Innswich Horror (German Edition)
schlug.
Und die beiden nackten Mädchen am Pier, die eine schwanger und die andere offensichtlich voller Furcht vor einer Schwangerschaft, aber dennoch resignierend … Ihre rätselhaften Worte erklangen immer wieder in meinem leichten Schlummer:
… Es macht mich krank – ihr Zustand, meine ich …
… Dann bist du also noch nicht so weit? …
… Sie zwingen mich hinzugehen – jeden Abend –, bis sie sich sicher sind! …
… Manchmal enden sie so wie Paul …
Die Worte verschwammen ineinander, und dann konnte ich rasiermesserscharf ihre Körper vor mir sehen, ihre strahlende nackte Schönheit, ihre glänzende weiße Haut und ihre femininen Formen, die ich verbotener- und falscherweise zu Gesicht bekommen hatte in all ihrer Exotik …
Möglicherweise war ich eingeschlafen, als diese deutlichen Bilder plötzlich verbannt wurden … durch das von Mary …
Zuerst nur von ihrem schönen Gesicht und ihrer einfachen, ehrlichen Art sowie von einigen ihrer Bemerkungen.
… Ein gut aussehender Gentleman wie Sie mit so guten Manieren hat nie geheiratet? …
Und dann eine teuflische Verschmelzung: der erste faszinierende Blick auf sie, während sie im Baxter’s arbeitete, sich langsam wandelnd zu der schändlichen und ausbeuterischen Fotografie, die ich dem widerlichen Cyrus Zalen abgekauft hatte: Mary, nackt, schwanger und provokativ fotografiert als visuelles Futter für Degenerierte …
Die Endgültigkeit dieses Bildes riss mich aus meinem Schlummer, und ich bin mir sicher, dass ich hörbar aufgestöhnt habe. Die plötzliche Unruhe war – wie ich peinlich berührt zugeben muss –, ein ungezügeltes körperliches Verlangen der höchst sündhaften Art. Ich war fleischlich erregt, und obwohl ich in der Vergangenheit immer mehr als nur einen guten Job geleistet habe, abstinent zu leben, ließ sich die grundlegende Notwendigkeit jetzt nicht unterdrücken. Ich möchte nicht ins Detail gehen, sondern nur sagen, dass mich meine Lust zu dem trieb, wofür einsame Männer bekannt sind, dass sie es in derartigen Momenten der Schwäche tun, und danach – voller Scham – betete ich zu Gott, dass er mir diesen verderbten und höchst unverschämten Angriff auf seine Gnade vergeben möge …
Peinlich berührt lag ich in der Klauenfußwanne, doch dann riss ich erschrocken die Augen auf …
Ich hatte ein plötzliches, nicht zu leugnendes Geräusch vernommen: ein heftiges Einatmen. Es war ein ansprechendes, laszives Geräusch, das mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Frau stammte.
Ich starrte auf die gegenüberliegende Wand, mit einem Male überwältigt von dem Gefühl, beobachtet zu werden. Aber falls dem so war …
Von wo genau?
Ich sprang aus der Badewanne, zog mir einen Bademantel an, und wie ein Paranoiker begann ich tatsächlich, die gegenüberliegende Wand und die Decke über der Wanne abzusuchen. Aber ich stieß auf keinerlei »Guckloch«; Minuten später ärgerte ich mich über meine törichte Überreaktion. Das Geräusch, das ich zu hören geglaubt hatte, war höchstwahrscheinlich ein Überbleibsel meiner Träume, meines ermüdeten Körpers und meines ermatteten Geistes. Um Himmels willen!, spottete ich. Wer sollte ausgerechnet mich bespitzeln?
Mein neuer Pierce-Chronograf, eine Armbanduhr, zeigte mir, dass meine Verabredung zum Abendessen schnell näher kam. Ich puderte mich, putzte mir die Zähne mit einem neuen Produkt, das Listerine-Zahnpasta genannt wurde, und zog meinen Abendanzug an. Auch wenn ich mich auf das Abendessen mit Mr. Garret freute, waren meine Gedanken hauptsächlich bei einer anderen Verabredung: der zum Mittagessen am folgenden Tag mit Mary. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, sie mit meiner erniedrigenden und selbstmissbräuchlichen Tat vorhin beschmutzt zu haben, eine absurde Abstraktion, aber so war ich. Nichtsdestotrotz würde ich nicht gehen, bevor ich nicht eine einfache Sache erledigt hatte.
Ich setzte mich an den kleinen Schreibtisch, der in meinem Zimmer stand, und öffnete meine Aktentasche. Aus dieser holte ich den Ordner hervor, den ich Mr. Zalen abgekauft hatte, und zog das zuunterst liegende Foto von Mary hervor. Mit abnehmender Grimmigkeit erlaubte ich mir, es anzusehen …
Die Schärfe, der Kontrast und die Gesamtklarheit des Bildes schienen mir jetzt noch stärker zu sein als zuvor. Und erneut wirkte diese Fusion von Marys objektiver körperlicher Schönheit mit dem erschreckenden ausbeuterischen Motiv erdrückend auf mich: diese anmutige und überschwängliche
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