Innere Werte
irgendwie unpassend in seinem länglichen Gesicht mit der schmalen Nase. Theo war kein besonders hübscher Mann.
Susanne kannte ihn nun schon seit neun Jahren. Zu Anfang hatte er als Caddie beim Golfen für ihren Mann gearbeitet, um sich Geld für sein Medizinstudium zu verdienen. Wie sie von Steffen wusste, kam er aus ziemlich armen Verhältnissen. Er beschrieb Theo immer als starken, angriffslustigen Typ, dem Konflikte Spaß bereiteten. Steffen war der Meinung, dass das seine Art von Kontaktaufnahme war.
Der junge Arzt war oft anstrengend, weil er Widerstand leistete, seine Meinung sagte und sich nicht einfach anpasste. Trotzdem oder gerade deswegen mochte ihn Steffen und war überzeugt, dass er prima in sein Team passte. Er sagte immer: Wir brauchen starke Kämpfertypen, die etwas erreichen wollen. Als Theo sein Studium beendet hatte, hatte Steffen Wellner ihn sofort in der Humboldt-Klinik als Assistenzarzt angestellt.
Auch Susanne mochte Theo von Anfang an. Er war ein guter Zuhörer und immer nett zu ihr. Ob es aufgesetzte Freundlichkeit oder wahres Interesse war, wusste sie nicht und es war ihr auch egal. Seine Art, mit ihr umzugehen, tat ihr gut.
»Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht«, sagte Theo. »Über so was spricht er nicht mit mir.«
»Er muss eine andere haben«, mutmaßte Susanne. »Sexuell läuft schon lange nichts mehr bei uns. Und ohne kann er es nicht lange aushalten.«
»Und du?«
»Was, und ich?«
»Hältst du das denn aus?«
»Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Er will mich einfach nicht mehr. Ich komme mir so blöd vor. Biedere mich hier an und kriege glatt eine Abfuhr. Ich hätte es mir denken können. Wie bescheuert von mir.«
»Hey!« Theo nahm ihr Gesicht in seine Hände und streichelte ihre Wangen. »Mach dich nicht so klein. Du bist eine tolle Frau. Und wenn er dich nicht will, ist er schön blöd.« Theo musterte Susanne, wie er es schon so oft getan hatte. Sie war eine hübsche, schlanke Person, immer liebenswert und höflich. Aber sein größtes Interesse galt ihrer großen Oberweite, auf die er jetzt ungehindert blicken konnte. Ihr BH hatte die Brüste in attraktive Position gerückt und bedeckte nur knapp ihre Brustwarzen. Am liebsten hätte er sich zu ihnen hinuntergebeugt, um sie zu küssen. Aber er kannte die Frauen, schließlich war er eingefleischter Single mit regelmäßigen One-Night-Stands. Bei Susanne war eine so forsche Vorgehensweise nicht angebracht. In ihrem Zustand sowieso nicht. Eine Runde Trösten war angesagt.
»Ich überlege mir schon länger, mich scheiden zu lassen. Das hat doch alles keinen Sinn mehr.«
»Ich glaube, du solltest nicht so viel grübeln.« Sanft kraulte er ihr den Nacken.
»Leichter gesagt als getan«, entgegnete sie seufzend.
»Tu doch einfach mal, wozu du Lust hast.«
»Das wollte ich hier ja gerade, aber Steffen ist so subtil wie ein Holzklotz.« Seufzend trat sie einen Schritt zurück und begann, sich die Bluse zuzuknöpfen.
Schnell nahm Theo ihre Hände und zog sie wieder nah zu sich heran. Dann nahm er sie in die Arme und streichelte ihren Rücken. Ein tiefer Blick in ihre erstaunten Augen, dann küsste er sie, bis sie seinen Kuss erwiderte. Als er spürte, wie die Leidenschaft in ihr erwachte, löste er sich sanft von ihr.
»Komm«, sagte er nur, knöpfte ihr die Bluse zu und schob sie aus dem Zimmer. Schweigend liefen sie den Gang entlang, fünf Türen weiter bis zu Theos Arztzimmer. Er schloss die Tür ab und nahm sie sofort wieder in die Arme. Unsicher blickte sie ihn an und er wusste, dass ein Kampf in ihr tobte. Aber er würde ihr keine Zeit lassen, darüber nachzudenken, ob das, was sie hier tun würden, richtig oder falsch war. Theo begehrte diese Frau und da spielte es auch keine Rolle, dass sie die Frau seines Chefs war. Schließlich hatte der gar kein Interesse an ihr und sich anderweitig orientiert.
Gerade wollte sie etwas sagen, als Theo ihr den Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss verschloss. Susanne war für einen kurzen Moment überrascht, welch unglaubliches Gefühl dieser Kuss in ihr hervorrief. Wie sehr ihr das gefehlt hatte, wurde ihr in diesem Augenblick bewusst.
»Wie lange ist es her?«, fragte er dicht an ihrem Ohr.
»Ich weiß nicht genau. Vielleicht fünfzehn Monate«, sagte sie mit leiser Stimme, in der Verlegenheit mitschwang. Dieser Umstand machte die Frau für Theo noch viel reizvoller.
»Ich bin sicher, du hast inzwischen nichts verlernt.« Theo lächelte sie verschmitzt an. »Das ist
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