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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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Anhaltspunkt in irgendeiner Richtung werden Sie doch wohl schon haben.«
    »Das Wesentlichste an dem Fall ist wohl die Tatsache, dass Anja Schulte unser Opfer aus der Kläranlage gekannt hat. Es kann also kein Zufall sein, dass beide so kurz hintereinander starben. Stellt sich nur die Frage, worin genau der Zusammenhang besteht. Was verband die beiden, dass sie zu Opfern wurden?«
    »Handelt es sich bei der Schulte denn auch zweifelsfrei um Mord?«
    »Auf den ersten Blick kommt auch Selbstmord infrage, denn für ein Fremdeinwirken fehlt jeglicher Hinweis, zumindest an der Leiche. Laut Rechtsmedizin ist Anja Schulte nicht missbraucht worden oder hatte vor ihrem Tod Geschlechtsverkehr. Außerdem gibt es keine Verletzungen, die auf einen Raubmord schließen lassen. Auch die gefundenen Kleidungsstücke waren unbeschädigt. Nicht mal die Taschen von Hose oder Jacke waren umgestülpt, wie meistens bei hastigen Plünderungen.«
    »Es gibt ja auch keinen einleuchtenden Grund, warum man sein Opfer nach einem Raub ausziehen sollte«, warf Dieter ein. »Das macht gar keinen Sinn.«
    »Es sei denn«, gab Michael zu bedenken, »der Mörder will eine falsche Spur legen und vom Tatmotiv ablenken.«
    »Das scheint mir nicht logisch.« Paul drehte nachdenklich einen Kugelschreiber zwischen den Fingern. »Man muss doch bedenken: Je länger er sich am Tatort aufhält, umso größer ist die Gefahr, entdeckt zu werden. Also, warum sollte er sich die Zeit dafür nehmen?«
    »Aber es war doch mitten in der Nacht, mitten im Wald. Da ist diese Gefahr wohl eher gering.«
    »Also, Herrschaften«, Milster erhob sich, legte die Hände hinter seinem Rücken zusammen und begann, auf und ab zu schreiten. »Raubmord ist meiner Ansicht nach auszuschließen. Ein Sexualdelikt im herkömmlichen Sinne kommt wohl auch nicht infrage. Da liegt doch ein Selbstmord ziemlich nahe, würde ich sagen.« Er zog wieder an seiner Pfeife. »Und, ehrlich gesagt, wäre mir das auch am liebsten. Dann hätten wir einen Fall weniger zu beackern. Also, je schneller wir das untermauern können, desto besser.«
    »Da gibt es noch eine Reihe Ungereimtheiten, die zu klären wären«, sagte Martin.
    »Nämlich?« Milster wirkte ungeduldig.
    »Zum einen der Schriftzug ›Bitch‹ auf dem Waldboden. Ich habe gerade eben den Bericht vom Erkennungsdienst gelesen und die meinen, dass diese Kratzspuren nicht älter als vierundzwanzig Stunden sind. Außerdem hat man dort Faserspuren gefunden, die nicht von der Kleidung der Toten stammen. Sie vermuten, dass es sich um Fasern von Handschuhen handelt.«
    »Schon wieder Handschuhe«, murmelte Paul.
    »Es ist doch die Frage, ob das überhaupt im Zusammenhang mit der Toten steht.« Milster schüttelte den Kopf.
    »Davon gehe ich auf jeden Fall aus. Im Autolack von Anja Schultes Wagen war dasselbe Wort eingeritzt.«
    »Sieht für mich irgendwie nach Selbstjustiz aus.« Fragend blickten die Männer Paul an und er erklärte: »Vielleicht hat die Frau es mit jedem getrieben. Deshalb diese Art der Zurschaustellung und das Wort ›Bitch‹ am Tatort.«
    »Wer nennt eine Frau ›Bitch‹?«, fragte Dieter dazwischen.
    »Jemand, der sie für ein Flittchen hält, und ihr das übel nimmt«, gab Michael zur Antwort.
    »Sie meinen eine Beziehungskiste?« Milster schüttelte den Kopf. »Glaub ich nicht.«
    »Ich finde das nicht so abwegig«, erklärte Martin. »Immerhin sind neunzig Prozent aller Morde Beziehungsdelikte.«
    »Aber meine Herren, jetzt überlegen Sie doch mal. Die Frau lässt sich doch von einem Mörder nicht freiwillig nackt auf den Waldboden legen. Selbst wenn sie betrunken war. Das kann ich mir nicht vorstellen. Da müsste sie ja schon bewusstlos sein.«
    »War sie ja vielleicht auch«, sagte Paul und zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht, vielleicht. Ich will keine Spekulationen. Haben Sie noch irgendwelche Fakten, Sandor?«
    Fakten, Fakten, dachte Martin ärgerlich. Scheint das Einzige zu sein, was ihn interessiert. Nur durch Spekulationen und diese Art von Brainstorming in der Gruppe kam man doch Schritt für Schritt weiter. Aber wahrscheinlich hatte Milster auf seinem Posten inzwischen den Blick dafür verloren.
    Also berichtete Martin von den Ergebnissen der Rechtsmedizin und schloss mit den Worten: »Die erhöhte Dosis Kalium im Blut ist merkwürdig.«
    »Hört sich nach jemandem an, der sichergehen wollte«, ließ sich Michael vernehmen und blickte in Martins nachdenkliches Gesicht.
    »Aber das untermauert doch die

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