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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ging, und obwohl sie sich durch einen dunklen Bereich bewegte, erkannte ich langes, graues Haar, was mir sagte, dass es sich nur um Marys Stiefvater handeln konnte; Walter half ihm, zu dem behelfsmäßigen Bett zu gelangen.
    Ein seltsames, protestierendes Geräusch erklang, als er das Bett endlich erreicht und sich unter großen Schwierigkeiten hineingelegt hatte. Ich konnte so gut wie nichts im Detail erkennen, aber das große Ausmaß seiner Gebrechen – eine massive Form der Arthritis, mutmaßte ich – war anhand seiner gebeugten Gliedmaßen völlig klar. Fehlten an der Hand, die ein Stück Karton aufhob, um sich damit Luft zuzufächeln, etwa … einige Finger?
    »Hier hast du etwas Wasser, Opa«, sagte Walter und brachte ihm eine der Blechdosen. Aus dem mir zu Verfügung stehenden Blickwinkel sah ich nur, dass Walter die Dose vorsichtig anwinkelte, damit er daraus trinken konnte. Bei dem überlauten Schluckgeräusch zog ich die Augenbrauen hoch.
    »Ähm, Opa«, setzte Walter an. »Da draußen war ein Mann. Er ist ein Freund von Mom, und sein Name ist Foster Morley …«
    Die schrecklich gelähmte Gestalt schien sich aufzusetzen, und währenddessen sah ich eine tragisch unnatürliche Verdrehung ihres Rückgrats. Aber es waren Walters Worte, die seine Bewegung ausgelöst hatten.
    »Und er … er hat mir das hier gegeben.« Der Junge zögerte, dann zeigte er den Zehndollarschein. »Damit ich Mom ein paar Blumen kaufe.«
    Die Reaktion des Stiefvaters auf diese Information werde ich nie im Leben vergessen.
    Er kam schlingernd hoch, wodurch sich sein Rücken noch weiter durchbog, streckte eine deutlich deformierte Hand aus und stieß dann einen Laut in einer Sprache aus, die ich noch nie zuvor gehört hatte: ein hohes, fast schon gequält klingendes Kreischen, vermischt mit einem tiefen Knurren, das sich zu einem meiner Ansicht nach verrückten lauter und leiser werdenden Quieken vereinte und von einem Klang begleitet wurde, der sich anhörte, als würde Flüssigkeit verspritzt.
    Die Plötzlichkeit – und Unweltlichkeit – des lautstarken Widerspruchs traf mich fast schon körperlich, als hätte man mir einen Ball gegen die Brust geschlagen. Ich taumelte rückwärts, behielt das Stück Fenster jedoch weiterhin im Auge, und alles, was ich sagen kann, über, was ich denke, was ich sah, ist Folgendes:
    Etwas schoss aus den Schatten hervor, die diesen schwachen Mann umgaben. Was dieses Etwas war, kann ich nicht akkurat beschreiben. Es konnte ein Stück Seil oder auch eine Peitsche gewesen sein, das mit klar erkennbarer Bosheit auf den Jungen zuflog. Ich kann nur sagen: Es erinnerte mich an eine Peitsche.
    Diese Peitsche schlug mit einem feuchten, aber resoluten Knall zu und schien Walter die Zehndollarnote aus der Hand zu reißen, um dann wieder zu dem kranken alten Mann zurückzukehren.
    Erneut stieß er diesen Mix aus furchtbaren tiefen Tönen und dem Kreischen aus, und dann folgte dieses schaurige phlegmatische Platschen, woraufhin der Junge vor meinen Augen erbleichte und aus dem Zimmer rannte.
    Eine schlimme Krankheit, fürwahr, hatte diesen armen alten Mann befallen, und zwar nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist.
    Ich konnte das Ganze nicht länger mit ansehen und flüchtete zu der Lichtung hinter dem Haus, stürzte in das Sonnenlicht und einen Schwarm Schmetterlinge und rannte – halb von Sinnen – noch ein ganzes Stück weiter, bis ich den Pfad entdeckte, von dem der Junge gesprochen hatte.
    Über angeborene Defekte und progressive Krankheitsbilder wusste ich herzlich wenig, und obwohl mein Sinn für Mitleid und Mitgefühl ausgeprägt war, musste ich das Bild dieses dementen und unansehnlichen Mannes mit Gewalt aus meinem Kopf verbannen …
    Während ich den Pfad des Jungen entlangging, war ich mir meiner Umgebung mehrere Minuten lang nicht wirklich bewusst. Mein Herz pochte nach all dem, was ich gesehen hatte, wild in meiner Brust, und ich atmete schnell. Nach und nach kam ich wieder zu Sinnen, bis ich innehielt, die Hände auf die Knie stützte und mich ausruhte.
    Mein schneller Abgang von dem verfluchten Haus hatte mich auf einen Trampelpfad geführt, der an beiden Seiten von mannshohem Gras umgeben war. Insekten zirpten, und die Sonne strahlte auf mich herab.
    Es war nur die Dunkelheit in diesem einsamen Haus, dachte ich, und meine Fantasie, die mir das, was ich gesehen habe, grotesk ausgemalt hat.
    Ausgerechnet Cyrus Zalen und seine allzu zutreffenden Vermutungen hinsichtlich meiner

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