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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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von Peter nicht besonders. Er war ihr gegenüber immer so abweisend und herablassend. Sie war sicher, dass er ihr, selbst wenn er etwas wüsste, nichts sagen würde.
    Katrin wusste, wo Nico Kreuzer arbeitete. Er war Versicherungsfachangestellter bei der Versicherungsagentur Klopp. Zwanzig Minuten später betrat sie das Bürogebäude und suchte sein Zimmer. Nico war erstaunt, sie zu sehen. Ohne Umschweife kam Katrin auf den Grund ihres Besuches zu sprechen. Er versuchte, sie auf heute Abend zu vertrösten. Hier im Büro waren ihm private Unterhaltungen zum einen verboten, zum anderen unangenehm. Doch Katrin ließ sich nicht abwimmeln und so erfuhr sie, dass Peter tatsächlich Geld erwartet hatte, womit er den neuen Drachen kaufen wollte.
    »Er hat gesagt, er würde etwas verkaufen, das ihm fünftausend Euro einbringt.«
    »Peter hat nichts, was so viel wert ist«, sagte Katrin kopfschüttelnd.
    »Das hab ich auch gesagt, aber er meinte, er hätte was. Er hat ein ziemliches Geheimnis daraus gemacht.«
    »Meinst du, er hat krumme Dinger gedreht?«
    »Keine Ahnung.«
    Von einer Affäre wusste Nico angeblich nichts. Als Katrin ihn mit der Tatsache, dass er mit Nutten verkehrte, konfrontierte, gab er das widerwillig zu, stritt aber ab, Peter jemals mitgenommen zu haben. Dann kam Katrin auf den Aidstest zu sprechen.
    »Peter hat mir nur mal von irgendwelchen Untersuchungen, die er machen musste, erzählt. Vielleicht hat er den Aidstest gemeint.«
    »Wieso musste?«
    »Er brauchte das angeblich, damit das mit dem Drachen was wird.«
    »Was ist das für ein wirres Zeug? Das gibt doch keinen Sinn.«
    »Ich kann dir nur sagen, was er gesagt hat. Ich habe angenommen, dass er sich durchchecken lässt, um fit für den Frühling zu sein, wenn’s dann wieder in den Himmel geht.«
    »Unsinn, das hat er noch nie gemacht. Außerdem braucht man zum Fliegen ja wohl keinen Aidstest in der Tasche.«
    Nico gab Katrin zu verstehen, dass er weiterarbeiten musste. So verließ sie Peters Freund und war nicht weniger verwirrt als zuvor.

14
     
    Bisher hatte Anja sich immer sehr sicher gefühlt. Nie war ihr ernsthaft in den Sinn gekommen, dass es mal Probleme geben könnte. Alles war so reibungslos gelaufen, dass sie die Gefahr, die mit ihrem lukrativen Nebenjob verbunden war, völlig außer Acht gelassen hatte. Anja Schulte war eine absolute Kämpfernatur, unerschrocken, berechnend und zäh. Immer auf der Suche nach potenziellen Kunden, an denen sie sich bereichern konnte. Das Geschäft lief gut, ohne Frage. Je mehr die Menschen in den Strudel des Konsumwahns gerieten, desto mehr Kunden konnte sie akquirieren. Darüber, dass sie jedesmal die Grenze zur Legalität überschritt, dachte sie nie nach. Im Gegenteil. Ihr Selbstwertgefühl war derart überschätzt, dass sie sich wie die gute Fee aus dem Märchen vorkam, die die Lösung finanzieller Probleme anbot. Sie fühlte sich unverwundbar, von Udo Gleisinger mal abgesehen. Die kleine Ratte hing ihr Monat für Monat am Portemonnaie. Der reinste Parasit. Für ihn war sie sicher sowas wie der Jackpot in Raten. Das ärgerte sie zwar, aber sie musste es hinnehmen. Es blieb ihr gar nichts anderes übrig, wenn Gleisinger weiterhin schweigen sollte.
    Warum, zum Teufel, war er damals nicht gestorben? Warum ausgerechnet dieser Bielmann, dessen Freundin jetzt so einen Aufstand probte? Die würde ihr noch das ganze Geschäft kaputt machen. Die Welt war doch ungerecht.
    Während Anja dem nahegelegenen Schlosspark entgegenging, spürte sie dieses unangenehme Gefühl, das sich seit gestern in ihr breit machte und das sie so gut wie gar nicht kannte. Sie fragte sich, wann sie zuletzt diese Art von Angst empfunden hatte. Sie erinnerte sich an den Tag vor siebzehn Jahren, als sie Lothar so plötzlich verloren hatte. Damals hatte sie auch wahnsinnige Angst gehabt. Eine Angst, die über das Gefühl der Trauer um den verlorenen Ehemann noch hinausgegangen war. Lothar hatte sie mit sechsundzwanzig Jahren mit einem vierjährigen Sohn zurückgelassen. Und sie hatte nicht gewusst, wie ihr Leben weitergehen sollte. Rückwirkend betrachtet, hätte ihr Leben gar nicht besser laufen können. Sie war sich sicher, dass die Ehe mit Lothar nicht ewig gehalten hätte. Sie hatten geheiratet, als sie mit einundzwanzig schwanger wurde. Ihre große Liebe war Lothar nie gewesen und so war sie über den ersten Schock, nach seinem Tod allein zurechtkommen zu müssen, schnell hinweggekommen. Tobias alleine großzuziehen, war einfacher,

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