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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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stürmische Winterwind zerrte. Ihren beachtlichen Busen wie den Bug eines Schiffes vor sich herschiebend, Regenschirm in einer Hand, eine geräumige Handtasche in der anderen, marschierte sie entschlossenen Schrittes die Einfahrt hinunter auf Henriettas Eingangstür zu. Sie öffnete, bevor die Dame klopfen konnte.
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    Sie musterte Henrietta, die Jeans trug, einen lockeren, weißen Baumwollpullover und Leinenschuhe. »Ich suche das Haus von Horstmanns«, sagte sie endlich, »sind Sie die Haushälterin?« Sie hatte Deutsch gesprochen, Stuttgarter Dialekt. Ein Hauch von Missbilligung war unüberhörbar. Eine bunte Glitzerbrosche mit großen grünen Glassteinen und üppiger Strassumrandung hielt den Spitzenkragen ihrer Bluse zusammen. Ein bisschen laut für Henriettas Geschmack.
    »Ganz bestimmt nicht!« Das kam unfreundlicher, als sie es beabsichtigte.
    »Horstmanns Haus ist dort.« Sie deutete mit dem Finger auf Horstmanns Eingangstor. »Soll ich Ihnen Ihren Koffer hinübertragen?« Ihre Neugier, wer diese bemerkenswerte Dame war, überwog ihre Abneigung gegen alles, was mit Horstmanns zu tun hat. »Ich bin die Mutter von Klaus Horstmann. Ich habe einige Zeit nichts mehr von ihm gehört und will nach dem Rechten sehen.«
    »Klaus? Ich kenne nur Jack und Marina Horstmann.« »Jack!« Sie schnaubte. »Das hat sich diese ... Person ausgedacht, Marina.« Sie spuckte das Wort aus, als wäre es etwas Verdorbenes. »Er heißt Klaus und ist mein Sohn. Er hat sich seit über einem Monat nicht mehr gemeldet. Ich hab ihm schon den Geldhahn zugedreht, aber das hat auch nichts genützt. Da steckt dieses Weib dahinter.«
    Fasziniert öffnete Henrietta die Tür weiter. »Ihr Sohn ist vorhin weggefahren, möchten Sie bei mir warten?« Diese Geschichte war zu gut, sie musste mehr hören. »Diese Person?« »Meine so genannte Schwiegertochter. Wenn sie denkt, sie hat sich Klaus geangelt, weil dieser andere verrückte Kerl sie rausgeschmissen hat, hat sie sich geschnitten. Keinen Pfennig kriegt sie von meinem Geld. Sie säuft, wussten Sie das? Wie ein Loch!« Sie führte Klaus'
    Mutter auf die Terrasse, half ihr aus der Kostümjacke und wies Augusta an, ihnen einen Kaffee zu machen. »Ich bin etwas erstaunt«, begann sie vorsichtig,
    »Jack und Marina erzählten -nun, sie deuteten an, dass sie ein recht abenteuerliches Leben in iZentralafrika geführt hätten, dass Jacks Beruf sei, dort zu helfen, wo
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    er gebraucht wird, wie sich Ihre Schwiegertochter ausdrückte. Kongo, Nigeria, Angola und so weiter. Sein Busch-Name sei >der Leopard<.«
    »Leopard! Ha!«, machte Frau Horstmann senior, es klang wie ein Pistolenschuss,
    »ha! Wenn der einen Leoparden sieht, fällt er in Ohnmacht! Sind das die Geschichten, die dieses Flittchen verbreitet? Also, Frau Cargill, ich will Ihnen mal was erzählen!« Sie zupfte ihre Spitzenbluse zurecht. »Diese Dame war schon einmal verheiratet, mit so einem entsetzlichen Menschen namens Mad Milton, der sich überall in Afrika als Söldner verdungen hat. Sie hat sogar einen Sohn mit ihm. Dann ging etwas schief, sie ist ihm davongelaufen und hat sich meinen Klaus geangelt, der ein leichtgläubiger, dummer, unerfahrenerjunge ist, der nie gelernt hat, seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Das braucht er auch nicht, ich hab genug«, setzte sie mit Stolz hinzu. Die Brosche an ihrer Bluse funkelte. Kein Strass, kein Glas, das waren Smaragde und Brillanten! Da war sich Henrietta jetzt sicher.
    »Mein Herbert, Gott hab ihn selig, hat Würste gemacht, die besten und größten in unserem Ländle. Die haben uns ein ordentliches Sümmchen gebracht. Seit diese Marina ihre Krallen in meinen Klaus gehakt hat, verkehrt er mit höchst merkwürdigen Leuten, rennt herum wie ein Buschkämpfer, trainiert den ganzen Tag, bis seine Knochen knacken - er ist schließlich schon Ende vierzig -, und macht sich mit seinen Kriegsspielen gründlich lächerlich ... Leopard, dass ich nicht lache!«
    »Entschuldigen Sie bitte«, keuchte Henrietta erstickt und rannte aus dem Zimmer, bevor sie dem Lachanfall erlag. Sie brauchte Minuten, um ihre Fassung wiederzugewinnen. Mutter Horstmann hatte den Geldhahn zugedreht und Sohnemann konnte kein Benzin mehr für seinen Porsche kaufen? Keine finsteren Machenschaften, keine ermordeten Gefährten und Banküberfälle? Galt ihre ganze Angst einem Muttersöhnchen? Sie fühlte sich fast betrogen, und die Wut gegen Marina Horstmann wuchs. Ihretwegen hatten sie sich mit ihrem zum ersten

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