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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Paul.
    »Eine? Hier waren gerade zwei!«, raunzte Martin den jungen Mann an. »Wenn du dich in Zukunft nicht besser im Griff hast, wirst du keine Vernehmungen mehr durchführen. Du hast eine mögliche gute Zusammenarbeit mit dem engsten Angehörigen des Opfers gefährdet. Hast du alles vergessen, was du mal gelernt hast?«
    »Immer muss man sich im Griff haben«, rief Paul laut. »Egal, wie bescheuert sich die Leute benehmen.«
    »Genauso ist es«, gab Martin ruhig zurück. »Und wenn du damit ein Problem hast, bist du in diesem Beruf völlig falsch.«
    »Du hast dich beim Verhör auch nicht immer im Griff. Du wirst oft genug laut.«
    »Dann habe ich auch allen Grund dazu.«
    »Ach, Scheiße!« Paul stand auf, schob den Stuhl heftig nach hinten weg und lief in den Flur.
    Martin fuhr sich durch die Haare. Eigentlich hatte er keine Lust, sich neben diesem Mordfall auch noch um Pauls Probleme zu kümmern. Denn ein Problem hatte der Junge. Das war offensichtlich. Beim nächsten Ausrutscher würde er ihn sich zur Brust nehmen müssen. Schließlich sollte sein Team auch weiterhin so gut zusammenarbeiten wie bisher.
     
    »Was ist denn bei euch los gewesen?«, empfing Dieter den Kommissar, als er das Büro betrat. »Paul kam mit hochrotem Kopf hier reingerannt, hat sich seine Jacke geschnappt und verkündet, dass er jetzt Mittag macht.«
    »Der muss sich wohl mal abreagieren. Irgendwie ist ihm eine Laus über die Leber gelaufen. Ich weiß ja auch nicht.« Seufzend setzte sich Martin an seinen Schreibtisch. Aber noch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, gab es von Michael schon die nächste Information.
    »Ich hab mit diesem Dr. Holt gesprochen. Und das ist jetzt wirklich richtig seltsam. Bielmann kam mit ganz bestimmten Vorstellungen, was er untersucht haben wollte. Zum einen ein EKG und einen Allergietest, zum anderen einen Aids- und einen PSA-Test. PSA ist die Abkürzung für prostataspezifisches Antigen. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das ein Eiweißstoff, den die Prostata produziert zum Verflüssigen von Sperma. PSA gehört zu den Tumormarkern und wird in der Regel nur bei Verdacht auf Prostatakrebs oder im Rahmen einer Vorsorge gemessen. Die wird aber erst ab fünfundvierzig Jahren durchgeführt und von der Kasse übernommen. Einen Aidstest hatte Bielmann schon mal vor einem Jahr gemacht. Aus ärztlicher Sicht bestand also auch kein Verdacht auf Aids, so dass er beide Blutuntersuchungen selbst hätte bezahlen müssen, genauso wie die Blutentnahme. Das waren in seinem Fall also reine Wunschleistungen, sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen.«
    »Und was ist daran so seltsam?«
    »Kaum war das Blut abgenommen, ist er mitsamt allen Röhrchen, dem Ergebnis vom EKG und vom Allergietest verschwunden. Das war vor drei Wochen.«
    »Der kann das doch nicht einfach mitnehmen?«, sagte Dieter verwundert.
    »Warum nicht, ist doch sein Blut.«
    »Aber was wollte er damit?«
    »Für mich ist der Fall völlig klar.« Gespannt richteten sich die Blicke auf Michael. »Er hat sein Blut verkauft, denn Vampire sind unter uns«, scherzte er.
    »Aus Twilight entsprungen, oder was?«
    »Jetzt mal im Ernst. Das war doch nicht normal.« Martin machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Merkwürdig ist es auf jeden Fall«, sagte Dieter bestimmt. »Warum hat er die Bluttests nicht machen lassen? Er ist doch extra deswegen zum Arzt gegangen.«
    »Vielleicht hat er es sich einfach anders überlegt.«
    »Aber einen Aidstest. Wenn man den machen will, …«
    »… hat man meistens fremdgevögelt«, vollendete Michael Dieters Satz.
    »Das wollte ich nicht sagen, aber bitte. Jedenfalls hat das meist einen gravierenden Grund. Dann verschiebt man den Test nicht.«
    »Aus Angst vor dem Ergebnis vielleicht doch.«
    »Oder aus Geldmangel«, überlegte Martin. »Liegt bei ihm ja nahe.«
    »So teuer sind die gar nicht. Der Aidstest kostet nur achtzehn, der PSA ungefähr zwanzig Euro.«
    »Also, wenn er es sich anders überlegt hätte, hätte er das Blut doch einfach in der Praxis zum Entsorgen lassen können. Warum hat er es mitgenommen?«
    »Vielleicht hatte er was anderes damit vor.«
    Martin runzelte die Stirn. »Das ist doch Quatsch. Völlig abwegig. Ich rufe die Buhr jetzt an und frag sie, ob sie was darüber weiß.«

13
     
    Katrin legte das Telefon langsam auf die Kommode zurück und starrte es nachdenklich an. Dass Peter einen Aidstest hatte machen wollen, war ihr neu. Das verwirrte sie. Warum machte man einen solchen Test?

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