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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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»aber ich weiß von einer Heimarbeiterin aus Storchhenningen, die sich ihren Traum erfüllen konnte, mit ihrer Schwester nach Madeira zu fahren.« Er machte eine kurze Pause, als würde er überlegen, wie er die nächsten Sätze formulieren sollte, und fuhr dann fort: »Florian Wiek, der Sohn von Frau Gerstenknechts Haushälterin, hat vor Jahren eine Trompete inklusive Unterricht gewonnen, und einer meiner Patienten, Julius Leneke, erhielt vor drei Jahren so etwas wie eine Lebensstellung bei Frau Gerstenknecht selbst.«
    »Lebensstellung! So kann man es natürlich auch nennen«, schnarrte Gabriele Pallkötter und schnaubte verächtlich.
    Ungewöhnliche Wünsche, die die noble Geste der alten Dame zu etwas ganz Besonderem machten, fand Pippa. »Nicht schlecht. Das lohnt sich.«
    »Ja, Frau Gerstenknecht ist sehr großzügig.«
    Das gilt dir, Frau Pallkötter, dachte Pippa und sagte: »Bestimmt schauen in diesen Tagen viele Leute zum Himmel und beten darum, dass ihr Nest zuerst besetzt wird.«
    »Und der Preis ist ein hervorragender Anreiz für viele Leute, sich ein Nest auf ihr Hausdach zu setzen. Frau Gerstenknecht weiß, wie man Menschen – und Störche – ködert«, bestätigte der Doktor.
    So viel Lob konnte Gabriele Pallkötter nicht unkommentiert stehenlassen. »Die unmittelbare Nähe so vieler Klapperstörche scheint die Menschen in Storchentramm, Storchhenningen und Storchwinkel auch in anderer Hinsicht zu beflügeln. Ich kann kaum genug Pflege- oder Adoptivstellen finden.« Die Stimme der Jugendamtsleiterin klang missbilligend. »Wussten Sie, dass in Deutschland mittlerweile jedes dritte Kind unehelich geboren wird?«
    »Seien Sie lieber froh, dass es bei uns noch Kinder gibt«, sagte Wegner streng. »Wenn es mit der allgemeinen Landflucht so weitergeht, haben wir bald mehr Klapperstörche auf unseren Dächern als Klappern in Kinderhänden.«
    »Warum sollte man hier weggehen wollen?«, fragte Pippa erstaunt. »Die Dörfer, die alten Gehöfte, die Birkenwälder und der hohe Himmel … Das sieht doch alles sehr einladend aus.«
    »Sie haben recht, aber der Zauber der Landschaft allein füllt keine Speisekammer«, erwiderte Wegner. »Der Jugend wird hier schlicht zu wenig geboten. Nicht jeder will sein Leben lang in der Gartenzwergfabrik Wichtel bemalen. Und wenn der gesellschaftliche Höhepunkt des Jahres das Beringen von Störchen ist und das Unterhaltungsprogramm darin besteht, ihnen per Webcam beim Brüten zuzusehen …« Er zuckte mit den Schultern. »Allerdings ist Frau Gerstenknecht nicht ganz unschuldig daran, dass es die jungen Leute von hier fortzieht.«
    »Trockendock Storchwinkel?«, fragte Pippa.
    Wegner warf Gabriele Pallkötter einen schnellen Blick zu, der besagte: Sie haben wirklich jede Minute genutzt, um über Christabel Gerstenknecht zu tratschen. Dann nickte er und antwortete: »Wer will schon für ein Glas Bier kilometerweit laufen?«
    Wegner hielt vor einem kleinen Backsteinhaus, das nur durch ein Schild neben der Tür als Gemeindeverwaltung zu erkennen war. Zu Pippas Überraschung befand sich darin auch ein Büro des Jugendamtes, das sie in einem so kleinen Ort nicht vermutet hätte. Die Pallkötter hatte also nicht übertrieben, als sie vom hohen Bedarf an Vermittlungen in dieser Region sprach.
    Der junge Arzt stieg aus und ging um das Auto herum. Er öffnete die Beifahrertür und reichte Gabriele Pallkötter die Hand, um ihr herauszuhelfen. Seine Galanterie wirkte wie eine einstudierte Choreographie, zu der er sich verpflichtet fühlte. Frau Pallkötter nahm seine Geste wie eine ihr dienstgradmäßig zustehende Respektsbezeugung entgegen, ohne sich dafür zu bedanken. Sie winkte huldvoll zum Abschied und verschwand in ihr Büro.
    Pippa stieg aus dem Auto, streckte sich und sah sich um. Der Ort war wie ausgestorben. War das ein Beweis für die erwähnte Landflucht? Sie entdeckte eine Kinderkrippe, einen Lebensmittelladen und einen Getränkemarkt. Alle drei hatten in der Tür ein Schild mit der Aufschrift: Heute geschlossen.
    Pippa deutete auf den Getränkemarkt, der großflächig Werbung für verschiedene Biersorten machte. »Bis hierher scheint sich der Herrschaftsbereich derer von Gerstenknecht nicht zu erstrecken.«
    Maik Wegner lachte und hielt ihr einladend die Beifahrertür auf. Diesmal wirkte seine freundliche Geste echt.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit«, sagte Wegner, als sie den kleinen Ort verlassen hatten.
    Pippa warf einen Blick auf ihre Uhr. Sie waren bereits seit mehr

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