Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
entweder
einen Dämon aus seinem Geist vertreiben oder bei dem Versuch, es zu tun,
sterben musste. Er klappte nur die Frontabdeckung hoch.
Natürlich starrte der Gefangene
hin, um zu sehen, was hinter dem Deckel verborgen gewesen war.
Ein gurgelndes Geräusch drang
aus seiner Kehle. Es war, als würde seine Seele von irgendwo in seinem Bauch losgerissen,
zusammen mit der Luft in seinen Lungen.
Seine Augen quollen aus den
Höhlen, Adern platzten und röteten die Augäpfel. Ein Todesröcheln erstickte, als
er seine Zunge schluckte. Sein Gesicht verfärbte sich rotviolett, die dürre
Gestalt zuckte in Krämpfen.
Jaq schloss die Klappe über der
Linse, nahm das Monokel ab und stecke es in sein Gewand. »Du kannst wieder
hinsehen, Grimm.«
Grimm ließ die Handgelenke des
Mannes los, und der Körper fiel vornüber und schlug mit dem Gesicht in den Staub.
Grimm nahm die Augenklinge auf und schlug sie dem Sterbenden in den Rücken,
beinahe bis zum Heft.
»So sieht es natürlicher aus.«
Der kleine Mann nickte zu einer kleinen Gruppe von Zuschauern, die sich in
respektvoller Entfernung versammelt hatte.
Ungehindert verließen sie
Bellygunge. Jaq ging nicht mehr eingehakt mit Rakel, aber sie blieb neben ihm.
Das blaue Seidengewand musste einer Diebin verhasst sein: Es war zu auffallend.
»Tod Zapasnik, der Magier«, murmelte sie.
»Du weißt sehr gut«, erwiderte
er scharf, »dass es lediglich der Kern des Schlierenauges eines Navigators war,
was den Mann tötete.«
»Lediglich«, wiederholte sie
und schauerte. »Wie wird es sein, wenn wir nach Mahabbat gehen, wohin ich von diesen
Strolchen verkauft worden wäre?«
»Hör zu, Meh'lindi«, sagte er, »wir werden an den Ausschweifungen nicht teilnehmen.« Verspätet merkte er, wie
er Rakel angeredet hatte. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, und schweigend
schritt er weiter.
Um das Mahabbat-Viertel zu
erreichen, mussten sie eine Limousine mieten. Sicherheitsbeamte in billigen
kugelsicheren Westen mischten sich vor den Freudenhäusern, Spielhallen, Schlemmerlokalen
und Opiumhöhlen unter die Menge.
Leuchtreklamen blinkten.
MAHABBAT
— ORT DER FREUDE!
HYGIENISCHE
EUNUCHEN!
FREUDENSAFT
NUR FÜNFZIG SCHEKEL!
GEWINNEN
SIE EINE MILLION!
HIMMLISCHE
MÄDCHEN!
HABEN
SIE BESONDERE BEDÜRFNISSE?
Mit kupferfarbener Haut,
durchdringenden blauen Augen und Hakennasen schienen die Sicherheitsbeamten alle
vom gleichen Stamm oder Clan zu kommen. Keiner von ihnen war besonders jung,
und alle trugen ihr dunkles Haar in Knoten zusammengefasst wie große glänzende
Knöpfe auf den Scheiteln.
»Die Rüstungen sehen wie
umgearbeitete Restbestände aus dem Besitz der Imperialen Armee aus«, meinte Grimm.
Natürlich trug auch Sabulorb
mit einem Regiment seiner besten Kämpfer zur Stärke des Imperiums bei: In diesem
Fall Spezialisten für die Kriegführung in Kältewüsten. Das Regiment aus
Sabulorb würde anderswo im Kosmos eingesetzt sein; diese Männer hatten ihre
Dienstzeit abgeleistet und waren zur Heimatwelt zurückgekehrt. Das Zweigbüro
des Departamento Munitorum, das die Rekrutierung überwachte, befand sich nicht
hier in der Hauptstadt, sondern auf einem anderen, raueren Kontinent im Norden.
Dort war der Hauptstützpunkt der planetarischen Armee, die Gouverneur Badshah
von der Hauptstadt fernzuhalten bestrebt war. Im Notstandsfall konnten Truppen
auf dem Luftweg zur Verstärkung der Garnison von Shandabar herangeschafft
werden.
Unterdessen bekämpfte die Masse
der Armee Aufsässige oder untereinander kriegführende Stämme und presste ihre
jungen Krieger zum Militärdienst. Die besten von ihnen wurden nach der
Ausbildung in anderen Teilen des Imperiums eingesetzt.
Die privaten Sicherheitsbeamten
waren mit Maschinenpistolen bewaffnet, lächelten den Passanten aber freundlich
zu. Sie lächelten auch, als Jaq und seine drei Begleiter einer Limousine mit
dunkel getönten Scheiben entstiegen. Offensichtlich hatten interstellare
Erfahrungen diese früheren Angehörigen der Imperialen Armee an die lasterhaften
Genüsse einer Großstadt gewöhnt, obwohl sie keine verweichlichten Männer sein
konnten, da sie ihre Militärdienstzeit überlebt hatten.
Das Gebäude, in welches die
Gebrüder Shuturban Rakel und ihren Gönner eingeladen hatten, war als Das Haus
der Ekstase bekannt. Ein fetter, goldbetresster Lakai geleitete die
Besucher in den Saal. Erotische Holographien schimmerten über den Kunden an
ihren mit automatischen Getränkespendern ausgestatteten Tischen. Auf
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