Innere Werte
und Peter Bielmann. »Morgen ist Weihnachten und ich bin fast sicher, dass ich es nicht besonders genießen kann.«
»Klar kannst du.« Dieter trat zu ihm und schlug ihm auf die Schulter. »Karla wird schon dafür sorgen.«
Martin lächelte dankbar und kehrte zum Schreibtisch zurück. »Morgen früh sehen wir uns nochmal alle hier, aber ab Mittag ist Schluss. Über die Feiertage machen die Kollegen Dienst.«
Kurz darauf verabschiedeten sich die Männer.
»Was wollte eigentlich die Klärfrau von dir?«, fragte Paul auf dem Weg zum Parkplatz.
»Neugierig, was?« Amüsiert betrachtete Michael den Kollegen, der nur mit den Schultern zuckte. »Georgia hat mich für den zweiten Weihnachtsfeiertag zum Brunch eingeladen, den sie für ihre Freunde veranstaltet.«
»Die kennt dich doch kaum.«
»Aber offensichtlich habe ich einen bleibenden Eindruck hinterlassen.«
»Und, gehst du hin?«
»Klar. Ich absolviere das Familien-Pflichtprogramm morgen, dann hab ich die Feiertage für mich.«
»Magst du sie?«
Michael dachte einen Moment über die Frage nach. »Ja, ich glaube schon.«
»Sie ist auch wirklich nett. Mal was anderes. Nicht eine von diesen oberflächlichen Dingern, die du sonst so im Schlepptau hast.«
»… sprach Paul Fischer, der Frauenkenner, und verschwand in den Feierabend«, kommentierte Michael das Gesagte.
53
Im Zimmer war es stockdunkel.
Wo bin ich?, überlegte Katrin und wollte sich aufrichten. Doch jemand hatte seinen Arm um sie gelegt. Einen kurzen Moment, dann erinnerte sie sich: Tobias und Wodka. Sein Kopf lag an ihrer Schulter. Sie vergrub ihre Nase in seinem Haar. Gut roch er. Und so warm war er. Trotz der schrecklichen Situation, in der sie sich befand, fühlte sie sich im Augenblick wohl und geborgen. Mit Tobias verstand sie sich gut. Irgendwie waren sie auf der gleichen Wellenlänge. Als sie sich noch vor wenigen Stunden gefragt hatte, warum sie ausgerechnet zu ihm gegangen war, war die Antwort erschreckend ernüchternd ausgefallen. Zum einen hatte sie tatsächlich niemanden, an den sie sich in ihrer Situation wenden konnte. Ihre Freundin war zwar herzensgut, aber eine Tratschtante. Geheimnisse hatte sie noch nie für sich behalten können. Zum anderen nahm sie an, dass die Polizei sie bei Tobias am allerwenigsten suchen würde. Natürlich konnte sie nicht wissen, ob Tobias sie nicht doch verraten würde, allen Grund dazu hätte er wohl. Aber er schien ihr wirklich zu glauben. So bestand zusätzlich noch die Chance, über ihn Informationen von der Polizei zu bekommen.
Als sie jetzt darüber nachdachte, wusste sie, dass da noch ein anderer Grund gewesen war, der sie hierher geführt hatte. Ihr Gefühl. Gleich bei der ersten Begegnung hatte sie gespürt, dass Tobias ein lieber Mensch war, der Verständnis für andere hatte. Katrin entschied, Tobias war etwas Besonderes.
»Wie spät ist es?«, fragte sie ins Dunkel, als Tobias sich rührte.
Er griff neben die Couch und knipste eine Stehlampe an. Aus verquollenen Augen guckte er sie an und blinzelte. Katrin lächelte über sein Aussehen und fragte erneut: »Weißt du, wie spät es ist?«
Tobias räusperte sich und rieb sich die Augen. Auf seinen Ellbogen gestützt betrachtete er Katrin einen Augenblick schweigend.
»Zeit, dich endlich zu küssen«, sagte er dann leise und legte seine Lippen sanft auf die ihren. Sie erwiderte seinen zärtlichen Kuss und schlang die Arme um ihn. Anschließend hielten sie sich fest in den Armen, wie Ertrinkende, die sich an ihren Retter klammerten.
54
Als Martin am nächsten Morgen ins Büro kam, warteten dort bereits seine Kollegen. Sie setzten sich sofort zusammen, um das heutige Vorgehen zu besprechen.
»Ich war heute Morgen ganz früh bei Gleisinger«, berichtete Michael. »Aber er ist nicht zu Hause. Eine Nachbarin meinte sich zu erinnern, dass er über Weihnachten zu Freunden fahren wollte. Mir kam’s so vor, als ob sie auf alles und jeden im Haus ein Auge wirft. Ich hab sie beauftragt, hier anzurufen, wenn er auftaucht.«
»Na, das fängt ja gut an!« Martin seufzte.
»Der gönnt uns wenigstens ein paar Feiertage«, sagte Paul und lümmelte sich auf seinem Stuhl herum.
»Ja«, fuhr Dieter fort, »und das scheint auch auf diesen verdammten Saab und Katrin Buhr zuzutreffen. Alle wie vom Erdboden verschwunden. Von der Fahndung gibt’s jedenfalls nichts Neues.«
»Dann können wir doch eigentlich nach Hause gehen, oder?«, fragte Paul und blickte in die Runde.
»Das würde dir so
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