Inquisitor: Drei Romane in Einem Band. Mit Bonusmaterial: "Die Innere Bestie" [u.a.]. Ian Watson. Mit Einer Einf. Des Autors. [Dt. Übers. Von Walter Brumm Und Christian Jentzsch].
und ließen
sich übergießen.
Jaq erhob sich triefend. »Wir
sollten Ihm auf Erden für diesen Segen danken.«
»Da könnten wir uns auch bei
der verdammten Hitze bedanken«, meinte Grimm. »Sie sprengt Risse in die Felsen
und hat eine wasserführende Schicht geöffnet, die unter Druck steht.«
Wahrscheinlich traf dies zu,
aber der Anschein sprach dagegen.
Sicherlich waren sie die
Empfänger eines Wunders.
Lex betrachtete das dampfende
Fahrzeug. Der beturbante Fahrer, der ein beschmutztes weißes Seidengewand trug,
fing mit den Händen Wasser auf und übergoss die Kühlerhaube, bevor er daran
dachte, sie zu öffnen. Ein Denker, dieser Mann.
»He«, rief Lex ihm zu, »du hast
Luft aus deinen Reifen gelassen, wie?« Der Fahrer schrak zusammen, als er
Imperiales Gotisch hörte, die Sprache eines Fremden.
»Du hattest schon vorher in
Erwartung der Überhitzung Luft aus den Reifen gelassen?«
»Ja.« Die Antwort war knapp und
abwehrend. Konnte es sein, dass dieser bewaffnete Gigant das Fahrzeug begehrte?
»Gut gemacht!« Wie viele andere Fahrer hätten daran gedacht? Zehn Prozent?
Fünf? Das wären noch immer Tausende.
»Ein Ort der Sicherheit«,
erklärte einer der Passagiere des Fahrzeugs in schöner Einfalt. »Wir werden uns
unter dem Wasser verstecken und nur die Nasen hinausrecken.« Vielleicht hatte
er Ideen, doch musste ihm die Hitze arg zugesetzt haben.
»Ein Ort der Sicherheit ist
weiter voraus«, sagte ein anderer Passagier. Er sprach geduldig wie einer, der
die Notwendigkeit erkannt hatte, mit dem Verrückten ruhig zu argumentieren, um
nicht eine Gruppenbindung zu zerstören, die sie so weit gebracht hatte. »Das
verwunschene Felslabyrinth, erinnerst du dich? Zuerst müssen wir die
Einsiedelei passieren, von der ich sprach.«
»Verwunschen?«, rief eine junge
Frau mit schwerem Sonnenbrand, die auf einem Kameloparden geritten war.
»Wie verwunschen?«
»Welche Einsiedelei?«, fragte
ihre Begleiterin, eine stämmige ältere Frau, deren schwarzes langes Haar
strähnig von öligem Schweiß war.
»Geister heulen in diesem
Labyrinth«, erklärte der Gewährsmann.
»Als ein früherer Bewohner von
Bara Bandobast weiß ich es. Das Labyrinth ist tabu, aber wir müssen es wagen.
Auf dem Weg dorthin müssen wir die Einsiedelei der Säulenheiligen passieren.«
»Wer?«, fragte der Einfältige.
»Die zurückgezogenen,
einsiedlerischen Styliten beten zu Seinem Angesicht in der Sonne, um zu
erreichen, dass unser Sabulorb zur bedeutendsten Wallfahrt im gesamten Kosmos
werde.«
»Entschuldigen Sie«, schaltete
sich Grimm ein.
»Wie viele Einsiedler beten
dort?«
»Hunderte.«
»Wie können es Einsiedler sein,
wenn es so viele sind?«
»Jeder sitzt auf einer anderen
Felssäule oder einem Felsblock.«
War dieser Zwerg mit dem
Dummbeutel geschlagen? »Ha, dann werden sie heute doppelt so andächtig beten! Oder
wie Fliegen von ihren Säulen fallen.« Hinter einer niedrigen Bodenwelle kam
eine wankende hohe Gestalt in blassgrüner Rüstung und ohne Helm in Sicht.
Obgleich vom Sonnenbrand gerötet, waren seine Züge anmutig und ungewöhnlich
ebenmäßig. Ein dunkler Haarbusch auf seinem Kopf breitete sich wie ein armseliger,
zerfaserter Spielzeugsonnenschirm aus. Einer der Eldarwächter ... Er hielt ein
Lasergewehr in der Armbeuge.
Entzündete Haut war um seine
schräggestellten Augen angeschwollen. Er blinzelte, schien halb blind.
Im Näherkommen stolperte er und
ging in die Knie.
Indem er das langläufige Gewehr
als Krücke benutzte und sich daran hochzog, kam er wieder auf die Beine.
Dann hielt er die Waffe auf die
Fontäne, die kleine Menschenansammlung und die dampfende weiße Limousine gerichtet.
»Ein Eldar ...!« Jemand zog
eine Pistole. Ein Schuss krachte, aber die Kugel verfehlte den Wächter. Für die
meisten Ohren gab es kaum einen Unterschied zwischen dem peitschenden Knall der
Pistole und dem Geräusch eines weiteren berstenden Felsblocks.
Aber der Eldar mit seinen scharfen
Sinnen musste den Unterschied wahrgenommen haben.
Er brachte sein Lasergewehr in
Anschlag und feuerte auf die Quelle des Geräuschs.
Er verfehlte den Schützen und
traf stattdessen das Heck der Limousine. Die Karosserie wurde aufgerissen.
Dämpfe strömten aus dem
geborstenen Tank und entzündeten sich. Sekundenlang schoss ein Flammenwerfer in
die Luft. Und dann schlug die Flamme zurück, und das ganze Fahrzeugheck
explodierte. Im Nu war die Limousine in ein feuriges Inferno verwandelt.
Der Fahrer heulte.
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