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Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].

Titel: Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch]. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Watson
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eine
Kapuze über den Kopf gezogen und die Binde von den Augen genommen. Vor den
Augen des Leprakranken unter der Kapuze war ein kleines Fenster oder ein
Bildschirm. Man sagte ihm, er solle einfach hineinschauen und beschreiben, was
er sehen würde.
    »Ich sehe eine schwarze Kugel«,
sagte der Leprakranke. »Gehalten in einer Klammer. Vorn auf der Kugel ist etwas
eingeschnitten, eine Rune ...«
    »Beobachte die Kugel weiter.« Nachdem
der Mann zehn Minuten lang die Wiedergabe angestarrt hatte, ohne dass ihn der
Schlag traf, wurden ihm wieder die Augen verbunden, und man führte ihn zurück
in die Nachbarschaft des Hakim-Krankenhauses. Dort wurde er freigelassen und
bekam fünfzig Schekel in die verstümmelte Hand gedrückt.
    Offensichtlich war der Zwerg,
der sich an ihn herangemacht hatte, ein wundertätiger Fürsprecher des
Schicksals.
    Aus Neugier blieb Grimm in der
Nähe des Krankenhauseingangs.
    Eine halbe Stunde später
taumelte ein schrecklich anzusehender Leprakranker, jetzt nackt bis auf einen
Lendenschurz, schreiend hinaus und rief, man solle ihn mit Wasser übergießen,
weil sein Körper in Brand gesetzt sei. Die geweihte Salbe musste seine
betäubten Nerven tatsächlich stimuliert haben. Da kein Wasser erhältlich war,
wälzte sich der Leprakranke im kalten Straßenstaub, wo er vergebens Kühlung
suchte.
    Während der Oberschenkelknochen
in heißem Paraffin lag und sich langsam vollsog, machte sich Lex daran, mit dem
Laserskalpell Azuls Auge zu bearbeiten. Er hatte keinen Rechner, der ihm half,
Gradienten und Kurven zu projizieren, und er musste den Vorgang auf der gespiegelten
Wiedergabe verfolgen, doch seine kräftigen großen Hände waren geschickt und
präzise. Es wäre staunenswert gewesen, dabeizustehen und ihn zu beobachten — wenn
ein zufälliger Blick in das ungeschützte Auge nicht das Nervensystem des Beobachters
zerstört oder ihn auf der Stelle getötet hätte. Lex selbst trug eine
Schutzbrille mit Scheuklappen, um zu verhindern, dass er das tödliche Auge
unabsichtlich aus den Augenwinkeln sah.
    Um der Symmetrie der Linse
willen musste die Rune an der Vorderseite des Auges abgeschält werden. Diese Rune
war ein Führer zur Schwarzen Bibliothek im Wegenetz — in die sie nicht
zurückzukehren wünschten.
    Aber wie sehnlich würde Jaqs
Orden wünschen, solch einen Führer zu besitzen! Die Inquisition und der Ordo
Malleus mussten enttäuscht werden — obwohl Lex vor Beginn der Arbeit die Rune
vorsichtshalber auf Kamelopardenpergament kopiert hatte. Sollte ein anderer
Navigator in Zukunft bereit sein, das breite Spektrum seiner Warpsicht zu
opfern, konnte eine Nachbildung der Rune in das Auge dieses Freiwilligen
geschnitten werden.
    Sicherlich hatte noch nie
jemand ein Monokel aus dem Schlierenauge eines Navigators gemacht! Die fertige
Linse sollte dünn genug sein, dass Jaq notfalls hindurchsehen konnte. Endlich
war genug Material vom obsidianharten Auge geschält, um eine trübe Linse in
einen dicken Monokelrahmen zu schieben. An Scharnieren hatte er vorn und hinten
dick emaillierte Schutzdeckel.
    Würde der mörderische Blick des
Schlierenauges viel von seiner Wirkung verlieren, nachdem so viel Substanz entfernt
worden war?
    Oder würde sich die Linse sogar
als tödliches Konzentrat erweisen?
    »Ich bezweifle, dass wir
denselben Leprakranken wieder hierherbringen können«, bemerkte Grimm.
»Wahrscheinlich hat er sich inzwischen im Bihishti ertränkt. Trotzdem muss es
eine Person sein, die wir der Linse aussetzen, um sicher zu sein, nicht ein
Affe oder ein anderes Tier ...« Der kleine Mann kratzte sich den Kopf.
    »Aber wir brauchen es nicht
hier zu Hause zu tun. Wir beide sollten einen Spaziergang in eine übel
beleumundete Nachbarschaft machen und warten, bis irgendein Strolch Ärger
macht. Dann wird der Dummkopf selbst schuld sein.« Kein Spaziergang mit Lex.
    Seine Erscheinung würde zu
abschreckend wirken. Ein Spaziergang mit Rakel hingegen ...? So gingen die drei
in das Industriegebiet des Bellygunge-Viertels. Jaq trug seine Kettenrüstung
unter dem Gewand, und Grimm vertraute wie immer seiner gesteppten kugelsicheren
Weste. Rakel trug ein blaues Gewand aus schimmernder Seide über einem wärmenden
Untergewand. Sie würde kein unmittelbares Ziel für Messer oder Kugel sein. Für
versuchte Entführung, gewiss. Aber nicht für Mord.
    Jaq schlenderte Arm in Arm mit
Rakel wie ein großer Herr, der seine Kurtisane zur Schau stellt. Grimm folgte ihnen
in geringem Abstand, ein zwergenhafter

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