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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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vorbereitet gewesen: An jeder Schwelle war ich voll freudiger Erwartung und wenige Sekunden später folgte eine niederschmetternde Enttäuschung. Bis ich jede Hoffnung verlor.
    Malachi legte mir die Hand auf die Schulter. »Können wir weiter? Ich hatte mir vorgenommen, heute noch fünf Gebäude durchzukämmen.«
    Kopfschüttelnd trat Ana aus dem Wohnhaus. »Wir müssen Tempo vorlegen, Leute, sonst werden wir nie fertig.«
    Langsam stand ich auf. »Geht voran.«
    Malachi zog die Brauen zusammen. »Es kann Tage dauern, bis wir sie finden. Das ist dir klar?«
    »Ja. Ich … ich hab nur nicht gewusst, wie man sich dabei fühlt.«
    »Lela, ich dachte, du würdest dich nicht so leicht unterkriegen lassen, aber jetzt zweifle ich allmählich«, blaffte mich Ana an. »Das war schon immer eine aussichtslose Sache. Du musst dich darauf gefasst machen, dass wir sie nicht finden.«
    »Das ist nicht hilfreich«, warnte Malachi sie.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und ging einen Schritt auf ihn zu. »Was möchtest du denn, dass ich sage? Ich habe nicht vor, die Wahrheit zu beschönigen, wie du es tust. Allmählich frage ich mich, warum ich überhaupt hier bin. Ich meine – du und ich, wir sollten patrouillieren, das Nest suchen. Stattdessen sind wir hier und suchen in einer Millionenstadt nach einer einzelnen Person.«
    »Dann geh«, erwiderte er mit ausdrucksloser Stimme. »Wenn es das ist, was du –« Plötzlich zog etwas hoch über unseren Köpfen seine Aufmerksamkeit auf sich. Ich folgte seinem Blick, aber dann sah ich nur noch seinen Brustpanzer, denn er packte mich, drückte mich an sich und taumelte rückwärts. Hinter uns fluchte Ana, was das Zeug hielt.
    »Was …« Ich versuchte mich zu befreien, aber er ließ mich nicht los. Dann hörte ich es: ein grauenhaftes, dumpfes Klatschen. Ich erstarrte in Malachis Armen. Er atmete schwer, hielt mich fest umschlungen. Dann legte sich seine Hand auf meinen Hinterkopf und meine Wange wurde gegen seinen gravierten Brustharnisch gepresst.
    »Daran werd ich mich nie gewöhnen.« Ana klang, als würde sie sich gleich übergeben.
    Malachi sah mir in die Augen. Die seinen waren tieftraurig. »Wir machen jetzt kehrt und nehmen uns einen anderen Block vor.«
    »Malachi«, sagte ich und drückte ihn weg. »Lass mich los. Was ist da gerade passiert?«
    Ob er nicht wollte oder es nicht über sich brachte, sein Klammergriff lockerte sich nicht. »Ein Selbstmord.«
    Ich hörte auf, mich zu wehren, und schluckte schwer. »Willst du damit sagen, dass gerade jemand von diesem Gebäude gesprungen und neben uns gelandet ist?« Meine Stimme war ganz leise.
    Malachi nickte langsam, ohne den Blick von mir zu wenden.
    »Malachi, Lela, gehen wir.«
    Er schaute über die Schulter und nickte, dann wandte er sich wieder mir zu. »Ich lass dich jetzt los.« Es war mehr eine Frage als eine Mitteilung.
    »Mit mir ist alles in Ordnung. Du brauchst mich nicht zu beschützen.« Ich hoffte, dass er den kalten Schweiß auf meiner Haut nicht bemerkte.
    Er lächelte wehmütig. »Tut mir leid. Das war ein Reflex. Das nächste Mal werde ich meine Hände lassen, wo sie sind.« Er ließ die Arme sinken.
    »Das hab ich nicht gemeint«, murmelte ich.
    Natürlich drehte ich mich genau in die falsche Richtung. Das Wrack eines menschlichen Körpers lag vor mir. Eine Sekunde später sah ich ihn nicht mehr, weil ich mir nur noch ausmalte, wie mein eigener Körper von der Klippe gestürzt und hart aufgekommen war. Ich war hart aufgekommen.
    Kein Geräusch drang durch das Dröhnen in meinen Ohren, kein Wort übertönte mein Schreien, kein Gedanke bezwang die Erinnerung, die mich endlich eingeholt hatte: die letzte Erinnerung an mein irdisches Leben.
    Ich erwachte auf einer Pritsche.
    In dem Dämmerlicht sah ich unsere Ausrüstung ordentlich aufgereiht an der Wand. Ich lag in dem Schlafzimmer des Hochhauses, wo wir die letzte Nacht verbracht hatten. Eine Weile rührte ich mich nicht und versuchte mich zu erinnern, was passiert war, nachdem Malachi mich losgelassen hatte, war aber zu abgelenkt durch die Stimmen, die durch die geschlossene Zimmertür drangen.
    »… deine Arbeit machen. Was ist eigentlich in dich gefahren? Vor gerade mal einer Woche war deine Arbeit alles, was dir wichtig war, und das hat mir eingeleuchtet. Und jetzt?«
    »Jetzt hab ich ein zusätzliches Ziel.« Es war nicht ganz einfach, Malachi zu verstehen, der deutlich leiser und ruhiger sprach. Möglichst geräuschlos setzte ich mich

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