Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
Vom Netzwerk:
andere Verwandte?«
    »Nein. Ich bin sozusagen der Letzte. Ihre Eltern und ihre Schwester, also meine Frau, leben nicht mehr und weitere Geschwister gibt es nicht.«
    »Was ist mit dem Vater von Tobias?«
    »Der ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Da war Tobias vier Jahre alt. Und den Kontakt zur Familie von dieser Seite hat Anja abgebrochen.«
    »Wie verstehen Sie sich mit Tobias?«
    »Sehr gut.« Herr Tinzmann lächelte. »Tobias ist ein prima Kerl. Und es zerreißt mir fast das Herz, mit anzusehen, wie er jetzt leidet. Im Moment ist er in seinem Zimmer.«
    »Geht er schon arbeiten?«
    »Nein. Er studiert Physik im zweiten Semester an der Uni in Mainz.«
    »Wissen Sie, wie das Studium finanziert wird?«
    »So weit ich weiß durch seine Mutter.« Ein schmerzlicher Zug legte sich auf sein Gesicht.
    »Wird der Junge jetzt finanzielle Probleme haben?«
    »Das glaube ich nicht. Anja hat gut verdient und sicher was zur Seite gelegt. Außerdem ist das Haus hier Eigentum. Meine Schwägerin hat es vor drei Jahren gekauft und renovieren lassen.«
    »Wie lange werden Sie bleiben, Herr Tinzmann?«
    »Das kommt darauf an, wann die Beerdigung ist.«
    »Ich denke, der Leichnam ihrer Schwägerin wird diese Woche freigegeben. Aber zuvor muss natürlich noch jemand die Tote identifizieren.«
    »Darüber habe ich mit Tobias auch schon gesprochen. Ich wollte das für ihn übernehmen, aber er will seine Mutter noch mal sehen.«
    »Hoffentlich kippt er uns dann nicht wieder um«, sagte Paul fast vorwurfsvoll, weshalb Martin ihn scharf ansah.
    »Ich kann ja auf jeden Fall mitgehen«, schlug Herr Tinzmann vor.
    »Wir machen das so schnell wie möglich, aber zuerst möchte ich mit Tobias sprechen. Könnten Sie ihn bitte holen?«, bat Martin.
    Der Onkel nickte und ging nach oben.
    »Wenn wir mit unserem Gespräch fertig sind«, wandte Martin sich an Paul, »fährst du mit den beiden in die Rechtsmedizin. Ich bleibe hier und schaue mich mit der Spusi ein bisschen um.« Martin wusste, dass man für gewöhnlich der Wahrheit näher kam, wenn man sich die Wohnung des Opfers ansah.
    Da hörten sie die Männer auch schon die Treppe hinunterkommen. Herr Tinzmann entschuldigte sich, um draußen eine zu rauchen, während Tobias die Polizisten begrüßte und ihnen die Hand reichte.
    »Na, geht’s ein bisschen besser?«, fragte Martin und legte dem Jungen die Hand auf die Schulter.
    »Ja, geht schon. Der Arzt hat mir ein Beruhigungsmittel gegeben. Damit ist es einigermaßen erträglich.«
    »Meinst du, du kannst mir ein paar Fragen beantworten?«
    Tobias nickte und setzte sich auf die Couch.
    »Wann hast du deine Mutter zuletzt gesehen?«, begann Martin und nahm wieder in einem der eckigen Ledersessel Platz.
    »Ich bin mit ihr zusammen weggefahren. Das war Samstagabend, etwa um halb neun. Sie hat mich am Supermarkt rausgelassen, weil ich noch was einkaufen sollte. Sie ist dann allein weitergefahren, zu irgendeinem Termin.«
    »Weißt du, wo oder mit wem sie den Termin hatte?«
    »Nein, das hat sie nicht gesagt.«
    »War das eher außergewöhnlich oder kam das öfter vor?«
    »Termine hatte sie ständig. Aber sie hat nie gesagt, mit wem. Sie war viel unterwegs. Oft ist sie auch spät von der Arbeit gekommen. Immer wieder musste sie Überstunden machen.«
    »Hatte deine Mutter einen Freund?«
    »Nein.« Tobias überlegte. »Das heißt, nicht, dass ich wüsste. Über sowas haben wir nie gesprochen. Zumindest war nie einer bei uns.«
    »War am Samstag irgendetwas anders als sonst?«
    »Nein, gar nichts.«
    »Kannst du mir sagen, wie der Tag ablief?«
    »Sie war in der Stadt und ist um halb drei nach Hause gekommen. Da war Udo schon da und hat auf sie gewartet.«
    »Wer ist Udo?«
    »Der kommt so alle drei bis vier Wochen zu uns.«
    »Ein Bekannter?«
    »Ja. Ich glaube, sie kennt ihn aus der Bank.«
    Bei Martin schrillten sofort die Alarmglocken. »Wie heißt er mit Nachnamen?«
    »Keine Ahnung. Meine Mutter hat ihn mir nur als Udo vorgestellt.«
    »Hast du den Namen Peter Bielmann schon mal gehört?«
    Tobias überlegte eine Weile. »Nein. Kommt mir nicht bekannt vor. Wer ist das?«
    »Ein Mann, den deine Mutter auch aus der Bank kannte und der letzte Woche ermordet wurde.« Martin zog ein Foto von Bielmann heraus und hielt es Tobias hin.
    »Ermordet?« Tobias blickte erst Martin, dann das Foto an und schüttelte den Kopf. »Den kenn ich nicht. Glauben Sie, dass das was mit meiner Mutter zu tun hat?«
    »Wir wissen es nicht.« Martin nippte an

Weitere Kostenlose Bücher