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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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geblümte Chintzdecke auf dem Bett hatte ein Loch, und das Klo war schlicht nicht sauber. »Wo ist Mr. Knox?«, fragte sie den Hoteldiener. »Tot«, grinste der, als wüsste er genau, was sie dachte.
    Dann schlurfte er davon.
    »Hier ist die Telefonnummer der Robertsons.« Sie legte Susi einen Zettel hin.
    »Erhol dich erst mal, geh morgen an den Strand, aber halte dich genau an das, was die Rettungsschwimmer sagen. Es ist gefährlich hier. Es gibt kleine blaue Quallen mit meterlangen Tentakeln, deren Berührung im besten Fall sehr schmerzhaft ist, auch töten kann, die Haie an dieser Küste sind die größten und gefährlichsten der Welt, und die Sonne ist mörderisch.« Ein Blick auf Susis entsetzte Miene sagte ihr, dass sie das alles besser für sich behalten hätte. »Haie?« Susis Stimme kletterte die Tonleiter hinauf. »Bitte, bitte, lass mich mit euch kommen!« Sie versuchte sich an lans Brust zu werfen, aber Henrietta schubste ihn geistesgegenwärtig aus der Gefahrenzone, und Susi plumpste auf das Bett.
    »Bestimmt nicht. Bestell dir einen Cognac und entspann dich - bleib tagsüber am Swimmingpool, dann kann dir nichts passieren. Wir rufen dich in den nächsten Tagen an.« Sie entfloh. Susi war wirklich mehr, als sie im Moment ertragen konnte. Als sie vor dem Oyster Box ins Auto stiegen, entdeckte sie das hellgraue Auto mit den drei hölzernen Insassen. Es parkte vor dem Beverly Hills, und von dort hatte man die Ausfahrt des Oyster-Box-Hotels gut im Blick.
    Zu ihrem Er-
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    staunen jedoch folgte es ihnen nicht, sondern bog von der Hauptstraße nach Süden in Richtung Durban ab, während lan den Wagen die Nordküste hoch lenkte.
    »Wir haben uns wohl geirrt«, bemerkte sie zu lan, »es waren offensichtlich nur harmlose Geschäftsleute.« Und warum sind sie dann nicht ausgestiegen, sondern einfach umgekehrt? bohrte ihre hartnäckige innere Stimme. Doch sie zwang sich, nicht hinzuhören.

    Robertsons waren umgezogen, in ein Haus prächtig wie ein Schloss, es saß wie eine weiße Krone auf einem flachen Hügel, etwa zweieinhalb Kilometer vom Meer entfernt. Tita und Neu warteten vor dem beleuchteten Portal, die Bougainvilleas, die rechts und links die Wände bedeckten, glühten im Lampenlicht. lan hielt, und Tita sprang vor, riss die Wagentür auf, und sie fielen sich in die Arme. »Du musst dir wasserfeste Wimperntusche kaufen«, lachte sie mit Tränen in ihren grün gesprenkelten Augen. »Ihr kommt spät, wir wurden schon unruhig. Wir haben den Flughafen angerufen, und die Dame von der Auskunft sagte uns, dass die Passagiere der BA schon längst durch die Passkontrolle gegangen seien. Neil war eben dabei, die anderen Fluglinien abzutelefonieren. Gab es irgendwelchen Ärger?«
    »Ach, i wo!«, antwortete sie schnell, »meine sehr entfernte Cousine Susi war auf unserem Flug. Stell dir bitte vor, sie hat ihren Mann mit einer Geliebten erwischt, ist wie von Sinnen zum Flughafen gerast und in das nächste Flugzeug gestiegen. Sie spricht kaum Englisch, hat kein Gepäck und ist sich nur verschwommen klar darüber, dass sie sich in Afrika befindet. Wir haben sie im Oyster Box untergebracht und mussten noch einen Augenblick seelisch Händchen halten. Entschuldige, Tita, wir hätten euch erst anrufen sollen.« Warum sollte sie ihr Wiedersehen mit der Wahrheit belasten? Titas freudestrahlende Miene sagte ihr, dass sie ihre Geschichte glaubte. Neils helle Augen allerdings machten ihr deutlich, dass er die Lüge
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    durchschaute. Gerade und unverwandt erwiderte sie seinen Blick. Er schien ihre Botschaft zu verstehen, denn er schwieg. Doch sie würden ihnen davon erzählen müssen, denn sie war sich sicher, dass sie ihre Ferien nicht unbeobachtet verbringen würden, und das würde auch ihre Gastgeber betreffen.
    Tita führte sie ins Haus. Hohe Decken, große Fenster, alles war weiß und licht, nicht erdgebunden, klotzig, sondern luftig und leicht. »Herrlich!«
    Henrietta drehte sich.
    »Hab ich entworfen«, strahlte Tita geschmeichelt. Auf der Terrasse war für ein Abendessen gedeckt. Sie setzten sich und holten die vergangenen vier Jahre nach, redeten durch die Nacht, bis sich der Himmel im Osten türkis färbte, bis lan und sie vor Müdigkeit berauscht waren.
    Neil wartete mit seiner Frage bis zu diesem Moment, als Henrietta und lan schläfrig waren, ihr Adrenalinspiegel auf den normalen Pegel gesunken war und ihr Abwehrmechanismus beschädigt. »Was ist am Flughafen passiert? - Heraus damit, und versucht nicht, mir zu

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