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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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war, sondern eine langweilige Sandbank. Die Arbeiter an den zahlreichen Docks und Fischverarbeitungsstätten waren größtenteils kräftige Männer mit unscheinbaren Gesichtern, sehr ähnlich den Leuten, mit denen ich Bus gefahren war. Ich würde nicht behaupten, dass sie mich anstarrten, aber ich fühlte mich dort auch nicht gerade willkommen. Gewiss war dies die Ursache für Garrets Ablehnung der männlichen Bevölkerung; er bezog sich auf diese mürrischen Bootsleute.
    Das Blockhaus, in dem sich die Eisfabrik befand, rasselte und röhrte, laute Lastwagen kamen und gingen. Doch aus einem höher gelegenen Fenster einer der Fischfabriken lächelte mich eine hübsche Frau an, und als ich ging, wurde ich von einigen weiteren Frauen in einem offenen Blockhaus ebenfalls mit einem Lächeln bedacht. Sie saßen an langen Tischen und flickten Netze.
    Die meisten von ihnen waren schwanger.
    Ich ließ die harmlos wirkende Szenerie und das Tagwerk der Menschen hinter mir. Mein Appetit war gewachsen seit meinem Eis mit Mary, und plötzlich freute ich mich auf das Mittagessen mit ihr am kommenden Tag. Auch meine Verabredung zum Abendessen mit dem gut gelaunten Mr. William Garret hatte ich nicht vergessen, doch ich bedauerte, keine Neuigkeiten über seinen verschwundenen Kollegen in Erfahrung gebracht zu haben. Als in der Ferne eine Glocke dreimal läutete, wurde mir bewusst, dass ich keine weiteren vier Stunden bis zum Abendessen durchhalten würde, also wanderte ich die Hauptstraße gen Norden entlang und verließ den dichter bewohnten Bereich der Stadt.
    Inzwischen setzte mir die Hitze ganz schön zu. Ich beförderte mein Sakko und die Krawatte in die Aktentasche und marschierte weiter. Wie Lovecraft war ich daran gewöhnt, täglich längere Strecken zu Fuß zurückzulegen. Vielleicht ist der Meister ebenfalls diese Straße entlanggegangen, grübelte ich. An beiden Seiten des Weges standen Bäume. Die beschauliche Ruhe der Szenerie kam mir sehr gelegen nach der unangenehmen Angelegenheit mit Cyrus Zalen.
    Ah!, dachte ich, als mir der Briefkasten am Ende einer langen, staubigen Auffahrt auf der westlichen Straßenseite auffiel. Darauf stand der Name Simpson, und ich war augenblicklich versucht, Zalens schrägen Ratschlag zu befolgen und hineinzugehen, um mich Marys Stiefvater und Kindern vorzustellen, doch dann besann ich mich eines Besseren. Mary hatte angedeutet, dass es ihrem Stiefvater nicht gut ging. Warte lieber noch damit, lautete meine weise Entscheidung. Wenn es das Schicksal wollte, dass ich ihrem Stiefvater begegnete, sollte Mary zugegen sein.
    Möglicherweise erzeugte die plötzliche Abgeschiedenheit den Gedanken, doch als ich weiterging, hatte ich das höchst unangenehme – geradezu sprichwörtliche – Gefühl, beobachtet zu werden. Durch die Bäume auf der küstenwärtigen Seite konnte ich recht weit sehen; ich vermochte sogar den Rand von Innswich Point auszumachen, aber ostwärts? Dort lauerte der Wald tief und dunkel. Lediglich mit dem Grenzbereich meines Gehörsinns, könnte ich schwören, hörte ich etwas sich verstohlen bewegen. Bloß ein Waschbär, höchstwahrscheinlich, oder einfach nichts weiter als Einbildung, aber dann stieg mir ein köstlicher Duft in die Nase. Der Stand am Straßenrand und die Räucherei lagen direkt vor mir, und jetzt lockte das einfache Schild mich: ONDERDONK & SOHN. RÄUCHEREI – MIT FISCH GEFÜTTERTE SCHWEINE. Große, eingepferchte Schweine – fünf an der Zahl – grunzten, als ein junger Mann in den frühen Zehnern ihren Trog mit gekochten Stinten und anderen Köderfischen füllte. Erfreut stellte ich fest, dass am Straßenrand mehrere Fahrräder und zwei Kraftfahrzeuge geparkt waren, deren Besitzer sich am Stand anstellten. Es war immer schön, ein florierendes Gewerbe zu sehen.
    Als ich an die Reihe kam, wurde ich von einem wettergegerbten Mann in Overall bedient, der eine eingedellte Eisenbahnermütze trug und vermutlich der Namensgeber dieses Unternehmens war. »Was darf es sein, Fremder?«, erkundigte sich eine raue Stimme mit leichtem europäischen Akzent.
    Ich sah keine Speisekarte. »Es riecht wirklich köstlich. Was haben Sie anzubieten, Sir?«
    »Schweinenacken-Sandwiches oder Hachsen mit Bohnen. Die meisten nehmen den Schweinenacken. Einen besseren werden Sie nicht finden, und wenn’s nicht schmeckt, müssen Sie’s nicht bezahlen.«
    »Das klingt vertrauenerweckend!«, erwiderte ich erfreut. »Das nehme ich.« Einen Augenblick später wurde mir ein Sandwich mit

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