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Innenhafen

Innenhafen

Titel: Innenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Sternberg
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Kopf. »Ich habe weder seine Adresse noch seine Telefonnummer. Ich weiß nur, dass er krank ist und in einem betreuten Wohnen lebt. Irgendwo Richtung Düsseldorf, glaube ich.«
    »Hast du ihn dort nie besucht?«
    »Nein. Ich hatte keinen besonders guten Draht zu ihm.« Sie schickte mir ein zaghaftes Lächeln. »Er ging mir einfach gewaltig auf die Nerven mit seinem Jagd- und Waffentick. War früher bei der Armee und hat immer wieder davon erzählt. Das war echt nicht zum Aushalten. Aber Paps hat ihn ab und an dort besucht. Er hat ihm auch geholfen, seine Wohnung aufzulösen.«
    »Weißt du wenigstens seinen Nachnamen?« Ich war enttäuscht, denn der Gedanke, den Bettina da gerade entwickelt hatte, klang wirklich vielversprechend.
    »Schröder«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Wie der Bundeskanzler«, schnarrte sie.
    »Gerhard Schröder? Echt?« Ich musste lachen.
    Bettina stimmte in das Lachen ein. Dann schlug sie sich die Hand vor den Mund und wurde augenblicklich wieder ernst. »Der Zweite, dem ich keine Trauerkarte geschickt habe. Er stand nicht in Paps’ Adressbuch, deshalb habe ich auch nicht an ihn gedacht. Vermutlich weiß er noch gar nichts vom Tod meines Vaters, sonst hätte er sich ja bei mir gemeldet, oder?«
    Naiv, dachte ich, als ich ging. Erschreckend naiv, das ist sie.
    * * *
    Als ich nach Hause kam, stand Max’ Wagen vor dem Haus. Aber er schien schon zu schlafen, denn als ich bei ihm anklopfte, rührte sich nichts. Ich schloss seine Wohnungstür auf und merkte, dass bereits alles dunkel bei ihm war. Leises Schuldbewusstsein machte sich in mir breit, während ich die Tür behutsam wieder schloss und in meine eigene Wohnung ging. Denn er hatte bei seiner Rückkehr nur einen Zettel mit einer kurzen Nachricht auf seinem Küchentisch vorgefunden:  Bitte Katzen füttern, bei mir wird es später … Toni.  Zu mehr hatte es nicht gereicht, und das, obwohl wir uns mehrere Tage nicht gesehen hatten. Dass es  so  spät werden würde, hatte ich allerdings nicht erwartet. Aber angerufen hatte ich auch nicht. Nicht mal eine SMS hatte ich geschickt.
    Auf meinem Stehtisch lag ein Zettel.  Lieferung von Schleys steht auf der Terrasse, sollen Gartenmöbel sein. Ich hoffe, es war richtig, dass ich das angenommen habe. Schlaf gut, Max.
    Die Möbel? Stimmt ja. Heute war Donnerstag. So ein Mist. Das hatte ich komplett vergessen. Ich fluchte leise. Gut, dass Max die Lieferung entgegengenommen hatte. Er musste früh zu Hause gewesen sein. Armer Kerl. Kaum angekommen, musste er auch schon schwere Kartons schleppen.
    Donnerstag? Dann würden morgen Abend Bea und Schütte zum Essen kommen. Auch nichts, worauf Max sich ernsthaft freuen dürfte nach der langen Arbeitswoche außer Haus. Würde ich unter den Umständen auch nicht, gestand ich mir ein. Schon gar nicht, wenn ich Sonntag schon wieder losmüsste, so wie er. Aber ich hatte Urlaub. Und ein bisschen nett wollte ich es mir da schon machen. Leiser Trotz machte sich in mir breit. Außerdem musste er ja nicht dabei sein, wenn er keine Lust dazu hatte! Zwei Wohnungen waren doch ungemein praktisch. Zum Trotz gesellte sich eine Prise Frustration. Plötzlich war ich nur noch traurig.

SIEBEN
    »Ich hab was zu tun für dich«, informierte ich Volker knapp. »Kannst du rauskriegen, in welchem Altenheim ein gewisser Gerhard Schröder wohnt?«
    »Machst du Witze?«, fragte er prompt.
    »Nein.« Ich lachte in mich hinein, erfreut darüber, wie vorhersehbar manche Reaktionen doch waren. »Ich war gestern noch mal bei Bettina«, schob ich nach und erzählte ihm von meinem Besuch bei ihr. Von ihrer Vermutung, dass Kurt in Onkel Gerhards Jagdhütte untergekrochen sein könnte. Und davon, dass Bettina nicht wusste, wo genau die sich befand.
    »Sag mal, weißt du, wie viele Altenheime es in Deutschland gibt?«, fragte Volker entsetzt.
    »Eigentlich nicht. Laut Bettina soll es aber eines in Richtung Düsseldorf sein.«
    »Tja dann«, sagte Volker sarkastisch. »Trotzdem. Wie stellst du dir das vor?«
    »Anrufen und fragen, ob Gerhard Schröder dort wohnt.« Ich grinste.
    »Die halten mich doch für bekloppt!«
    »Genau. Wenn sie dich aber nicht für bekloppt halten, weißt du, dass du richtig bist.«
    »Und was machst du derweil?«
    »Ich koche.«
    »Aber jetzt machst du Witze!«
    »Du könntest dir ruhig mal ein breiteres sprachliches Repertoire zulegen, so als Journalist«, sagte ich spöttisch. »Ich habe meine Kripo-Freunde Bea und Schütte für heute Abend zum

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