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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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geht es Ihnen?«
    Pippa verschlug es für einen Moment die Sprache. Dann antwortete sie beherrscht: »Nicht so gut, Professor Meissner. Ich werde gerade von einem weltweit anerkannten Vogelforscher versetzt.«
    Wieder nieste Meissner heftig. »Versetzt? Ich verstehe nicht. Sie warten auf mich? Haben Sie denn meine Nachricht nicht bekommen? Ich habe Ihnen gestern auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass ich unsere Verabredung nicht einhalten kann.«
    Verdammt, dachte Pippa, ich hätte das blinkende rote Licht auf meinem Privatanschluss doch nicht ignorieren sollen. Sie war automatisch davon ausgegangen, dass es sich um Freddy handelte, der sich die Vorräte aus ihrem Kühlschrank sichern wollte.
    »Ich habe im Havelländischen Luch Großtrappen gezählt«, fuhr Meissner fort mit einer Stimme, die auf eine total verstopfte Nase schließen ließ. »Wundervolle Tiere. Wissen Sie, wir gehen jetzt von einer realistischen Überlebenschance für diese …«
    Pippa unterbrach seinen Redeschwall mit einem dezenten Räuspern, auf das er sofort reagierte.
    »Um es kurz zu machen: Wir waren Tag und Nacht draußen. Leider hat es ununterbrochen geregnet …«
    Was Sie nicht sagen, dachte Pippa mit einem Blick auf den immer stärker werdenden Regen direkt vor ihrer Nase.
    »… und es gibt dort bei weitem nicht so viele überdachte Schutzhütten und Beobachtungsstände wie in …«, er nieste mehrmals hintereinander, »…winkel. Ich habe mir eine dicke Erkältung geholt und hüte das Bett. Es tut mir wirklich sehr leid, Frau Bolle.«
    »Und mir erst«, murmelte Pippa. Lauter sagte sie: »Wie komme ich denn jetzt nach Storchwinkel? Sie haben selbst gesagt, gegen die Erreichbarkeit des Dorfes mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei das Ende der Welt eine Durchgangsstraße!«
    Meissner seufzte. »Ja, es ist ein Kreuz. Busse und Bahnen fahren immer seltener. Heutzutage hat eben Hinz und Kunz ein Auto.«
    »Dann sagen Sie mir doch bitte, wo ich die beiden finde und dazu bringe, mich zu chauffieren«, sagte Pippa, schon wieder einigermaßen versöhnt.
    Das Lachen des Professors verwandelte sich in bellenden Husten. Er rang nach Luft und sagte: »Alles schon geregelt. Sie steigen in den nächsten Zug nach Oebisfelde. Frau Wiek, Christabels Haushälterin, hat mich informiert, dass er um 12.50 Uhr von Gleis 8 abfährt. Die Fahrt dauert knappe zehn Minuten. In Oebisfelde werden Sie dann abgeholt.«
    »Von Frau Wiek?«
    »Entweder von ihr oder von Severin Lüttmann, nehme ich an. Christabels Stiefsohn.«
    Mist, dachte Pippa, das durchkreuzt meinen schönen Plan, den Professor während der Fahrt nach Storchwinkel auszufragen. Ich will Frau Gerstenknecht eigentlich nicht unvorbereitet gegenübertreten. »Professor, ich hatte bei meinem ersten Auftrag als Profi-Haushüterin mit Ihrer moralischen Unterstützung gerechnet. Können Sie mir nicht noch ein paar Tipps geben? Was erwartet Frau Gerstenknecht von mir? Worauf muss ich achten? Wie soll ich mich verhalten?«
    Wieder lachte Meissner. »Seien Sie einfach Sie selbst – und lassen Sie sich um Gottes willen nicht davon abbringen, was immer Christabel auch tut!«
    Pippa verdrehte die Augen. Das war definitiv nicht die Art Tipp, die sie sich erhofft hatte.
    »Schätze, dass ich noch ein paar Tage im Bett liege. Sobald ich fit genug bin, komme ich nach Storchwinkel«, versicherte der Professor. »Hoffentlich noch zu Ostern. Ich muss in meinem Ferienhaus ohnehin nach dem Rechten sehen. Halten Sie auf jeden Fall durch, bis ich da bin. Ich möchte nicht, dass Christabel auch nur einen Tag allein im Haus ist.«
    Halten Sie durch? , dachte Pippa alarmiert. Was soll das denn bitte heißen?
    »Moment noch, nicht auflegen, Professor!«, rief Pippa. »Woran erkenne ich denn in Oebisfelde meinen Abholer?«
    »Keine Sorge, man wird Sie erkennen. Die Anzahl der Menschen, die dort aussteigen, wird übersichtlich sein – und ich habe Sie beschrieben.«
    Trotz ihrer Anspannung musste Pippa lachen. »Verstehe: Mein Abholer sucht einfach nach dem Vogel mit dem buntesten Gefieder!«
    Bis zur Abfahrt des Zuges blieb Pippa noch eine Dreiviertelstunde Zeit. Auf dem Bahnsteig entdeckte sie einen Wartesaal, dessen Außenwände schwarz gekachelt waren. Sie ging hinein und fühlte sich spontan in die Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt, Stichwort: Interzonenbahnhof. Triste Wände und zweckmäßige Bestuhlung in Zweiergruppen. Kleine, quadratische Fenster gewährten Ausblick auf leere Bahnsteige. Im

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