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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Wenigsten merkt man zuvor etwas an.«
    »Jedenfalls«, sagte Dieter abschließend, »gab’s auf der Arbeit scheinbar keine Probleme.«
    »Was ist mit Kunden?«, hakte Martin nach. »Nicht jeder bekommt seinen Kredit bewilligt. Ich könnte mir vorstellen, dass solche Kunden mehr oder weniger unzufrieden sind. Vielleicht gab’s da irgendwelche Drohungen oder aggressive Verhaltensweisen?«
    »Ja, daran hab ich auch schon gedacht, aber niemandem war in der Richtung was bekannt. Außer ständigen Nachfragen einiger abgelehnter Kunden und ganz vereinzelt mal eine Beschimpfung, war nichts Auffälliges.«
    »Hast du die Namen von diesen Kunden?«
    »Nein, schien mir im Augenblick noch nicht so wichtig.«
    »Und das ist es auch nicht«, sagte Milster.
    »Das finde ich schon«, widersprach Martin.
    »Bis jetzt sehe ich keinen wirklichen Anhaltspunkt für einen Mord.«
    »Trotzdem werde ich in alle Richtungen ermitteln, zumindest bis für mich sicher feststeht, dass es kein Mord war.«
    »Aber vergessen Sie bei Ihren Ermittlungen den Fall Bielmann nicht«, mahnte Milster.
    »Es ist nicht das erste Mal, dass wir zwei Fälle gleichzeitig bearbeiten müssen«, erinnerte Martin seinen Chef. »Also«, wandte er sich an Dieter, »organisiere bitte eine Liste dieser Kunden.«
    Dieter nickte nur und ärgerte sich, dass er das nicht gleich veranlasst hatte. Er hätte wissen müssen, dass Martin danach fragen würde.
    »In dem Fall ist alles noch ziemlich undurchsichtig«, erklärte Martin und sah die Kollegen der Reihe nach ernst an. »Bisher haben wir uns nicht mit dem Sohn unterhalten können und in der Wohnung haben wir uns auch noch nicht umgesehen. Wie geht es dem Jungen, Paul?«
    »Sein Onkel hat ihn nach Hause gebracht und der Arzt meinte, wir könnten heute mit ihm sprechen.«
    »Das ist gut. Es gibt jede Menge Fragen und zu wenige Antworten.«
    »Na, dann ändern Sie das, aber schnell, wenn’s geht«. Milster steuerte in Richtung Tür. »Morgen früh geht eine Pressemitteilung raus und ich möchte den Fall schnellstens als gelöst präsentieren.«
    Ja, dachte Martin, das ist alles, woran der Alte denkt. Hauptsache gut dastehen und die Statistik aufwerten.
    »Sollte es wider Erwarten bis dahin was Neues geben, lassen Sie es mich wissen.« Damit verabschiedete er sich und nickte den Männern zu, ehe er verschwand.
    »Ihr habt den Mann gehört«, sagte Martin. »Also, lasst uns schnell ein paar Antworten auf unsere Fragen finden. Und wir fangen bei Tobias Schulte an.« Er stand auf und winkte Paul zu sich, als Zeichen, dass er mitkommen sollte.

30
     
    Sie fuhren die Biebricher Allee entlang, die die Verbindungsstraße von Wiesbaden nach Biebrich war. Diese Alleestraße war von beeindruckenden alten Villen gesäumt und vermittelte einen eleganten Eindruck. Zur Linken sahen sie eines der Wahrzeichen dieses Stadtteils, den Biebricher Wasserturm. Dieses markante Ziegelsteinbauwerk bestand vorwiegend aus hellen Klinkern und hatte eine Kupferkuppel, die mit vier Ochsenaugen versehen war. Mit seinen fast fünfzig Metern Höhe überragte der Turm die prachtvollen Häuser und war aufgrund seiner exponierten Lage weithin sichtbar.
    Minuten später standen sie nun zum zweiten Mal vor dem alten Kutscherhaus. Diesmal öffnete ein großer, kräftiger Mann die Tür und bat Martin und Paul hinein. Er stellte sich als Klaus Tinzmann, der Schwager von Anja Schulte, vor. Martin schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Ein gequälter Zug um den Mund und der Blick aus kleinen, blauen Augen ließen ihn traurig aussehen.
    Die Männer nahmen in dem großen Wohnzimmer Platz, in dem sie bereits gestern gesessen hatten. Die Einrichtung, größtenteils Designerstücke, ließ auf guten Geschmack und teuren Lebensstil schließen.
    Herr Tinzmann bot ihnen Kaffee an, den er in der angrenzenden offenen Küche zubereitete, während er von seiner Schwägerin erzählte. Sie sei eine sehr lebenslustige, selbstbewusste Frau gewesen. Aber er war nie besonders gut mit ihr ausgekommen. Wenn sie sich höchstens einmal im Jahr trafen, gab es immer wieder Streitereien. Er schob das auf ihren Egoismus und zugegebenermaßen auch auf seine Dickköpfigkeit.
    »Bei uns beiden ist wohl der Wunsch, recht zu behalten, immer größer gewesen, als mal zu überlegen, ob der andere vielleicht doch richtig liegt«, erklärte er, als er die Tassen auf den Tisch stellte. »Aber Anja war außerdem perfekt darin, die Realität immer wieder an ihre Vorstellungen anzupassen.«
    »Gibt es noch

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