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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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auch wenn sie sich seit neun Jahren immer wieder begegneten. Was wusste sie von ihm? So gut wie nichts. Sie hatte Lust, das zu ändern.

16
     
    Nach Feierabend hatte Anja Schulte eingekauft, ein heißes Bad genommen und mit ihrem Sohn Tobias zu Abend gegessen. Nun saß sie auf dem Sofa und blätterte in einem Frauenmagazin, während Tobias oben in seinem Zimmer für sein Studium lernte. Als das Telefon klingelte, griff sie gedankenverloren danach.
    »Schulte, hallo?«
    »Hier ist Katrin Buhr. Ich wollte hören, ob Ihnen noch was zu meinem Freund eingefallen ist.«
    Sofort setzte sich Anja kerzengerade auf und überlegte fieberhaft, was sie nun sagen sollte.
    »Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?«, hakte Katrin nach.
    »Ich wundere mich nur, wie Sie an meine Telefonnummer gekommen sind.«
    »Das spielt doch keine Rolle, oder?«
    »Frau Buhr, bitte glauben Sie mir, mit dem Tod Ihres Freundes habe ich nichts zu tun.« Sie schlug einen sanften, warmen Ton an. »Es tut mir wirklich unendlich leid, was da geschehen ist, aber mit mir hat das nichts zu tun. Ich würde Ihnen gerne helfen, wenn ich könnte.«
    »Sie schlagen ja plötzlich ganz andere Töne an«, entgegnete Katrin mit einer Prise Sarkasmus in der Stimme. »Und trotzdem, ich weiß nicht warum, kann ich Ihnen nicht glauben. Zumindest haben Sie Peter Geld gegeben. Das habe ich hier schwarz auf weiß. Das können Sie kaum abstreiten.«
    »Vielleicht hat er sich von mir das Geld erhofft, aber ich schwöre, von mir hat er nichts bekommen.«
    »Sie lügen, aber Sie werden schon noch die Wahrheit sagen. Wenn nicht mir, dann vielleicht der Polizei?« Gespannt wartete Katrin, wie Anja auf diese Ankündigung reagierte.
    »Ich könnte denen auch nichts anderes sagen wie Ihnen«, antwortete sie prompt und ganz souverän.
    »Ja, wahrscheinlich würden Sie die Herren genauso hinters Licht führen wollen wie mich. Und die würden es sicher auch noch glauben.«
    »Leider muss ich das Gespräch jetzt beenden. Auf Wiederhören!«
    Wütend drückte auch Katrin die rote Taste, schleuderte das Handy auf den Beifahrersitz und stieg aus. Sie stand vor dem Haus, in dem Anja Schulte wohnte. Von der Bero-Bank aus war sie ihr gefolgt. Entschlossen ging sie nun zur Haustür und drückte auf die Klingel. Anja öffnete und erschrak. Mit diesem Besuch hatte sie nicht gerechnet. Sie wollte die Tür sofort wieder schließen, doch Katrin stellte ihren Fuß dazwischen und drückte sie kraftvoll auf.
    »Seien Sie nicht albern.«
    »Ich rufe die Polizei, wenn Sie nicht gehen«, drohte Anja.
    »Prima!« Katrin lachte. »Dann können wir denen ja gleich die Verbindung zu Peter erklären.«
    Anja überlegte. Diese Frau würde ihr keine Ruhe lassen. Das war dann wohl der Zeitpunkt für Steffens vorgeschlagene Variante.
    »Also gut«, seufzte sie. »Aber lassen Sie uns vor der Tür reden. Mein Sohn muss das nicht alles mitbekommen.«
    Katrin war misstrauisch. Wollte sie sie nur loswerden und ihr dann die Tür vor der Nase zuschlagen? Nein. Es schien tatsächlich so, als ob sie ihr etwas zu sagen hatte. Endlich!
    Anja vergrub die Hände in den Taschen ihrer Jacke, die sie sich schnell übergeworfen hatte.
    »Ich erzähle Ihnen, was ich weiß, dann lassen Sie mich für alle Zeit zufrieden. Denn lebendig macht das Peter auch nicht mehr.« Anja setzte ein trauriges Gesicht auf und fuhr fort: »Das Geld wollte ich Peter tatsächlich geben. Aber er war dann vorher verschwunden.«
    »Warum wollten Sie ihm Geld geben? Sind Sie der heilige Samariter, oder was?« Katrins abfälliger Ton reizte Anja so, dass sie antwortete: »Nein, der bin ich nicht, aber ich bin, beziehungsweise war, Peters Geliebte.«
    Das saß! Katrin glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Sie starrte Anja mit offenem Mund an und brachte kein Wort hervor.
    »Deshalb auch der Aidstest«, ergänzte Anja. »Es tut mir leid. Wir haben uns ineinander verliebt. Er wollte es Ihnen bald sagen. Bisher hatte er sich nicht getraut.«
    »Seit wann?«, fragte Katrin nur.
    »Unsere Affäre ging seit einem Monat.«
    Bei dem Wort Affäre holte Katrin unvermittelt aus und schlug Anja kräftig ins Gesicht. Als sie sich von ihrem Schreck erholt hatte, sagte sie: »Ich kann Sie verstehen, und es war auch nicht meine Absicht, Ihnen weh zu tun. Aber das Leben geht manchmal seltsame Wege.«
    Hasserfüllt blickte Katrin die Frau an. Sie konnte nichts mehr sagen. Der Kloß in ihrem Hals war zu groß und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wollte nicht, dass

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