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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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persönliche Beziehung haben. Wenn deine Frau an Krebs gestorben ist, spricht dich die Krebshilfe an, oder die Herzstiftung, wenn du einen Herzinfarkt gehabt hast. Warum also interessiert sich Partridge für eine Organisation, die Heime für Kinder schafft, die so behindert sind, daß ihre Eltern es nicht fertigbringen, sie großzuziehen …?«
    Die beiden Polizisten sahen einander an, während ihnen wilde Mutmaßungen durch den Kopf gingen.
    »Wann hat er angefangen, sich dafür zu interessieren?« fragte Wield.
    »Wart mal«, sagte Pascoe und blätterte in der Autobiographie. »Wenn ich mich recht entsinne, war er fast von Anfang an dabei. Durch seine Unterstützung wurde die Stiftung zu einer nationalen Wohlfahrtsinstitution … hier ist die Stelle. ›Als ich Percival Carlake kennenlernte, leitete er ein einziges Heim in der Nähe von Dunfermlin in Fife, das einst sein eigenes Zuhause gewesen war …‹ Und das war, laß schauen, 1971. Es paßt! Und mittlerweile gibt es über zwanzig Heime im ganzen Land, hauptsächlich durch Partridges Initiative.«
    »Um sein Gewissen zu beruhigen?«
    »Er hat mehr als nur Geld gespendet, Wieldy. Er hat verdammt harte Arbeit investiert. Dieses raffinierte Weib! Sie arrangiert alles mit einer Komplizin in, sagen wir, Edinburgh, ich wette in Edinburgh, denn da kam sie her. Am Anfang plant sie nur etwas Taschengeld abzusahnen, und eine Geburt kostet mehr als eine Abtreibung. Vielleicht hatte sie vor zu sagen, es sei eine Totgeburt gewesen, doch ihre Komplizin erzählt ihr etwas von einer anderen Frau in derselben Klinik oder demselben Krankenhaus oder was auch immer, die gerade ein fürchterlich behindertes Kind zur Welt gebracht hat. Sie kann oder will es nicht großziehen, und das Kind kommt bei Carlake unter. Marsh sieht eine Chance, Partridge für richtig schön lange zu knebeln. Zu sagen, daß sie ein gesundes Kind gehabt habe, das sie zur Adoption freigeben wolle, ist zu riskant. Partridge hätte sich zu sehr dafür interessieren können. Es wäre auch ganz einfach zu überprüfen gewesen. Wohingegen ein solches Kind …«
    »Unterlagen würde es aber dennoch geben.«
    »Klar. Name der Mutter. Sagen wir, sie heißt Smith. Marsh sagt zu Partridge, sie habe den Namen Smith verwendet, um ihre Schande zu verstecken. Sie läßt sich alle gefälschten Quittungen auf den Namen Smith ausstellen. Und als Partridge sie akzeptiert, hat sie ihn lebenslänglich an der Leine.«
    »Und er beginnt, sich für Carlakes Arbeit zu engagieren, um sein Gewissen zu beruhigen?« Wield runzelte die Stirn. »Man sollte doch meinen, daß jemand, dem das so zu Herzen ging, gesagt hätte: ›Du kannst mich mal‹ und sich einfach zu dem Kind bekannt hätte. Damals hatte er die Politik doch schon an den Nagel gehängt.«
    »Er mußte aber noch immer auf Lady Jessica Rücksicht nehmen«, sagte Pascoe.
    »Glaubst du, sie wußte Bescheid?«
    »So wie sie über die Marsh sprach, hatte sie eine Ahnung. Auf jeden Fall, Wieldy, das sind alles nur Spekulationen. Ich spreche mit Hiller darüber, aber für mich ist das eine Sackgasse, wie du ohne Zweifel mit Erleichterung hören wirst.«
    »Nicht ganz eine Sackgasse«, sagte Wield.
    Pascoe schaute den Sergeant scharf an. Dessen bräunlich gelbem Gesicht war nichts zu entnehmen, aber Pascoes Ohr war sehr fein auf die Nuancen seiner Stimme eingestellt.
    »In welcher Hinsicht?« fragte er.
    »Wenn du richtigliegst mit Miss Marsh, heißt das, daß es nichts gibt, was sie für ein paar zusätzliche Pfund nicht getan hätte«, sagte Wield.
    »Was hast du jetzt schon wieder angestellt, Wieldy? Sag ja nicht, daß du vergessen hast, dich an all die guten Regeln zu halten, die du mir vorgebetet hast?«
    »Nicht ganz. Ich hatte mir nur überlegt, daß es interessant sein könnte, sich die Alumni – heißt es so? – von Beddington College im Jahr 1976 vorzuknöpfen. Hier. Siehst du jemanden, der dir zusagt? Ich habe den Namen, der mir auffiel, unterstrichen.«
    Mit der schwungvollen Geste eines Oberkellners, der die Speisekarte präsentiert, legte er die Akte geöffnet vor Pascoe.
    Pascoes Blick glitt langsam an den Namen entlang, bis er zu einem kam, der mit einem roten Strich versehen war.
    »Tja!«, sagte er. »Das ist wirklich ein Leckerbissen, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob er auch Andy Dalziel schmecken wird. Wie ist das mit Amerika? Ob es dort wohl noch gestern ist?«
    »Das weiß Gott allein«, sagte Wield. »Es könnte sogar schon morgen

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