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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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wüssten Sie, dass von diesem Geld alle Kosten gedeckt werden müssen. Und die sind alles andere als gering. Wissen Sie überhaupt, wie viele Leute ich von dem Geld bezahlen muss, wie viele Apparate und wie viel Kohle das Gebäude schluckt?«
    »Soll ich Sie etwa bedauern?«
    »Ach, Sie haben ja keine Ahnung«, sagte Wellner abfällig. »Sie sollten sich mit der Wirtschaft auseinandersetzen, wenn Sie hier mitreden wollen. Schon mal was von der Unternehmensberatung Esnik gehört? Die haben Kliniken untersucht und berechnet, dass jede dritte davon ihre Kosten nach der Anpassungsphase an das neue Vergütungssystem mit Fallpauschalen nicht mehr decken kann.« Wellner lehnte sich zurück. »Für Ärzte sind das keine rosigen Zeiten. So sieht’s aus Herr Kommissar.«
    »Wenn Sie der Firma Esnik Glauben schenken, dann nagen Sie bestimmt bald am Hungertuch. Meines Wissens denken sich diese Ratgeber-Typen nicht besonders intensiv in die Situation des Unternehmens hinein. Die wenden stereotype Beratungsmuster an und machen manchmal die abstrusesten Vorschläge. Beispiel gefällig?« Martin wartete keine Antwort ab und fuhr fort: »Für einige Kliniken schlug Esnik vor, die Reinigung zu reduzieren, die Rettungsstelle auszudünnen und Ähnliches. Finden Sie das kompetent? Außerdem scheint es mir sehr merkwürdig, dass Sie hier sitzen und den Eindruck vermitteln wollen, dass von Ihren Einnahmen kaum etwas übrig bleibt, während vor der Tür Ihrer Villa ein Ferrari und ein Jaguar stehen. Da drängt sich mir die Frage auf, woher haben Sie das viele Geld, um sich so etwas leisten zu können, wenn nicht aus Ihrer Tätigkeit als Chefarzt?«
    »Mein Geld kommt ausschließlich daher. Und ich muss viel und verantwortungsbewusst dafür arbeiten.«
    »Verstehe, dann jammern Sie eben nur gerne auf hohem Niveau. Aber«, Martin streckte die Beine lang von sich und verschränkte die Arme, »diese Diskussion führen wir vielleicht ein anderes Mal weiter. Mich interessiert noch, wie viele Nieren transplantieren Sie von Familienangehörigen? Und wie hoch sind die Kosten für deren Entnahme?«
    »Mein Gott, was Sie alles wissen wollen. Glauben Sie, ich habe alle Zahlen im Kopf?«
    »Eine ungefähre Auskunft reicht mir schon.«
    »Lebendspenden sind relativ selten«, gab Wellner missmutig von sich. »Bei uns vielleicht eine, maximal zwei pro Jahr. Für die Entnahme beim Spender zahlt die Kasse sechstausendfünfhundert Euro. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    »Noch nicht ganz. Gibt es in Ihrer Klinik einen Transplantationsbeauftragten?«
    »Nein. Für so einen überflüssigen Posten geben wir nicht auch noch Geld aus.«
    »Kommen Sie denn der Meldepflicht von Hirntoten bei Eurotransplant nach?«
    »Sicher. Wenn Ihre Kollegen sich durch meine Bücher gewälzt haben, werden Sie feststellen, dass alles korrekt ist.«
    »Ich danke Ihnen für das informative Gespräch. Sie können jetzt gehen.«
    Steffen Wellner erhob sich und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Martin blieb noch einen Augenblick sitzen und dachte nach.
    Er war unschlüssig, was er von der ganzen Sache halten sollte. Wellner war auf jeden Fall verdächtig. Fragte sich nur, wessen er sich schuldig gemacht hatte. Für beide Fälle hatte er ein Alibi, wenn auch kein wasserdichtes für Bielmann. Wenn Wellner etwas mit den Fällen zu tun hatte, war sich Martin sicher, dass ein Typ wie er Drecksarbeit nicht selbst erledigte. Außerdem blieb noch das Mordmotiv zu klären. Bisher war keins in Sicht und das machte Martin nervös.
    Er rappelte sich auf und ging zu den Kollegen nach nebenan. Alle hatten das Gespräch von dort mitverfolgt und diskutierten nun darüber. Auch Dieter war inzwischen zurückgekommen.
    »Also, Wellners Zeitangaben stimmen mit der Auskunft vom Taxiunternehmen überein«, sagte Paul.
    »Aber das bedeutet nicht, dass er zu Hause geblieben ist«, spekulierte Michael. »Er könnte mit dem Ferrari doch noch zum Treffpunkt gefahren sein. Dann würde auch der Todeszeitpunkt passen. Und das mit der Panne und dem Taxi hat er zwecks Alibi nur vorgetäuscht.«
    »Zutrauen würd ich ihm das.« Martin setzte sich auf die Kante des Schreibtisches. »Wir sollten den Ferrari von der Spusi checken lassen. Vielleicht finden sich Spuren aus dem Wald.«
    »Wenn Wellner die Panne geplant hat, ist er sicher nicht so dumm und hinterlässt Spuren am Wagen«, gab Dieter zu bedenken.
    »Wir versuchen es trotzdem. Immerhin hat er die E-Mail auch nicht besonders erfolgreich gelöscht. Ich

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