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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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beherbergte zwei Stockwerke hinter einer weißen Fassade. Jedes Fenster war hellgrau und durch Stuckaturen abgesetzt. An den Hausecken befand sich jeweils ein großer Erker mit bodentiefen Fensterelementen. Das Schieferdach wies etliche verspielte Gauben auf. Das ganze Anwesen strahlte Dominanz und Luxus aus.
    Die Männer liefen einen Kiesweg entlang, vorbei an einem perfekt gepflegten Vorgarten.
    »Schau dir das an«, rief Michael plötzlich begeistert. Er deutete auf den Carport neben dem Gebäude und ging schnurstracks darauf zu. »Ein Ferrari 458 Italia Coupé.«
    Der schwarze Flitzer war extrem flach. Mit seinem Mix aus geschwungenen Karosserielinien und harten Kanten sah er aus wie ein Rennwagen. Sein schwarzer Lack glänzte, als hätte er noch keinen Kilometer auf dem Tacho. Michael bestaunte die rote Leder-Innenausstattung.
    »Das Model ist dieses Jahr erst auf den Markt gekommen«, erzählte er. »Ein Superlativ-Sportwagen.«
    »Ich wage gar nicht zu fragen, was so ein Teil kostet.«
    »Fast zweihunderttausend Euro.«
    Paul pfiff durch die Zähne.
    »Aber dafür ist dieser Ferrari auch vom legendären Michael Schumacher mit entwickelt worden.«
    »Na, dann, wenn der Formel-1-Weltmeister persönlich am Werk war.«
    »Das ist ein Acht-Zylinder.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die Zahlen. Das ist ein 458er-Model. Die fünfundvierzig steht für den Hubraum, die acht für die Anzahl der Zylinder.« Michael steckte die Hände in die Jackentasche und betrachtete sehnsüchtig den Wagen. »Eine Augenweide.«
    »Dann pass mal auf, dass du nicht blind wirst.« Paul zog Michael in Richtung Eingangstür.
    »Der hat so um die 570 PS«, ergänzte Michael, gedanklich noch beim Ferrari.
    »Was macht man denn mit so einer Kiste in Wiesbaden?«
    »Sich zeigen, schätze ich. Das ist was für Leute, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld.«
    »Geld allein macht auch nicht glücklich.«
    »Netter Versuch, uns zu trösten.« Michael drückte auf die Klingel.
    »Liest du außer Auto-Magazinen eigentlich auch noch was anderes?«, fragte Paul, während sie warteten.
    »Wenig«, gestand Michael grinsend.
    Die Tür wurde geöffnet und eine schlanke, etwa ein Meter siebzig große Frau in Jeans und Bluse stand vor ihnen. Aus braunen, mandelförmigen Augen blickte Susanne Wellner die Männer an. Nachdem sie sich vorgestellt hatten, führte Susanne sie durch eine feudale Eingangshalle in ein helles, großes Wohnzimmer. In Anbetracht des stilvoll eingerichteten, luxuriösen Raumes fühlte man sich hier auf Anhieb wohl, und Paul hatte das dringende Bedürfnis, hier wohnen zu wollen. Neugierig blickte er sich um. Edle Möbel, ein offener Kamin, ansprechende Bilder an den Wänden und alles kontrastreich, aber stimmig dekoriert.
    Michael interessierte weniger die Einrichtung, als vielmehr Susanne Wellner. Ihr intensiver Blick fesselte ihn.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, bat sie freundlich lächelnd, wobei sich zwei Grübchen auf ihren Wangen zeigten.
    Während Michael ihr erklärte, worum es ging, strich sie sich die braunen, kinnlangen Haare hinter die Ohren. Aufmerksam hörte sie zu und versprühte unwiderstehlichen Charme.
    »Warum werden seine Unterlagen geprüft?« Sie schien nicht sehr überrascht.
    »Es besteht der Verdacht, dass er falsch abgerechnet hat.«
    Es läutete an der Tür. Frau Wellner ließ die Kollegen vom Erkennungsdienst herein und zeigte ihnen die Räume. Anschließend setzte sie sich wieder zu Michael und Paul, die sie zu Anja Schulte befragten.
    »Und was hat mein Mann mit dieser Frau zu tun?«, fragte sie erstaunt. «Ich habe ihren Namen noch nie gehört.«
    »Wir wissen nur, dass Ihr Mann Frau Schulte als Angehörige eines Patienten kennt, nehmen aber aufgrund eines Hinweises an, dass die beiden verabredet waren. Und zwar am Tag ihres Todes.«
    Susanne nickte und fragte sich, ob diese Frau der Grund für Steffens Zurückhaltung war.
    »Können Sie uns sagen, wo Ihr Mann am vergangenen Samstag zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht war?«
    »Lassen Sie mich mal überlegen. Samstag …« Sie schlug die Beine übereinander und sah Michael nachdenklich an. »Steffen kam um achtzehn Uhr aus der Klinik. Er war dann etwa drei Stunden da und ist gegen neun wieder weggefahren. Aber wohin, kann ich Ihnen nicht sagen, denn das sagt er mir nicht immer.« In ihrer Stimme lag ein vorwurfsvoller Ton. »Jedenfalls war ich am Abend alleine.« Sie zog die Augenbrauen hoch, dann schenkte sie Michael ein bezauberndes

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