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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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Gerstenknecht stellt hohe Anforderungen und duldet keinerlei Nachlässigkeiten. Man kann über sie sagen, was man will, aber das ist eine ganz gesunde Einstellung, wenn Sie mich fragen. Kann man sich leisten, wenn man der größte Arbeitgeber der Region ist – und bleiben will.«
    Pippa reagierte nicht, verkniff sich aber eine zweite Gurke.
    Nicht jeder muss Geruch und Geschmack dieser Spreewald-Delikatesse so lieben wie ich, dachte sie, aber muss mir so jemand dann sympathisch sein? Nein!
    »Sie arbeiten auf dem alten Gutshof«, fuhr die Dame unbeirrt fort, »dann hat also die Haushälterin gekündigt. Hat es nicht mehr ausgehalten, nehme ich an. Dass die Wiek sich das in ihrer Situation leisten kann … erstaunlich.«
    Obwohl Pippa von dem herablassenden Tratsch mehr als unangenehm berührt war, fragte sie dennoch: »Sie kennen Frau Wiek?«
    »In meiner Position kenne ich alle Frauen in Frau Wieks … Situation«, entgegnete die Dame hochmütig, »Sie verstehen?«
    Pippa verstand zwar keineswegs, hatte aber trotzdem das Bedürfnis, die ihr unbekannte Haushälterin zu verteidigen. Diese Frau im Warteraum hatte es geschafft, ihre Vorfreude auf die neue Aufgabe erheblich zu dämpfen. Pippa fühlte sich, als hätte eine strenge altjüngferliche Lehrerin sie vor der ganzen Klasse gemaßregelt. Schärfer, als es sonst ihre Art war, sagte sie: »Weder Frau Wieks Situation noch ihre Stelle stehen zur Disposition – ich bin lediglich die Urlaubsvertretung.«
    Ihr Gegenüber presste ärgerlich die Lippen zusammen und entgegnete schnippisch: »Wie Sie meinen. Dann kann ich ja wohl nur viel Erfolg wünschen, so unwahrscheinlich das auch sein mag.«
    Pippa atmete tief durch und wollte gerade etwas erwidern, als die Dame aufstand und verkündete: »Unser Zug ist bereitgestellt worden.«
    Auf dem Weg hinaus ging sie nah an Pippa vorbei und schnappte sich blitzschnell die Schachtel mit den Trüffeln. An der Tür blieb sie kurz stehen und wandte sich noch einmal zu Pippa um. »Es war nett, mit Ihnen zu plaudern. Vielen Dank für die Einladung zum Picknick.«

Kapitel 3
    I ch sollte wirklich lernen, weniger Gepäck mitzunehmen, dachte Pippa und bugsierte Koffer und Hutschachtel aus dem Zug auf den Bahnsteig von Oebisfelde. In Zukunft werde ich mich vergewissern, dass meine Auftraggeber gutgefüllte Bücherregale besitzen oder zumindest in der Nähe einer Bibliothek wohnen. Sonst lehne ich ab.
    Hoffnungsvoll hielt sie nach jemandem Ausschau, der sie schon beim Aussteigen in Empfang nehmen wollte, aber außer der Trüffelräuberin gab es niemanden, der von ihr Notiz nahm. Die kletterte gerade aus dem Waggon, winkte Pippa zu und eilte dann leichtfüßig den Treppenabgang des Bahnsteigs hinunter. Kein Wunder, denn diese dreiste Person hatte ja auch nur ihre steife Handtasche und die Pralinen zu tragen!
    Stimmt nicht ganz, korrigierte Pippa sich, schließlich hatte ich schon während der Zugfahrt das Vergnügen, meine schönen Trüffel im Mund dieser Dame verschwinden zu sehen.
    Kurz entschlossen packte sie die Koffer und schleifte sie die Treppe hinab, durch die Unterführung, eine nicht enden wollende Rampe wieder hinauf und vor das Bahnhofsgebäude aus rotem Backstein. Sie keuchte, als sie das Gepäck absetzte und sich umsah.
    Oebisfelde war früher Grenzkontrollpunkt gewesen. Hier hatten Interzonenzüge Hunderte von Menschen, die auf dem Weg zu ihren Verwandten in der DDR waren, gleichzeitig ausgespuckt. Geduldig mussten sie in Reih und Glied warten, dass man ihre Einreisevisa überprüfte und ihr Gepäck nach verbotenen Waren durchwühlte. Pippa hatte viele solcher Kontrollen an verschiedenen Grenzübergängen erlebt, wann immer sie ihre Großeltern väterlicherseits besuchen wollte. Sie schauderte bei der Erinnerung daran und stellte erleichtert fest, dass Oebisfelde heute zwar verschlafen, aber durchaus einladend wirkte.
    Vor dem Bahnhofsgebäude parkte nur ein einziges Auto. Ein lässig gekleideter junger Mann mit modisch zerzausten Haaren lehnte daran und unterhielt sich ausgerechnet mit der Trüffeldiebin. Diese wandte sich jetzt um und zeigte in Pippas Richtung.
    Der junge Mann kam strahlend auf Pippa zu und streckte ihr die Hand zur Begrüßung hin. »Pippa Bolle, nicht wahr? Ich bin Ihr Chauffeur. Maik Wegner.«
    Die Dame war ihm gefolgt. » Doktor Maik Wegner«, verkündete sie, den Titel demonstrativ betonend. »Der Landarzt unseres Vertrauens. Er hat seine Praxis in Storchwinkel, und der ganze Umkreis ist neidisch

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