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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Welt gebracht zu haben? Das würde den Einsatz gewaltig in die Höhe getrieben haben. Sie, Eure Lordschaft, sind kein schlichtes Gemüt und würden nicht für ein paar Zahlen auf der Rückseite einer Zigarettenschachtel gleich mit den Banknoten um sich werfen. Sie würden eine korrekt quittierte Rechnung verlangen, und um an eine solche heranzukommen, würde Miss Marsh einen Komplizen gebraucht haben, möglicherweise eine Krankenschwester oder Verwaltungsangestellte in der betreffenden medizinischen Einrichtung. Da Sie Recht und Ordnung auf Ihre Fahnen geschrieben haben, wollen Sie doch gewiß, daß diese Person vor Gericht gebracht wird?«
    Er hörte sich in dem maßvoll vernünftigen Ton sprechen, den er immer dann anschlug, wenn seine Phantasie Purzelbäume schlug, wie Dalziel ihm immer vorwarf. Er hielt inne und wartete darauf, daß Partridge ihn auf die Erde zurückholen würde, wütend, erstaunt oder mit der Drohung, Trimble anzurufen oder eine Petition im Parlament zur Wiedereinführung der neunschwänzigen Katze einzubringen. Aber zum Teufel damit! Sein Anruf lohnte sich schon allein deshalb, weil er auf diese Weise wußte, daß der alte Mistkerl wußte, was er wußte. Außerdem würde ihn die Vorstellung, Jahre lang bares Geld für eine Phantomschwangerschaft aus dem Fenster geworfen zu haben, in alle Ewigkeit verfolgen.
    Am anderen Ende war ein Laut zu hören. Vielleicht das Zischen einer Rage, die sich nicht in Worte kleiden ließ? Das Geräusch wurde immer lauter. Nun gab es keinen Zweifel mehr. Nicht Wut – Gelächter. Und nicht das gezwungene Gelächter eines Menschen, der versucht, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, sondern das herzhafte Lachen echter Erleichterung und aufrichtigen Amüsements.
    »Mr. Pascoe, ich danke Ihnen. Es war sehr freundlich von Ihnen, sich die Zeit zu nehmen, mich anzurufen. Vielen Dank. Wenn Sie wieder einmal in der Nachbarschaft sein sollten, besuchen Sie uns. Wir freuen uns immer, Sie zu sehen. Auf Wiedersehen.«
    Und die Verbindung war unterbrochen.
    »Nun bin ich aber ganz platt.«
    Von der Tür war ein diskretes Hüsteln zu hören. Wield stand mit einem Ordner in der Hand und einem schwachen Lächeln auf den zerfurchten Zügen im Raum.
    »Ärger?«
    »Nein. Aber das ist ja gerade das Merkwürdige«, erwiderte Pascoe.
    Dergleichen Unlogik bedurfte der Erläuterung.
    Wield hörte zu und seufzte: »Du kannst die Sache nicht in Ruhe lassen, was?«
    »Wenn Partridge ausgerastet wäre, dann vielleicht.«
    »Aber er klang erleichtert? Na ja, er hat schließlich ein Problem weniger. Mit dem Tod der Marsh, meine ich.«
    »Das wußte er schon, als ich ihn anrief. Vielleicht wußte er es schon, bevor egal wer anrief.«
    Wield pfiff und sagte: »Langsam. Sag so etwas ohne Beweise, und du sitzt wirklich in der Tinte.«
    »Die Beschreibung des Besuchers von Miss Marsh paßt«, sagte Pascoe verbohrt.
    »Aber nur wie Hillers Jackett«, spottete Wield. »Ziemlich groß? Graumeliertes Haar? Militärmantel? Kurzer Blick von hinten? Das gäbe eine großartige Gegenüberstellung. Jedenfalls, wenn er sie umgebracht hätte, hätte ihn die Neuigkeit, daß sie ihn die ganzen Jahre ausgenommen hat und er sie gar nicht hätte umbringen brauchen, wohl kaum überglücklich gemacht?«
    »Kaum anzunehmen.« Pascoe lachte. »Das Merkwürdige ist, daß ich den Alten ganz gern mag. Ich habe ihn nur deshalb ausgesucht, weil ich sonst niemanden hatte. Dafür, daß er ein alter Lord der Torys ist, ist er gar nicht so übel. Ich habe seine Autobiographie gelesen. Unter dem Strich tut er mehr Gutes, als er Schaden anrichtet. Das ist mehr, als man von den meisten ehemaligen Politikern sagen kann.«
    »Er beherrscht wohl die Kunst, sich ins rechte Licht zu rücken?« fragte Wield skeptisch.
    »Klar. Doch er hält sich sehr zurück, wenn er von seinem sozialen Engagement spricht. Als wolle er die Wohltätigkeitsverbände bekannt machen und nicht sich. Der Carlake Trust, dem er die Tantiemen seines Buchs zur Verfügung stellt – es scheint, daß der auch das Sitzungsgeld bekommt, das Partridge im Oberhaus erhält. Aber er macht kein großes Getue darum, sondern erwähnt es nur nebenbei.«
    »Ist eigentlich merkwürdig, daß er sich da so engagiert«, sagte Wield sinnierend.
    »Wieso?«
    »Nichts Greifbares. Außer daß Leute wie Partridge mit Sicherheit häufig gebeten werden, die Schirmherrschaft von Wohltätigkeitsorganisationen zu übernehmen, und in der Regel wählen sie eine, zu der sie eine

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