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Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition)

Titel: Ins Gras gebissen: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (Ein Pippa-Bolle-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller
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einem äußerst interessanten Hut auf dem Kopf. Das weiß jeder. Sie sind private Sicherheitsexpertin und hier, um Frau Gerstenknecht zu schützen. Sie befragen alle Leute im Ort. Nur bei mir waren Sie noch nie. Ich frage Sie: warum? Ich sitze doch hier tagein, tagaus und sehe alles und jeden vorbeipromenieren. Ich registriere alles. Alles , das können Sie mir glauben. Ich nehme meinen Beruf ernst. Niemand verlässt Storchwinkel oder kommt hierher, ohne dass ich es bemerke. Von mir können Sie bestimmt mehr erfahren als von meiner Tochter.«
    »Ihrer Tochter?«, fragte Pippa überrumpelt.
    »Anett Wisswedel. Das ist die, die den Hollweg gefunden hat«, sagte er stolz.
    »Danke, dass Sie mich auf meine unverzeihliche Nachlässigkeit hingewiesen haben, Herr Wisswedel. Dann wüsste ich gern …«
    »Sollen wir nicht rübergehen?«, fiel er ihr ins Wort. »In der Ade-Bar ist es warm. Sie dürfen mir auch gerne einen Kaffee spendieren.«
    »Können Sie Ihren Posten denn einfach verlassen?«
    Ernie Wisswedel grinste. »Ich bin nicht im Dienst. Ich sitze nur in meiner Loge, weil ich von hier alles viel besser überblicke als von zu Hause aus. Meine Stubenfenster gehen alle nach hinten raus.« Er winkte ab. »Nichts als Landschaft. Und das Küchenfenster ist von meiner Frau besetzt.«
    Auf Pippas Versprechen hin, ihm nicht nur einen starken Kaffee, sondern auch ein oder zwei Nonnenfürzchen zu spendieren, verließ er wieselflink seine Pförtnerloge.
    »Sie können mir nicht zufällig etwas über Zwangsadoptionen zu DDR-Zeiten erzählen?«, fragte Pippa, als sie sich anschickten, die Straße zu überqueren.
    Wisswedel sah sie erstaunt an. »Zwangsadoptionen? Sie meinen, Leute wurden gezwungen, Kinder anzunehmen, die keine Eltern mehr hatten? Damit die Kinder nicht mehr in Heimen leben mussten? Interessant. Nee, davon habe ich noch nie gehört. Aber ich hätte freiwillig eins genommen. Wir wollten immer mehr als ein Kind. Mich hätte man dazu nicht zwingen müssen.« Er schüttelte den Kopf. »Verrückt. Was es alles gibt …«
    Die Ade-Bar war gerammelt voll. Der Monitor war nach innen gedreht, so dass die Besucher die Live-Bilder aus den Nestern nicht verpassten.
    »Es ist immer noch zu kalt für unsere Störche«, sagte ein Mann. »Die wissen genau, dass es noch mal Schnee gibt.«
    »Jetzt noch, im April?«, fragte sein Tischnachbar.
    Der Mann nickte. »Seit heute Nacht habe ich wieder das Reißen. Ich schwöre dir, es wird noch mal richtig kalt.«
    »Was ist denn hier los?«, sagte Pippa zu Ernie Wisswedel, nachdem sie einen Zweiertisch ergattert hatten. »So voll habe ich es hier ja noch nie erlebt. Das können doch unmöglich nur Storchwinkeler sein?«
    »Die warten alle auf die Sonderausgabe vom Ciconia Courier «, antwortete dieser. »Die wird hierher ausgeliefert. Das wird ein echtes Ding! Brusche hatte sämtliche seiner Kollegen im Einsatz: Interviews machen, Meinungen einholen. Aber zu mir ist er selbst gekommen. Wegen meiner Schlüsselstellung, hat Brusche gesagt.« Wisswedel tippte sich mit dem Finger an die Nase und gluckste. »Verstanden? Ich bin der Pförtner … Schlüsselstellung. Gut, oder?«
    Pippa unterdrückte ein Grinsen und sagte todernst: »In meinen Kreisen nennt man das Informant.«
    Wisswedel kniff die Augen zusammen und musterte sie abschätzend. »Das sind doch die, die bezahlt werden, oder?«
    Pippa gab auf. Die Altmärker waren selbst ihrem sprichwörtlichen Berliner Mutterwitz überlegen. Obendrein würde sie nie verstehen, wann sie auf den Arm genommen wurde und wann nicht.
    Hilda brachte dampfenden Kaffee und Gebäck an den Tisch. Zusätzlich servierte sie eine Flasche von Heinrichs Tinkturen, mit Wisswedels Namen auf dem Etikett. Dieser gab einen ordentlichen Schuss davon in seinen Kaffee und erklärte knapp: »Medizin. Ich hab zu hohen Blutdruck.«
    »Was glauben Sie, wer jetzt Betriebsleiter wird, Herr Wisswedel?«, fragte Pippa, um nicht laut loszulachen.
    Der Pförtner zuckte mit den Achseln. »Der Beste wäre Lohmeyer. Der hat richtig was drauf und ist einer von uns. Aber Zacharias will, dass Thaddäus sich bewirbt.«
    »Wie bitte? Wieso denn ausgerechnet der?«
    »Thaddäus ist Porzellanmaler. Er hat bei Lüttmanns gelernt. Ist doch clever: Zacharias würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
    »Er hätte einen Fuß in der Tür der Firma …«
    »Und sein Bruder wäre so beschäftigt, dass er sich nicht zur Wahl aufstellen lässt!«, vollendete Wisswedel den Satz und

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