lachte unbefangen. »Nachdem alles in trockenen Tüchern war, ist er hier immer wieder aufgekreuzt, abends oder am Wochenende. Ich mochte erst mal nichts sagen, schließlich war ich ihm ja dankbar. Aber recht war mir das nicht. Erstens arbeite ich oft abends, da werde ich nicht gerne gestört. Das bringt mich raus. Und zweitens mag ich es sowieso nicht, wenn mich Leute einfach so besuchen, ohne Vorankündigung.«
    »Kann ich verstehen. Das hasse ich auch.« Nachdenklich sah ich sie an. Wir hatten eine ganze Menge gemein, das wurde mir plötzlich bewusst. Und damit wusste ich auch wieder, warum ich damals mit ihr befreundet gewesen war. »Warum machst du das eigentlich?«, fragte ich spontan.
    »Was?« Sie runzelte die Stirn.
    »Deine Auftritte haben was Bühnenreifes«, versuchte ich zu erklären. »Das ist ein bisschen … äh … störend irgendwie.«
    Sie sah mich überrascht an. »Welche Auftritte? Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Na, zu spät kommen und dann erwarten, dass sich alle begeistert und voller Enthusiasmus auf dich stürzen zum Beispiel …«
    »Hä?«, fragte sie entgeistert. »Das mache ich doch gar nicht!«
    »Doch. Das machst du wohl. Das hast du übrigens auch früher schon draufgehabt. Immer zu spät, immer erst dann da, wenn die anderen schon wieder an Aufbruch denken, und immer mit der Erwartungshaltung, dass alle begeistert sind, weil du doch noch kommst. Das hat mich schon früher total genervt.«
    Sie starrte mich an aus Augen, die mich an Sinéad O’Connor erinnerten, was natürlich auch an den kurz geschorenen Haaren lag. Sie machten ihr Gesicht noch ausdrucksstärker, betonten die klassisch schöne Form.  Nothing compares, nothing compares to you , tönte es in meinem Kopf.
    »Ich krieg das einfach nicht geregelt, pünktlich zu sein«, flüsterte Barbara. »Ich sitze da und zögere, soll ich, oder soll ich nicht? Tue dieses und jenes, oft unwichtiges Zeug … Und wenn ich mich dann endlich aufraffe, bin ich viel zu spät. So ist das immer. Ich kriege das einfach nicht gebacken.«
    Aha. Also doch keine Diva, sondern eine, die einfach Probleme mit der Organisation ihrer Zeit hat? »Aber im Beruf musstest du doch auch pünktlich sein«, sagte ich skeptisch. Dann sah ich es von der komischen Seite. »Ich meine, sonst wärst du besser Bodenstewardess geworden. Einen Flieger einzuholen ist schon verdammt schwer.«
    Barbara lachte los. »Ja. Das ist wirklich verdammt schwer. Und es war ein permanenter Druck, das kannst du mir glauben. Hat mich immense Kraft gekostet. Es gab immer wieder absoluten Stress mit meinem Mann deswegen. Ein Pilot. Und ein ganz Überpünktlicher …«
    Klein und verloren sah sie jetzt aus. Sie griff sich an die rechte Schläfe und massierte sie.
    »Wieder Kopfschmerzen?«, fragte ich.
    »Geht schon.«
    »Was ist denn los? Ines hat so komische Andeutungen gemacht.«
    »Ich will nicht darüber sprechen«, sagte sie schroff und bewegte den Kopf mit einem ablehnenden Ruck zur Seite. Unterdrückter Zorn? Dann umschlang sie ihre Knie und lehnte die Stirn dagegen. Das weckte auf seltsame Art meinen Beschützerinstinkt.
    »Okay. Dann zurück zu Kurt. Er hat dir also beim Kauf der Immobilie und der Beratung und Vermittlung des Kredits für den Umbau unter die Arme gegriffen und ist danach immer mal wieder unaufgefordert hier aufgekreuzt. Richtig?«
    »Richtig«, kam es dumpf zwischen den hochgezogenen Knien hervor.
    »Und dann hat er dich angemacht?«
    »Nein.« Sie hob den Kopf

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