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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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geklärt werden konnte, dass es sich um einen Michelin-Winterreifen vom Typ Alpin A4 205/65 handelt. Dieser Reifen hat ein besonders auffälliges Profilmuster.« Martin zeigte den Männern die Fotos von der KTU. »Leider ist er keine Seltenheit. Dann haben wir noch verschiedene andere Parameter, wie Radstand und Anordnung der Reifen. Fazit sämtlicher Merkmale und Vermessungen ist, dass das spurenverursachende Fahrzeug tatsächlich neben dem Kanaldeckel gehalten hat. Und er fuhr von den Kleingärten aus in Richtung Rudolf-Vogt-Straße, was sich auch mit der Beobachtung von Simon deckt. Wir können also davon ausgehen, dass es sich dabei um das Täterfahrzeug handelt.« Martin zog ein weiteres Blatt heraus. »Ich habe mir den Wetterbericht im Hinblick auf die Reifenspuren angesehen. Es hat etwa fünf Stunden vor Bielmanns Kanalreise aufgehört zu regnen. Das heißt, dass sich die gefundenen Spuren nicht lange vor der Tat in den Untergrund gedrückt haben müssen, als der Boden wenigstens leicht angetrocknet gewesen war, sonst wären sie im Matsch verlaufen, vom Regen stärker verwaschen oder unkenntlich.«
    »Wir müssen also nur noch den Wagen finden, dann ist es bis zum Täter nicht mehr weit.« Dieter lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor dem Bauch.
    »Das ist dann mal wieder die berühmte Nadel im Heuhaufen«, sagte Paul resigniert.
    »Statt rumzujammern, solltest du dich lieber freuen, dass wir so konkrete Spuren haben«, wies Martin Paul zurecht. »Und lass deine schlechte Laune nicht an uns oder deiner Arbeit aus. Das fängt langsam an zu nerven.« Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen, dann fuhr Martin fort. »Die Analyse der grünen Kunststofffasern ist auch abgeschlossen. Wie wir schon wissen, handelt es sich um Einmalhandschuhe. Allerdings, und das ist sehr interessant, sind es nicht irgendwelche Handschuhe, sondern medizinische.«
    »Medizinische?«, wunderte sich Dieter. Auch die anderen sahen Martin erstaunt an.
    »Die Dinger sind von der Firma Severen und nennen sich Vineril Einmal-OP-Handschuhe. Die dunkelgrüne Farbe dient der einfachen Unterscheidung von Latexhandschuhen. Im Bericht stehen chemische Details und dass sie universell für alle chirurgischen Bereiche einsetzbar sind. Träger sind in der Regel Ärzte, aber auch Patienten mit Latexallergie.«
    »Das ist jetzt aber ziemlich merkwürdig.« Michael stand auf und ging hin und her. »Wir haben medizinische Fäden an Bielmanns Leiche, medizinische Handschuhe am Kanal, verschwundene Blutproben, fehlt uns nur noch der Mediziner, der das alles benutzt hat.«
    »Du hast recht«, nickte Martin bestätigend. »Das alles kann kein Zufall mehr sein.«
    »Vielleicht haben wir es mit irgendeinem Quacksalber zu tun, der Menschen auseinandernimmt oder Operationen übt«, spekulierte Dieter. »Vielleicht ein Medizinstudent, der für sein Studium praktische Übungen macht, oder eine Studentenverbindung.«
    »Und Bielmann ist bei diesen Spielchen hops gegangen und musste entsorgt werden, oder was?« Paul winkte ab. »Das ist doch verrückt.«
    »Nein, nein. Moment mal!« Martin fuhr sich durch die Haare. »Das klingt gar nicht so dumm. Überlegt mal: Bielmann wurde vor seinem Tod operiert. Eine Operation, von der seine Freundin nichts wusste. Offensichtlich hat er ein ziemliches Geheimnis darum gemacht. Warum?«
    »Vielleicht war ihm die Operation peinlich«, mutmaßte Paul.
    »Vielleicht hat er aber auch Geld dafür bekommen. Er sollte doch fünftausend Euro kassieren für irgendeinen Verkauf. Was, wenn er seinen Körper als Probant verkauft hat?«
    »Du meinst, als Testperson für medizinische Studien?«
    »Genau. Und weil das viele nicht gut finden, insbesondere die Freundin, erzählt man das nicht.«
    »Ich finde das auch nicht gut«, sagte Paul. »Das ist doch krank.«
    »So verwerflich ist das gar nicht«, meinte Dieter. »Ein menschlicher Arzneimitteltester unterstützt die Wissenschaft. Man braucht solche Leute. Bevor man Medikamente auf den Markt bringt, muss man sie doch testen. Letztendlich kann nichts den Menschen ersetzen, weil es nichts Vergleichbares gibt.«
    »Also mir könnten sie bezahlen, was sie wollen. Ich würde das nicht machen.«
    »Für Geld macht manch einer alles Mögliche.«
    »Aber fünftausend Euro dafür, ein paar Pillen zu schlucken?«, wandte Michael ein. »Unrealistisch, wenn ihr mich fragt.«
    »Gar nicht!« Dieter setzte seine Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. »Die Honorare sind

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