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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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bring's nicht fertig«, knurrte er schließlich, »ich kann es einfach nicht nüchtern sehen, ich kann deine Handlungsweise nachvollziehen, aber mit Henrietta im Zentrum ...« Er fuhr sich mit beiden Händen durch seine weißen, widerborstigen Haare, eine Geste, von der sie wusste, dass sie ihm half, seine Gedanken zu sammeln. »Warum hast du den Frauen dann doch geholfen? Sag es mir!« Sein Ton war aggressiv, aber seine Bewegungen zeigten, dass die Wut aus ihm gewichen war.
    Henrietta hielt den Atem an. Sosehr sie immer darüber gegrübelt hatte, die Antwort auf diese Frage hatte sie bisher nicht gefunden. Lukas wich lans Blick nicht aus. »Alle drei Männer hatten AIDS, wie alle in dem Umuzi, daran sind die übrigen gestorben. Es war die Strafe, die Mary für Tita Robertson vorgesehen hatte. Für sie war diese Frau der Inbegriff der Gesellschaft, die das Blut unserer Leute aussaugte und davon lebte und fett wurde. So weit aber gingen mein Hass und meine Rachegelüste nicht.«
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    Für endlos erscheinende Sekunden herrschte angespannte Stille, lans Gesicht verlor alle Farbe, er versuchte offensichtlich den Inhalt dieser unglaublichen Worte zu begreifen. »O Gott«, flüsterte er tonlos, »o Gott.« Er kämpfte sichtlich mit sich und seinen Gefühlen, seine Züge verzerrten sich, als litte er starke Schmerzen. »Verdammt!«, schrie er so laut, dass Lukas zusammenzuckte. »Ich weiß nicht, ob ich dich niederschlagen oder umarmen soll!« »Danke!« Die beiden Männer fuhren beim Klang ihrer Stimme herum.
    lan war mit zwei Schritten neben ihr. »Wie lange stehst du schon da?«
    »Lange genug«, flüsterte sie, schmiegte sich in den Schutz seiner Umarmung, streichelte sein Gesicht, war ganz allein auf der Welt mit ihm in diesem Augenblick. Er hielt sie fest, als wollte er sie nie wieder aus seinen Armen lassen. »Es ist in Ordnung, Lukas«, sagte sie und hob ihren Kopf aus lans Halsbeuge, um den Zulu anzusehen, »ich verstehe es, und ich bin dir dankbar, denn jetzt werde ich wieder schlafen können - willkommen in unserem Haus.« Sie reichte ihm die Hand.
    Er ergriff sie im traditionellen afrikanischen Dreiergriff- erst drückten sie sich auf westliche Art die Hand, dann umfasste jeder den Daumen des anderen, dann folgte wieder der Händedruck. Sie wiederholten diese Zeremonie dreimal, um ihre besondere Herzlichkeit auszudrücken, und währenddessen hielten beide die linke Handfläche unter den rechten Unterarm. Das hieß, wie Henrietta wusste: Sieh hier, meine linke Hand ist leer, ich halte keine Waffe versteckt.
    »Yabonga gakhulu«, sagte Lukas, »ich danke dir - mögest du für immer im Licht wandeln. Ich möchte euch noch sagen, dass ich heute weder Inkatha noch dem ANC
    angehöre, ich bin ein Zulu, nichts weiter.«
    Lächelnd nahm sie seinen Dank entgegen. »Eins muss ich aber genau wissen, bevor wir wieder hineingehen. Die Menschen sind an AIDS gestorben, nicht an einer Vergiftung?« Lukas nickte. »Das war Marys Idee. Sie verbreitete, dass der FORLI-l
    SA-Saft von den Weißen vergiftet worden sei und dass die Umuzibe-wohner daran gestorben seien. Jeder mit einer schwarzen Haut wird das geglaubt haben. Bis auf wenige Umuzis waren alle mit AIDS infiziert, und die, die starben, starben an der Seuche. Mary konsultierte ihre Sangoma, die eine der berühmtesten Zauberinnen und Heilerinnen der gesamten Region ist, die den Kranken ein Muthi aus Schlangenlebern, Baumrinde und Krautern mischte. Sie sollten es stündlich trinken. Weiter empfahl sie, dass alle Männer mit Jungfrauen schlafen sollten, dann würden sie geheilt. Das Ergebnis war, wie ihr euch denken könnt, katastrophal. Die Krankheit wurde in alle umliegenden Umuzis getragen und von dort aus weiter und immer weiter, bis sie wie eine Welle Zululand überrollte.
    Die jungen Frauen, die Jungfrauen, sind inzwischen auch entweder schwer krank oder tot. - Es fiel Mary sehr leicht, die Leute gegen Weiße wie Mrs. Robertson aufzuhetzen.«
    »Sie muss ein Teufel gewesen sein«, bemerkte lan, »ich kannte sie nur als verhuschte junge Frau. Das ist fünfundzwanzig Jahre her, und ich kann dieses Bild, das ich von ihr habe, nicht in das einer Frau verwandeln, die Bomben geworfen, Menschen sadistisch gequält und mit den grausamsten Methoden getötet hat. Es gelingt mir einfach nicht.«
    »Sie war nicht immer so. Sie hatte lange Jahre, um von Meistern ihres Faches zu lernen«, warf Lukas bitter ein. »Nachdem sie ihren Mann gehenkt hatten, ist sie gejagt worden wie ein

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