Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
verziert mit männlichen und weiblichen
Runen Slaaneshs und mit obszönen hermaphroditischen Insignien. Die Rüstung
schimmerte unnatürlich, schien eingehüllt in unheilvolle Energie. Dies war nicht
lediglich ein Chaospriester, sondern ein Priester der Besessenheit. Er hatte
sich als Wirt einem Dämon überlassen, oder er hatte einen herbeigerufen. Das
Kettenschwert in seiner Hand kreischte. Er brachte seine kurzläufige, großkalibrige
Boltpistole in Anschlag und feuerte ein Explosivgeschoss ab. Es durchschlug ein
Entlüftungsgehäuse neben dem Hauptmann und zischte weiter, bevor es verspätet
in der Luft detonierte.
Der Hauptmann zwang sich, die anstürmende
Dämonette zu ignorieren und feuerte auf den pervertierten Priester zurück. Aber
die Energie, die den Priester wie einen Umhang einzuhüllen schien, lenkte das
Geschoss ab.
Jaq sandte ein Stoßgebet zum
Imperator, sammelte seine psionischen Kräfte und zielte mit dem schlanken schwarzen
Verstärkerstab, in dessen Gebrauch er erst vor kurzem ausgebildet worden war.
»Hinweg mit dir in den Warp!«,
rief er.
Der Verstärkerstab entlud sich.
Die Dämonette fiel vornüber.
Sie rollte sich zu einem Ball aus Stachelschwanz und krallenbesetzten Armen
zusammen, und dieser knotige Ball dämonischer Anatomie sprang wie ein großer
Gummiball über den Schutt näher.
Plötzlich schrumpfte der Ball
so rasch, wie er sich gebildet hatte.
Etwas von der Größe einer Bohne
hüpfte auf Jaqs Stiefel zu — er zertrat es.
Ein weiteres Geschoss des
Hauptmanns wurde von der Abschirmung des Priesters abgelenkt. Dieser schwenkte
das Kettenschwert und kam näher. Er machte sich nicht die Mühe, eine weitere
Granatpatrone zu verfeuern. Sein rabiates Verlangen war offensichtlich: Er
wollte die Servorüstung des Hauptmanns aufschneiden und diesen zergliedern,
nicht aus der Distanz töten.
Jaq richtete den Verstärkerstab
auf ihn. Konnte er so kurz nach der ersten Entladung eine zweite von ausreichender
Kraft aufbieten? Er betete zum Gott-Imperator, bot seine ganze Willenskraft
auf.
Der Stab vibrierte.
Ein orangegelber Lichtschein
umschloss den Chaospriester.
Orangegelb getönte Wolken
wirbelten hinter ihn und verdunsteten. Seine Rüstung wurde ihrer teuflischen
Abschirmung beraubt.
Der Hauptmann feuerte, und die
Geschosse schlugen ins Ziel und detonierten.
Der Chaospriester taumelte
rückwärts. Sein Brustharnisch war aufgerissen, scharlachrotes Blut quoll
hervor.
Es gerann nicht sofort zu einer
schützenden zinnoberroten Kruste, wie es beim Blut eines regulären
Marinesoldaten der Fall war. Es gerann gallertig, Polypen schienen aus dem
mutierten Mann hervorzuquellen. Das Kettenschwert entfiel kraftlosen Fingern,
die Boltpistole polterte auf das Dach. Die gepanzerte Monstrosität brach zusammen
und lag leblos da.
»Wir werden siegen!«, gelobte
der Hauptmann.
Jaq erwachte desorientiert. Die
Nacht lastete auf ihm, dunkel wie die Rüstung der Raven Guard.
Ah, Sabulorb … Shandabar …
So weit in Raum und Zeit
entfernt von Askandar.
Die Raven Guard hatte die
mutierten Geschöpfe des Chaos aus der Stadt und jener Welt vertrieben — und einen
hohen Preis dafür bezahlt.
In dem unablässigen Ringen, die
Auflösung in Schach zu halten, waren die Verluste oft erschreckend. Der Kampf
konnte nur mit den Mitteln geführt werden, die von den Kräften des Chaos
vorexerziert wurden. Jeder, der die Verwüstung und Schändung von Askandargrad gesehen
hatte, konnte sich die universalen, millionenfach multiplizierten Schrecken
vorstellen, die mit Gemetzel, Verseuchung und Verderbtheit, mit Laster,
Mutation und Anarchie über die ganze Galaxis gebracht würden, wenn das Chaos
siegte.
Jaq schloss wieder die Augen
und meditierte unglücklich über die sogenannten Emperors Children, die in Wahrheit
Werkzeuge Slaaneshs waren. Sie waren nicht die Kinder von Ihm auf Erden!
Biologisch waren sie es nie
gewesen, außer in dem Sinne, dass imperiale Wissenschaftler ihre genetische
Saat geschaffen hatten.
Was die wahren Emperors
Children anging, seine unsterblichen Söhne, so fragte er sich nicht zum ersten
Mal, ob sie wirklich existierten.
7
ORGIE
D ie Gebrüder Shuturban waren von dem Rubin stark beeindruckt.
Sie hatten bereits gehört, dass es vor dem Occidens-Tempel zu einem
Schusswechsel gekommen war — und zweifellos auch im Innern, wo überdies ein
Feuer ausgebrochen sein sollte.
Zwei Angehörige des Tempels
waren außerhalb seiner Mauern erschossen worden. Suchtrupps
Weitere Kostenlose Bücher