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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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nickte.
    »Hätte Thaddäus denn Interesse?«
    Wisswedel winkte ab. »Ach was. Null. Der liebt sein Storchhenningen, und die Storchhenninger mögen ihn. Aber Zacharias wird ihm schon das Gegenteil einreden.«
    »So weit kommt das noch, dass ausgerechnet ein Biberberg kommt und unsere Manufaktur leitet!«, rief ein Mann vom Nebentisch. Die Umsitzenden murmelten zustimmend.
    »Da könnten wir den Posten ja gleich verlosen!«, sagte eine ältere Frau. »Oder derjenige bekommt ihn, bei dem der erste Storch landet. Dann hätte sogar ich eine Chance!«
    Es kamen immer absurdere Vorschläge, wie man den Betriebsleiterposten vergeben könnte, und die Ade-Bar bebte vor Gelächter.
    So belauscht uns wenigstens niemand mehr, dachte Pippa und fragte leise: »Wer hat Hollweg umgebracht?«
    »Von uns war’s keiner«, erwiderte Wisswedel im Brustton der Überzeugung. »Wir erkennen unsere Schweine am Gang – aber wegen einem von denen ins Gefängnis gehen? Nee.«
    »Schlimmer als Bornwasser?«
    »Ach, Bornwasser war eigentlich halb so wild. Solange man bei Lüttmanns arbeitete und seine Rechnungen pünktlich bezahlte, war man vor dem ja sicher. Aber der Hollweg …« Er schnaubte. »Hab nie verstanden, was Christabel an dem toll fand. Der hatte so was wie Narrenfreiheit. Wahrscheinlich, weil er da war, als sie ihn am meisten brauchte.«
    »Wann war das?«, fragte Pippa gespannt.
    »Na, als der Senior aus dem Sumpf gezogen wurde. Hollweg hat ihn gefunden, müssen Sie wissen.«
    »Nicht die Polizei?«
    »Hollweg war bei der Suche dabei. Tag und Nacht. Da hat er sich wirklich nicht geschont, das muss man ihm lassen. Tja, und dann kam ihm wohl was komisch vor, sagt man, oben bei der Brücke im Naturschutzgebiet. Die Chefin war tief getroffen, damals. Hat bestimmt nicht damit gerechnet, dass ihr Mann vor ihr geht.«
    Da Pippa nichts sagte, fuhr er fort: »Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber Lüttmanns Lütte Lüd war einer der Handwerksbetriebe, die auch in DDR-Zeiten immer privat geblieben sind. Solche Firmen wurden zwar durch einen Berg von Gesetzen und Bestimmungen reglementiert, aber der Senior schaffte es immer, sich über Wasser zu halten, wenn auch nur gerade so. Der wollte nie was anderes tun als seine Wichtel herstellen, und zwar selbständig. Vermutlich hat seine Frau dafür gesorgt, dass er gewisse … Freiheiten hatte.«
    Danke für das Stichwort, dachte Pippa und fragte: »Wie war sie denn so? Eva Lüttmann, meine ich.«
    Wisswedel war ganz in seinem Element und packte aus, was er wusste. »Also, wenn Sie mich fragen: Ohne die Einkünfte von Eva hätten die Lüttmanns nicht auf so großem Fuß leben können. Aber wir haben uns trotzdem gewundert, was die sich alles leisten konnten. Kein Sommer, in dem die nicht am Balaton waren oder am Schwarzen Meer. Unsereins kam da nicht so einfach hin. Die Eva muss eine ganz Schlaue gewesen sein. Oder eine ganz Linientreue. Vermutlich beides.«
    »Severin Lüttmann nicht?«
    »Ach, der war eher von der gutmütigen Sorte. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich meine das nicht böse oder hämisch. Er war ein herzensguter Mensch. Der wusste gar nicht, dass es um ihn herum eine real existierende sozialistische Welt gab. Und den Kapitalismus hat er auch nicht begriffen. Höchstens das Soziale in soziale Marktwirtschaft. « Wisswedel lachte leise. »So gesehen könnte der Junior tatsächlich sein Sohn sein. Die beiden sind sich wirklich sehr ähnlich.«
    »Haben die Lüttmanns eine glückliche Ehe geführt?«
    »Der Senior hat alles gemacht, was die Eva wollte. Die Ehe hat also so gut funktioniert wie der Severin, so gesehen. Den Jungen hat er abgöttisch geliebt. Und den Julius hat er weiterhin im Heim besucht und ihm auch immer heimlich etwas zugesteckt.«
    Pippa frohlockte innerlich – wohl selten zuvor hatten sich Kaffee und Gebäck so bezahlt gemacht wie beim Pförtner von Lüttmanns Lütte Lüd . »Woher wissen Sie denn das, Herr Wisswedel?«
    »Weil ich sein Fahrer war«, antwortete er. »Unzählige Male hat er behauptet, dass er eine Verkaufsfahrt macht, und in Wirklichkeit haben wir dem Jungen etwas ins Heim gebracht.«
    »Aber durchsetzen konnte er sich nicht, sonst hätte er seiner Frau davon erzählt.«
    »Gegen Eva Lüttmann konnte sich keiner durchsetzen. Die saß immer am richtigen Ende des Tisches, bekam immer das dicke Ende der Wurst zu fassen und kannte immer die richtigen Leute an den entscheidenden Stellen – bis sie selber eine von denen war, die entscheiden

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