Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
wechselte, und ihn beim zweiten Mal behalten wollte.«
    »Kann sein«, pflichtete Dalziel ihm bei. »Muß sie auch kostümiert rumlaufen?«
    »Nein«, entgegnete der Mann mit einem Lächeln. »Sie arbeitet nicht für die Stiftung, aber das Haus muß natürlich so bleiben, wie es ist. Das da drüben ist das Haus Goldener Hain.«
    Aus warmem rotem Backstein gebaut, war es größer und stand weiter zurück als die anderen und war von Bäumen flankiert. Hinter einem Fenster, das mit einer Gardine versehen war, brannte eine einsame Lampe.
    »Wollen Sie Ihren Besuch jetzt machen?« fragte Fellowes.
    »Nein«, sagte Dalziel. »Ich warte bis morgen. Es ist schon etwas spät. Gute Nacht. Und danke für Ihre Hilfe.«
    Er ging weg. Er hatte natürlich gelogen. Bei dem Spiel, das er spielte, machte es nichts aus, ob man früh oder spät kam, solange man unerwartet kam.
    In Wahrheit hatte er zum ersten – oder vielleicht zum zweiten – Mal keine Lust auf die Wahrheit. Worauf er Lust hatte, waren Straßenbeleuchtung und Verkehr, selbst New Yorker. Diese Straßen des 18 Jahrhunderts ohne Straßenlärm, dafür aber mit einem Schwall ohrenbetäubender Fiedelei, die aus der nahegelegenen Taverne drang, waren viel beunruhigender als die finstersten Gassen daheim.
    Vor ihm gaben ihm die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos ein Zeichen, daß er sich wieder dem 20. Jahrhundert näherte. Hinter ihm … Er warf einen kurzen Blick zurück und schüttelte sich. Es war, als würde man der alten Zeit in die Kehle blicken. Die Vergangenheit zu stören war eine gefährliche Sache. Dieser dunkle Schatten, der sich bei seinem Blick seitlich in die Dunkelheit schob – Illusion? Gespenst oder ein lebendes Wesen, das in der Nacht Wache hielt?
    Es gab Tage, an denen er hingegangen wäre, um festzustellen, was Sache war. Nicht heute abend. Morgen reichte auch noch. Morgen war auch noch ein Tag. Wer hatte das gesagt? So eine Nutte in einem Film. Ihm fiel ein, wie er gedacht hatte, daß es doch ziemlich bekloppt war, so was zu sagen, und wenn irgend so ein Idiot gutes Geld bekam, weil er es geschrieben hatte, dann sollte er seinen Job an den Nagel hängen und sein Notizbuch an Metro Goldwyn Mayer verkaufen.
    Nun machte es Sinn. Er schritt noch schneller aus in Richtung Hotel.
    In Richtung morgen.

Elf
    »Denn man wandert in einem Kreise, und je näher und näher es dem Ende geht, desto näher und näher rückt man wieder dem Anfang zu.«
    S ergeant Wield sagte: »Du solltest deinen Kopf untersuchen lassen.«
    Pascoe war verblüfft. Es hatte ihn von Anfang an gestört, daß Wield nicht eingeweiht war, selbst wenn es zu seinem eigenen Besten gewesen war. Nun, da alle seine Karten auf Trimbles Tisch lagen, sah er keinen Grund, warum sein Kollege nicht auch Bescheid wissen sollte. Er hatte nicht gerade ein stürmisches Danke erwartet, doch mit dankbarer Neugier hatte er gerechnet.
    »Und warum das?« fragte er, in die Defensive gedrängt. »Okay, es war vielleicht dumm von mir, mich von Andy breitschlagen zu lassen. Aber nun ist es vorbei mit der Geheimniskrämerei. Es kann richtig ermittelt werden, und man braucht sich keine Sorgen zu machen, daß jemand versucht, die Ergebnisse zu fälschen.«
    »Ich finde, du wärst besser dran, wenn du noch heimlich herumschnüffeln würdest«, sagte Wield grimmig. »Auf welchem Stern hast du gelebt? Die vergreifen sich doch nicht nur an Ergebnissen, sondern auch an Menschen.«
    Mit dieser Bemerkung kam er Pascoes früheren Befürchtungen unangenehm nahe. »Offenheit ist unser bester Schutz«, verkündete er.
    »Du hast zu viele Kalenderblätter [8] gelesen«, sagte Wield. »Mir will einfach nicht in den Kopf, warum der dicke Andy sich so aufregt. Er ist doch nicht von gestern.«
    »Loyalität zu Wally Tallantire«, sagte Peter Pascoe. »Hab ich dir doch eben erklärt.«
    »Ja, hast du. Dalziel als Verteidiger der Toten. Als nächstes fängt er noch mit Tischrücken an.«
    Diese Parallele zu Pottles Spekulationen über das Motiv des Dicken war beunruhigend. War er blauäugig, daß er schlichte Loyalität zu einem toten Kollegen als ausreichendes Motiv akzeptierte?
    Egal, es war nicht mehr wichtig. Oder doch?
    Er machte sich an die Arbeit.
     
    Nachmittags gegen fünf klopfte es an die Tür. Stubbs kam herein.
    »Hallo«, sagte Pascoe lächelnd. »Wir haben es noch immer nicht geschafft, zusammen ein Bier zu trinken.«
    »Nein. Viel zu viel zu tun. Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Wie sieht es mit heute abend aus?

Weitere Kostenlose Bücher