Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
Vom Netzwerk:
Außerdem gibt es ein großes Badezimmer, das wir gemeinsam nutzen, und eine große Küche. Mehr nicht. Wir gehen hier oben getrennte Wege, außer dass wir wechselweise kochen und einkaufen. Unten im Erdgeschoss, im ehemaligen Lehrerzimmer, ist noch eine richtig große Wohnküche für die Künstler. Da ist immer was los. Manchmal gehe ich einfach runter, wenn mir nach Gesellschaft ist.«
    Ich dachte mit sehr gemischten Gefühlen an meine WG-Zeiten während des Studiums zurück. Viel Chaos, was die Organisation eines gemeinsamen Haushaltes betraf, und sehr unterschiedliche Ansprüche in Sachen Ordnung und Sauberkeit. Und deshalb schwierig. »Und das Putzen?«
    »Kein Thema. Ich lasse putzen. Dafür gibt es professionelle Reinigungsfirmen. Treppenhaus, Küche, die sanitären Anlagen. Also alles, was gemeinsam genutzt wird. Und zweimal im Jahr kommen die Fensterputzer. Das ist in den Nebenkosten für die Miete enthalten. Hier wohne ich.« Sie öffnete eine Tür am Ende des Flurs.
    Ich trat in einen gemütlichen Wohnraum, dessen rechteckigem Grundriss man anmerkte, dass er mal einen Haufen Schüler beherbergt hatte. Die hohe Fensterfront ließ viel Licht ein. Sie wurde um eine Balkontür erweitert, die fast in der Ecke des Raumes seltsam asymmetrisch eingelassen war. Das war irgendwie logisch, denn sonst hätte man eines der großen Fenster umarbeiten müssen. Neben der Eingangstür ließ ein breiter Durchbruch den Blick auf einen weiteren, ebenso großen Raum frei, an dessen hinterer Wand ein breites Doppelbett stand, eine Art Himmelbett, das man offensichtlich komplett mit schweren Vorhängen zuziehen konnte.
    »Antik?«, fragte ich und wies auf das Bett.
    »Nein. Ikea, Baumarkt und ein bisschen Phantasie.« Sie lächelte und fuhr sich wieder durch die stoppelige Frisur. »Das Gerüst für die Vorhänge habe ich selbst gebaut. War gar nicht so schwer. Ich habe hier so viel Fensterfläche, da schien es mir sinnvoll, das Bett abzudunkeln, nicht den ganzen Raum.«
    Ich setzte mich auf das geblümte Ecksofa. Es war verschlissen und abgegriffen, und an ein paar Stellen waren Fäden aus dem dunklen Wollstoff gezogen, ganz so, als würde hier öfter eine Katze ihre Krallen in das Polster schlagen. Wie zur Bestätigung tauchte vor der Balkontür ein Kopf mit spitzen Ohren auf, und gleich darauf hörte ich das leise Klappern einer Katzentür.
    »Hallo, Micky.« Barbara strich dem Kater über den Rücken, der daraufhin einen Buckel machte und seinen Kopf ungestüm an ihren Beinen schubberte. »Ich habe ihm eine Leiter zum Balkon hoch gebaut. Eindeutig das kleinere Übel.«
    »Ich weiß, wovon du sprichst.« Ich grinste. »Auch ich habe eine Katzenklappe zum Garten raus. Alles andere wäre der blanke Terror.«
    »Ja, ja, geschlossene Türen … schon aus Prinzip verhasst.« Barbara grinste jetzt auch.
    Der Kater inspizierte mich neugierig, schnüffelte ausgiebig an Schuhen und Hose, befand mich offensichtlich für annehmbar und sprang zu mir auf die Couch, wo er sich neben mir zusammenringelte.
    »Er mag dich«, stellte Barbara fest. »Also, was möchtest du wissen?«
    »Seit wann wohnst du hier?«
    »Seit sechs Jahren.«
    »Du warst vorher in den USA?«
    »Ja«, sagte sie knapp. »Nach der Scheidung bin ich zurück nach Deutschland gekommen.« Ihre Stimme klang nach »Bis hierhin und nicht weiter«.
    »Volker hat erzählt, dass du deinen Job hingeschmissen hast?«
    »Ich konnte das Fliegen nicht mehr ertragen. Es hat mich ganz krank gemacht. Und all die aufgeblasenen Uniformen ebenfalls«, sagte sie. Es klang etwas bitter. »Aber deshalb bist du doch nicht hier. Du wolltest mit mir über Kurt reden.«
    »Ja. Über Kurt. Hast du ihn immer nur zusammen mit den anderen getroffen? Oder auch mal allein?«
    Sie lachte belustigt auf. »Du meinst, weil ich gesagt habe, dass er mich angebaggert hat?«
    »Zum Beispiel …«
    »Er hat mir angeboten, sich um meine Erbschaft zu kümmern«, sagte sie. »Und es letztendlich auch getan.« Die Geste, die sie machte, umfasste den Raum um sie herum.
    Aha, eine Erbschaft also, die sie in das Gebäude hier gesteckt hatte. Ich erinnerte mich, dass ihr Vater ziemlich betucht gewesen war. Das erklärte natürlich, warum sie ihren Job einfach so hatte sausen lassen können.
    »War nicht so viel, wie du denkst.« Ihr Tonfall war spöttisch. »Aber es hat gereicht, die alte Schule hier zu kaufen und umzubauen. Ganz ohne Kredit ging das allerdings auch wieder nicht. Aber den kann ich durch die

Weitere Kostenlose Bücher