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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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sagen.«
    Er duckte sich und ich machte mich auf einen Angriff gefasst. Darauf reagierte er nur mit seinem eigentümlichen Lächeln. »Entspann dich. Mach, was dir dein Instinkt rät.«
    Dann würde ich dich küssen und nicht kämpfen.
    Die Vernunft schaltete sich ein und rief die fröhlich feiernden Hormonen zur Ordnung. Darauf folgte ein heftiger innerer Konflikt, der mich völlig von Malachis Attacke ablenkte. Im nächsten Moment schlug er ähnlich wie ein Mazikin mit klauenartig verkrümmten Händen zu. Gerade noch konnte ich mich unter seinem Arm wegducken und ihm nach einer Drehung einen Hieb in die Nieren verpassen.
    »Wow«, rief er erfreut und rieb sich den Rücken. »Das war hübsch. Probier das noch mal.«
    Die nächste Stunde war unheimlich lustig. Anstrengend, aber lustig. Diesmal gab er mir weniger Anweisungen, erläuterte nur ein paar Grundsätze, statt mir genau zu sagen, was ich tun sollte. SeineAttacken waren gnadenlos einfallsreich, in der Ausführung aber sanft. Er wollte mir nicht wehtun, sondern mich dazu bringen, dass ich mich wehrte, und zwar notfalls mit schmutzigen Tricks.
    »Du wartest zu lang, ehe du mich fertigmachst«, klagte er. »Du stehst immer da und schaust, wie ich reagiere. Dasselbe hast du bei den beiden Mazikin-Frauen gemacht. Tu das nicht, wenn du noch einmal angegriffen wirst. Kämpf, bis sie sich nicht mehr rühren, wenn du zuschlägst. Erst dann hörst du auf.«
    Wieder holte ich aus, aber wie immer wich er irrsinnig schnell aus, diesmal mit einem Sprung zur Seite. Er griff nach meinem Bein und ich entwand mich mit einer Drehung, rutschte auf dem Kies aus, konnte mich aber aufrecht halten. Das Problem: Mein unbeholfenes Rudern gab ihm die Sekunde, die er brauchte, und schon war er hinter mir. Sein Arm schlang sich um meinen Hals, aber diesmal brachte mich das, man höre und staune, kaum aus der Ruhe.
    Ich befreite mich und konnte ihn sogar aus dem Gleichgewicht bringen. Im Rausch des Triumphes sprang ich ihm auf den Rücken, als er taumelte, schlang ihm die Arme um den Hals und hielt mich mit aller Kraft fest. Er lachte, stolperte, packte meine Knie und drehte sich im Kreis. Ich schmiegte mich an und biss ihn spielerisch in die Schulter – ich konnte nur noch staunen über mich selbst. Er schnappte nach Luft und sank auf ein Knie, dann fing er wieder an zu kichern.
    »Zurückbeißen. Darauf bin ich noch nicht gekommen.«
    Auch ich lachte, vor allem aus Erleichterung, dass er mir mein verrücktes Verhalten nicht übel nahm.
    »Vermutlich, weil ein echter Mazikin eklig schmeckt«, sagte ich,
während du ziemlich gut schmeckst
. »Aber jetzt bist du jedenfalls durch mein Gift gelähmt. Also erzähl mir von Bratislava.«
    »Na schön. Ich gebe auf. Ich bin dir ausgeliefert, bitte, sei gnädig. Lass mich los, dann erzähl ich dir von Bratislava.«
    Ich drückte ihn noch ein bisschen, weil es sich so irre gut anfühlte. »Du meinst, ich soll dich nicht beißen, bis du dich nicht mehr rührst? Na gut, dein Pech.« Ich ließ meine Hände über seine Brust und seine Schultern gleiten, ließ ihn zögernd los und fragte mich,was mit der echten Lela passiert war, und freute mich gleichzeitig, dass dieses kokette Wesen vorübergehend an ihre Stelle getreten war.
    Er drehte sich um und sah mich feierlich an. »Du bist in jeder Hinsicht die Kämpferin mit den schmutzigsten Tricks, die mir je begegnet ist.« Er setzte sich auf den Kies und staubte sich die Hände an der Hose ab. »Das ist übrigens ein Kompliment. Nun denn. Bratislava ist eine schöne Stadt. Sie liegt an einem Fluss, am Ufer der Donau, und sie ist alt, hat eine lange Geschichte. Mitten drin, auf einem Hügel steht eine riesige Schlossruine. Ich weiß nicht, ob die Stadt den Krieg überstanden hat. Wahrscheinlich sieht sie heute ganz anders aus. Keine Ahnung, zu welchem Land sie heute gehört. Früher war es die Tschechoslowakei, aber im Krieg hat sich das geändert.«
    Ich setzte mich neben ihn. »Malachi«, sagte ich leise, »ich will etwas über
deine
Stadt erfahren, nicht über
die
Stadt.«
    Er lächelte reumütig, weil ich ihn bei dem Versuch ertappt hatte, mich mit der billigen Reiseleiterversion abzuspeisen. »Meine Stadt war ein Viertel mit engen kopfsteingepflasterten Gassen. Mein Vater hatte ein Schuhgeschäft und wir wohnten direkt darüber. Aber ich war kaum zu Hause. Ich bin immer meinem Bruder Heshel und seinen Freunden nachgerannt und hab versucht, irgendwie mitzuhalten.«
    »Waren sie brave oder böse

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