Innenhafen
Essen eingeladen. Eine gute Gelegenheit, um Bea noch mal beiläufig auf den Zahn zu fühlen, findest du nicht?«
Volker sagte nichts. Er schien zu warten. Vielleicht darauf, dass ich ihn ebenfalls einladen würde?
Für einen flüchtigen Moment liebäugelte ich mit dem Gedanken. Dann verwarf ich ihn wieder. Bea, Schütte, eventuell Max, und dann Volker. In meiner Wohnung. Das war mir irgendwie zu intim.
»Okay«, sagte Volker schließlich. Ich hörte leise Resignation in seiner Stimme. »Dann hänge ich mich mal ans Telefon. Gutes Gelingen.«
* * *
Es war das erste Mal, dass ich Bea und Schütte so aufwendig bei mir zu Hause bewirtete. Sie kannten meine alte Wohnung, wir waren auch ab und an mal zusammen essen gegangen, und bei Bea hatten wir manchmal nach einem gemeinsamen Spaziergang eine Kaffee-Kuchen-Schlacht veranstaltet, die sogar einmal mit einigen Gläsern Wein endete. Aber in meine neue Wohnung, die so neu nun auch nicht mehr war, hatte ich die beiden noch nie eingeladen. Höchste Zeit also, das nachzuholen.
Es gab Lachscarpaccio auf Feldsalat, ein Kartoffel-Kresse-Süppchen mit angebratenen Krabben und die gefüllte Kalbsbrust, wie versprochen. Für das Fleisch war ich extra zu dem Biometzger Burchhardt auf der Rellinghauser gefahren. Auch bei den Weinen ließ ich mich nicht lumpen. Der kräftige Weißburgunder mit der leichten Honignote passte hervorragend zu der Kalbsbrust und dem Rübchengemüse. Alles in allem hatte ich mich mal wieder selbst übertroffen.
»Keinen Bissen mehr«, stöhnte Schütte schließlich. Er sah unglaublich zufrieden aus dabei.
»Mousse au Chocolat«, lockte ich. »Muss ja nicht sofort sein.«
Wider Erwarten hatte Max sich nicht nur anstandslos dazugesellt, sondern er schien geradezu froh über die Gäste zu sein. Der Abend wurde feuchtfröhlich, was viel mit dem Alkohol zu tun hatte, aber nicht nur. Max erzählte lustige Geschichten aus seinem Leben als Hacker, Bea und Schütte trumpften mit skurrilen Einsätzen aus ihrem Polizeialltag auf, und wir hatten so viel zu lachen, dass ich völlig vergaß, das Gespräch auf das Thema Kurt zu lenken.
Es war Bea, die die Sache schließlich ansprach. Das heißt, von ordentlichem Sprechen konnte eigentlich keine Rede mehr sein. Zumindest hatte die Artikulation schwer nachgelassen. Das war vermutlich bei uns allen der Fall, aber Bea hatte es eindeutig am schlimmsten erwischt. So hatte ich sie noch nicht erlebt.
»Also, was willst du wissen?«, fragte sie mit schwerer Zunge. Dabei hielt sie den Kopf betont schräg – eine Anspielung auf mich, ich erkannte es genau – und blinzelte mich schelmisch durch die runden Brillengläser hindurch an. »Du warst jetzt den ganzen Abend wirklich brav«, versicherte sie mir. »Aber so ein gutes Essen will ja auch bezahlt werden. Was also willst du wissen?«
»Bea, du bist betrunken«, warf Schütte ein.
»Klar bin ich das«, gab sie zu. »Wie wir alle hier im Raum. Bis auf die Katzen natürlich. Der Schwarze ist zu dick«, verkündete sie und wies anklagend mit dem Finger auf den Kater. »Und er steht schon wieder an seinem Napf. Habe ich schon gesagt, dass er zu dick ist?«
»Mehrfach«, sagten Schütte und Max unisono.
Ich lachte. »Mehrfach«, bestätigte auch ich.
»Na los. Komm schon.« Bea ließ nicht locker. »Du willst doch was von mir wissen. Wegen dem Tür …« Sie hickste. »Dem Tür …«
»Türauf meinst du«, half ich ihr weiter.
»Genau. Sag ich doch.«
»Hast du Espresso?«, fragte Schütte. »Das hilft bei ihr.«
»Nein, ich will keinen Espresso. Ich will Wein«, protestierte Bea. »Den guten Wein soll man doch nicht mit Kaffee verdünnen.«
»Gute Idee, Schütte. Ich könnte jetzt auch gut einen vertragen. Und du kannst dann ja wieder mit Wein auffüllen, Bea.« Ich machte mich an die Arbeit. Stieg auf den Stuhl und holte das italienische Kännchen vom oberen Schrankbrett ganz hinten, wo die Sachen standen, die ich nur selten brauchte. Füllte Wasser in den Bauch aus Aluminium, häufte Espressopulver in den Siebeinsatz in der Mitte der Kanne und schraubte den oberen Teil auf. Setzte die Kanne auf die kleine Herdplatte und schaltete sie ein.
»Also los, nun frag schon endlich«, röhrte Bea hinter mir. »So ein Angebot bekommst du nie wieder von mir.« Sie brach in ein hexenhaftes Kichern aus.
»Das nehme ich gerne an, wenn du nüchtern bist«, sagte ich lachend und drehte mich wieder zum Tisch zurück. »Ich nutze doch keine hilflosen Menschen aus.«
»Das
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