Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)
konnten. Und ich bin mir sicher, Frau Bolle: Eva Lüttmann entschied immer zu ihren eigenen Gunsten.«
In diesem Moment kam Brusche durch die Tür und wurde mit großem Hallo begrüßt. Keuchend wuchtete er einen riesigen Packen Zeitungen auf den Tresen.
»Nicht drängeln, Kinder, ich habe für jeden eine dabei. Und nicht vergessen: Vorher schön bezahlen …«
Er fing Pippas Blick auf, die lachend den Kopf schüttelte.
»Journalismus ist kein Ehrenamt, meine Liebe«, sagte Brusche. »Auch wir Schreiberlinge müssen essen und trinken.«
Genau wie alle anderen in der Ade-Bar kramten auch Pippa und Ernie Wisswedel Kleingeld aus der Tasche und kauften sich ein Exemplar der sehnlich erwarteten Sonderausgabe. Eifrig begannen die meisten zu blättern – in der Hoffnung, sich selbst oder wenigstens ein Zitat von sich zu entdecken.
Wisswedel war ebenfalls in sein Exemplar vertieft, also schlug auch Pippa die Zeitung auf.
Von jedem Opfer gab es einen Lebenslauf, der nichts von dem, was Brusche über die Vergangenheit der Toten ausgegraben hatte, beschönigte.
Bei Harry Bornwasser wurde auf seinen Beruf als Notar in der DDR hingewiesen, außerdem auf seine frühere Tätigkeit als Vertrauter und juristischer Berater von Eva Lüttmann, mit der ihn laut Brusche nicht nur eine enge Freundschaft verband, sondern auch die gemeinsame Sorge für das damalige Krankenhaus, das er in schwierigen Fällen zu beraten pflegte.
Pippa tippte auf den Artikel und fragte Brusche: »Was für schwierige Fälle waren denn das?«
»Zur Beantwortung dieser Frage darf ich Ihnen meine Recherchen zur besagten Dame empfehlen«, sagte Brusche. »Gleich auf der nächsten Seite. Nur so viel: Eva Lüttmann und Bornwasser haben gemeinsam Kunstfehler oder zweifelhafte Todesfälle vertuscht.«
Pippa zog die Augenbrauen hoch. »Eine harte Anschuldigung.«
»Aber belegbar. Die Dame war eine ganz Gewiefte. Aber das ist viel zu nett formuliert. Sie war skrupellos, scharf, immer auf den eigenen Vorteil bedacht, bedenkenlos …« Er schüttelte sich. »Eine unangenehme Person. Je mehr ich recherchiert habe, desto widerlicher fand ich sie. Ich frage mich, wie der alte Lüttmann es mit ihr ausgehalten hat. Nur ihr Aussehen kann es nicht gewesen sein.«
Hat er nicht, dachte Pippa eingedenk der Tatsache, dass er sich heimlich mit Melitta Wiek im Storchenkrug traf und Florian aus dieser Verbindung hervorging.
Brusche zwinkerte ihr zu. »Ich habe übrigens nichts von gestern Abend verwertet. Die Hochzeit wird mein Aufmacher für die nächste Ausgabe.«
Pippa knuffte ihn freundschaftlich, dann sagte sie: »Vielen Dank übrigens, dass Sie sich meinetwegen so viel Mühe gemacht haben.«
Brusche stutzte. »Wann soll das denn gewesen sein?«
»Thaddäus Biberberg. Wie haben Sie so schnell herausgefunden, dass er den Drohbrief geschrieben hat?«
Verdutzt kratzte der Reporter sich am Kopf. »Drohbrief? Thaddäus Biberberg? Können Sie da mal konkreter werden? Das wäre auch etwas für die nächste Ausgabe!«
Verdammt, er weiß gar nichts, dachte Pippa, wie komme ich da bloß wieder raus?
»Raus mit der Sprache«, drängte Brusche. »Wofür haben Sie sich gerade bei mir bedankt?«
»Na ja … Drohbrief ist vielleicht etwas übertrieben«, sagte Pippa, während sie fieberhaft überlegte. »Diese ganzen Morde hier … Das macht mich ganz kirre … Da wird jede Kleinigkeit sofort zum Drama. Sie kennen ja dieses Parteiengerangel, da hat jemand gedacht, ich will Christabel bei der nächsten Wahl unterstützen, und wollte mir sagen, dass ich das besser nicht tun soll. Nichts weiter.«
Du meine Güte, ich lüge hier das Blaue vom Himmel herunter, dachte sie betroffen, das Storchendreieck hat mich fest in seinen Klauen.
Zu ihrer Erleichterung machte Brusche eine wegwerfende Handbewegung. »Die Wahl ist erst morgen wieder ein Thema für mich. Und dass die Biberbergs manchmal etwas … übereifrig sind, weiß hier sowieso jeder. Ich komme auf die Sache zurück, sobald die Morde aufgeklärt sind. Und bis dahin nichts vergessen, hören Sie? Auch nicht das kleinste Detail.« Er sah auf die Uhr. »Verdammt, ich muss los. Wir sehen uns.«
Ehe Pippa antworten konnte, war er schon aus der Tür.
Da ihr der Rummel in der Ade-Bar zu viel wurde und Ernie Wisswedel in wilde Diskussionen verstrickt war, ging auch Pippa.
Unterwegs blätterte sie durch die Sonderausgabe. Trotz des düsteren Themenschwerpunktes beschäftigte sich auch eine ganze Seite mit dem mutmaßlichen
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