Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
einer zentralen
Bühne vollführten männliche und weibliche Akrobaten suggestive Kunststücke. Die
Luft war schwer von Moschus und Patschuli.
Durch diesen Saal gingen sie
weiter zu einer Suite, die für besondere Gäste und Privatgesellschaften
reserviert war.
Der Boden dieser Suite war mit
weichem Teppichboden aus rosafarbenem Flor bedeckt. Auf niedrigen Sofas wölbten
sich Polster und Kissen aus Samt. Dort saßen oder lagen zurückgelehnt einige
fünfzig erwartungsvolle Genusssüchtige, gekleidet in vielfarbige
Seidengewänder. Die meisten waren Männer in mittleren Jahren, ein paar waren
reife Frauen. Die Beleuchtung war gedämpft und rosig. Eine Nymphe, deren Gliedmaßen
und Rumpf mit schwarzen Spiralen bemalt waren, zirkulierte mit einem Tablett
voller Inhalationsmittel unter den Gästen.
Bei jedem Schritt, den sie auf
dem weichen Boden tat, schien ihr bemalter Körper wie eine elastische Feder zu
pulsieren.
»Bitte legen Sie Ihre Stiefel
ab, werte Herren ...« Lex hatte keine Stiefel auszuziehen. Wie verschieden und
wenig anziehend war diese sybaritische Höhle von den beschichteten Stahldecks
einer Ordensfestung. Und wie verschieden von dem schwarzen Interieur von Jaqs verlorener Tormentum Malorum.
»Hab mir die Füße nicht
gewaschen«, murmelte Grimm verlegen, als er seine schweren Soldatenstiefel
auszog.
»Ah«, hauchte Rakel, »da sind
die Shuturbans ...« Zwei Männer erhoben sich von einem weichen Diwan.
Beide hatten gelocktes dunkles
Haar, breite Stirnen, große nasse Augen, Stumpfnasen und extravagante Schnurrbärte.
Die Brüder grinsten breit. Mehrere Zähne waren aus Gold.
»Chor ist der Stämmigere.« Der
Gerissene. Chors rechte Wange zierte die Tätowierung eines Kameloparden, der auf
der Stelle zu trotten schien, wenn er seine Gesichtsmuskeln bewegte.
Sein aufbrausender Bruder trug
einen auf die Wange genähten tiefroten Granatstein. Dieses Karbunkel war wie
eine permanente Eruption aus seinem Innern.
»Entspannen Sie sich mit uns«,
sagte Chor.
Bald saßen Jaq, der Riese, der
Zwerg und die Diebin in ihrer blauen Seide in einem Halbkreis weicher Diwane mit
den beiden Shuturbans. Jaq verweigerte für sich und seine Begleiter
Inhalationsmittel von der federnden Nymphe. Lex beschränkte alle Äußerungen und
Antworten auf Grenzlaute. Grimm beäugte die Nymphe höhnisch. Es war nichts dran
an ihr! »Jemand hat den Occidens-Tempel eines heiligen Gebeins beraubt, das
Oriens gehört«, sondierte Chor Shuturban.
Jaq nickte Lex beiläufig zu. »Ein
Knochen für meinen Bullenbeißer, dass er daran kauen kann. Wir erprobten Rakels
Geschicklichkeit.«
»Sie hat sich sehr verändert.«
»Ihre Heimatwelt ist ein
Zentrum der Gestaltveränderer. «
» Das erzählte sie uns.« Chor beugte sich vorwärts.
»Sie sind Magier der Veränderung? Rakel fragte uns nach transzendentalen
Veränderern.«
»Gibt es hier welche?«
»Identität ist noch immer in
Geheimnis gehüllt, Meister Tod.«
»Ein feiner Rubin kauft viele
Informationen.« Als Jaq den Granatstein an Mardal Shuturbans Wange ansah, schien
dieser mit Mühe einen Wutanfall zu unterdrücken. Dachte Mardal, dass Jaq den
Granatstein unvorteilhaft mit einem Rubin verglich? Der Bruder nahm der vorbeigehenden
Nymphe einen Gummiballon mit Inhalationsmittel vom Tablett, hielt ihn sich unter
die Nase und drückte ihn zusammen. Jaq hörte ihn tief einatmen.
»Man kommt her, um sich zu
entspannen«, bemerkte Mardal.
»Um Spannungen abzubauen.« Chor
forschte weiter. Jaq revanchierte sich mit Gegenfragen. Chor zeigte seinen
Ringfinger.
Auf dem Ring, der wie ein
Siegelring gearbeitet war, befand sich ein Datenchip von der Größe eines halben
Schekels. Vermutlich waren die Pläne und weiteren Details des Gerichtsgebäudes
auf diesem Chip gespeichert. Bevor er den Ring herausgab, wollte Chor mehr
wissen. Doch schien er es nicht sehr eilig zu haben.
Eine Tür öffnete sich wie eine
Irisblende, und die wartenden Genießer seufzten, als ein Wärter einen Käfig auf
Ballonreifen in den Raum schob.
Im Käfig kauerte eine blinde
Mutantin. Als das Fahrzeug auf dem weichen Boden rollte, hielt sie sich an den
Käfigstangen fest. Ihr Körper war schuppig und von einer Beschaffenheit, die
der Kettenrüstung ähnelte, die Jaq an diesem Abend trug. Vielleicht steckte die
Frau tatsächlich in einem anliegenden Catsuit aus Echsenhaut, statt selbst
schuppig zu sein, denn ihr Gesicht war weiß und glatt. Im gedämpften Licht war
es schwierig festzustellen.
Dann
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