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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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dann sah ich ihm in die Augen. »Ich bin auf Felsen gefallen. Daran hab ich mich plötzlich erinnert, als ich den Mann gesehen habe, wie er …«
    Schwer atmend beugte ich mich vor, drückte meine Stirn an seine Knie. Er legte den Arm um mich, zog mich an sich, schob den anderen Arm unter meine Knie und trug mich ins Wohnzimmer.
    Dann setzte er sich mit mir auf dem Schoß auf die Couch. Ich drückte mein Gesicht an seinen Hals, verlangsamte meinen Atemrhythmus, indem ich mich dem seinen anpasste und konzentrierte mich auf die Wärme seiner Hand, als er seine Finger mit meinen verschränkte.
    Als die Panik nachließ, legte ich den Kopf auf seine Schulter und prägte mir die Konturen seines Gesichts ein, seine markante Nase, seine Brauen, sein Kinn. Ohne groß darüber nachzudenken, folgte ich den Linien mit den Fingerspitzen. Als ich ihn berührte, schloss er die Augen und lehnte sich in meine Hand.
    »Malachi, was ist mit dem Mann passiert, der gesprungen ist? Du hast gesagt, man wüsste nicht, wo man hinkommt, wenn man stirbt …«
    Er neigte den Kopf und ließ mich sein Haar streicheln. »Ich bin überzeugt, dass er wieder am Selbstmordtor auftaucht. Selbstmord ist nie der Ausweg, auf den man hofft. Wenn du dich umbringst, gelangst du wieder an das Stadttor und wirst hereingeführt. Es gibt ein paar Bewohner, die unaufhörlich in diesem Kreislauf stecken. Vertieft in ihre Probleme merken sie nicht, dass sie nie an einemanderen Ort ankommen. Die Torwächter kennen sie schon. Sie müssen immer wieder ganz von vorn anfangen.«
    »Ana hat gesagt, die Mazikin bekommen auch wieder eine Chance für einen Neuanfang, wenn ihr sie tötet. Kann man sie denn nicht auf Dauer loswerden?«
    Malachi nahm meine andere Hand und legte sie an seinen Hals, auf die Narbe aus seinem letzten Kampf mit Juri. »Ich glaube nicht, dass es noch zu meiner Zeit geschehen wird. Die einzige Möglichkeit, sie für immer zu verbannen, besteht darin, dafür zu sorgen, dass kein einziger mehr in der Stadt verbleibt. Solange auch nur einer hier ist, kann er andere reinholen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten schon Dutzende Mazikin-Nester in Brand gesetzt, aber anscheinend kommt immer einer davon.« Sein leises Lachen klang traurig. »Vielleicht haben sie schon alle meine Tricks durchschaut.«
    Ich schlang die Arme um seine Brust und drückte ihn. Er hatte so viele Jahre gekämpft. Und jetzt hatte er das Gefühl, versagt zu haben. Als würde er seine Aufgabe unerledigt zurücklassen. Das war nicht fair. Offensichtlich trieben sich die Mazikin schon seit Urzeiten in der Stadt herum und befielen die Körper von Selbstmördern. Leichte Opfer, hatte Ana sie genannt. Aber da kam mir ein Gedanke. »He, du hast doch gesagt, Mazikin schaffen es nie durch den dunklen Turm. Warum deponiert ihr sie nicht einfach dort?«
    Er drückte meine Hand an sich, als wünschte er sich noch mehr Nähe. »Genau das haben die Wächter lange Zeit getan. Bis ich vor vielen Jahren eine Mazikin verhörte, die zugab, dass die Tötung des besessenen Körpers die menschliche Seele aus dem Reich der Mazikin befreit. Was, wenn die ewige Inhaftierung der Mazikin im dunklen Turm auch die menschliche Seele im Reich der Mazikin festhält? In alle Ewigkeit verdammt zu Sklaverei und Leiden? Ich konnte mir nicht vorstellen, das zu erlauben, wenn es eine andere Lösung gab. Nicht alle waren derselben Meinung. Mit Takeshi habe ich deshalb jahrelang gestritten, doch er wollte nicht damit aufhören. Aber nach seinem … Tod … übernahm ich die Leitung. Ich verbot den Wächtern, Mazikin in den Turm zu stecken.«
    Er warf mir einen gequälten Blick zu. »Sie tun es natürlich immer noch. Ich bestrafe sie, wenn ich sie erwische, aber ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Aber das ist der Grund, warum ich nie einen Mazikin am Leben lasse. Wenn ich doch damit eine menschliche Seele befreien und sie an den Ort ziehen kann, an den sie gehört?«
    »Würde das nicht heißen, dass die Seele einfach wieder hierher kommt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht immer. Es hängt von den Betreffenden ab, von dem Fortschritt, den sie wo auch immer gemacht haben.« Er verstummte und als er weitersprach, klang seine Stimme heiser. »Lela, wenn du nicht bald vor den Richter trittst, stirbst du. Verstehst du das?«
    »Wo käme ich dann hin?«
    »Du könntest wieder vor dem Selbstmordtor landen, wenn du nichts gegen dein Sterben tust, aber du wärst dann nicht mehr dieselbe wie jetzt. Du würdest in die

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