Ins Leben zurückgerufen
antanzt und mir meinen Fisch einstaubt? Du kennst doch die Rate, Junge. Fünf Prozent Aufklärung bei normalen Gelegenheitseinbrüchen. Wie hoch sind die Chancen dann in diesem Fall?«
Pascoe wickelte langsam seinen Fisch aus der Zeitung. Es war die einheimische
Evening Post,
und sein Blick fiel auf die Spalte »Verbrechen im Wochenspiegel«, wo Kleinigkeiten wie Schlägereien und Einbrüche in den Genuß kurzfristiger Aufmerksamkeit kamen. Das war die Ursache für Dalziels Zynismus. Aber nicht für seine Formulierung.
Pascoe nagte an einer Fritte und sagte: »Warum sollten die Chancen, daß dieser Einbruch aufgeklärt wird, noch schlechter als üblich sein?«
»Weil es weder Gelegenheits- noch Einbruch ist«, erwiderte Dalziel wie aus der Pistole geschossen. »Er ist wahrscheinlich durch die Haustür hereingekommen und hat das Fenster beim Hinausgehen demoliert, weil er die Idee für gut hielt.«
Pascoe ging zum Fenster und besah es sich genauer, dann ging er durch den Flur und untersuchte die Haustür.
»Wie kommen Sie darauf?« fragte er, als er wieder an seinem Platz in der Küche saß. »Ich kann nichts erkennen.«
»Ich auch nicht. Aber Ehre, wem Ehre gebührt. Willst du nichts von dem Schellfisch?«
»Wenn es kein einfacher Einbruch war, hinter was waren sie dann her?« hakte Pascoe nach.
Dalziel, der seine eigene Portion rasch verschlungen hatte, brach sich ein Stück von Pascoes Fisch ab und steckte es in den Mund.
»Wally Tallantires Unterlagen, würde ich sagen«, sagte er kauend.
»Was? Aber Mrs. Tallantire sagte doch, daß es keine gibt. Oder nicht?«
»Adolf hat kein Vertrauen in die Menschheit«, sagte Dalziel traurig.
»Er ist aber nicht der Typ, glaube ich, der einbrechen würde.«
»Nein, so was Riskantes würde er nie tun. Aber er würde seine Gedanken vielleicht Leuten mitteilen, die in diesem Punkt keine Hemmungen haben.«
»Sprechen Sie von der Verbindung zum Geheimdienst, die Sie sich aus den Fingern gesaugt haben?« Pascoe lachte ungläubig. »Sie wollen mir verkaufen, daß die einen Einbruch türken, nur um nach ein paar Unterlagen zu suchen, die es gar nicht gibt?«
»Wer sagt denn, daß es sie nicht gibt?«
»Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß Sie sie haben? Das wird ja immer schlimmer. Was zum Teufel haben Sie eigentlich vor?«
»Vorhaben? Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Dalziel und nahm sich noch einmal von Pascoes Fisch.
»Beweismaterial verbergen. Computerdaten stehlen. Herr im Himmel, in was für eine Sache ziehen Sie mich da hinein?«
»Gott, wie das klingt, wenn man dich reden hört! Ich versuche nichts weiter, als den Ruf eines Kumpels zu schützen. Das würdest du doch auch tun, oder?«
»Wenn er es wert wäre, vielleicht«, sagte Pascoe brutal.
»Ach ja? Und was wäre, wenn ich behaupten würde, deine Ellie ist eine Ziege, die nicht weiß, was sie will, und die endlich einen Vorwand gefunden hat, zu ihrer Mama abzuhauen? Huch, nun paß aber auf, Junge. Du würdest doch nicht auf jemanden losgehen wollen, der dir Schellfisch übriggelassen hat?«
Pascoe sah, daß er mit geballten Fäusten dastand. Er versuchte sie zu öffnen, es ging aber nicht.
»Und wozu war das eben gut?« fragte er leise.
»Ich wollte dir nur demonstrieren, daß die Wahrheit unerheblich ist, wenn man für einen Kumpel eintritt. Selbst wenn sich herausstellen sollte, daß Wally den größten Mist gebaut hat, kriegt jeder, der das laut sagt, eine von mir geballert.«
Pascoes Hände lockerten sich.
»In Ordnung, Sokrates«, sagte er. »Aber ganz so einfach sind die Dinge nicht.«
»Im Leben sind sie das nie, aber vor dem Gesetz ist es eine andere Sache. ›Schuldig oder nicht schuldig?‹ ›Bitte, Euer Ehren, so einfach ist das aber nicht.‹ Bei Gott, der Richter würde an die Decke gehen und sich dann dort oben festhalten, damit er aus der Höhe auf dich scheißen kann! Nein, auf ein Vielleicht wird unser Adolf sich bei dieser Sache nicht einlassen, besonders wenn niemand da ist, der ihm Paroli bietet.«
»Sie sind da.«
»Ja, stimmt, was? Mein Schicksal, Paroli zu bieten.«
»Vielleicht fangen Sie besser erst einmal damit an, mir eine Antwort zu geben«, sagte Pascoe und setzte sich wieder an seinen Platz.
»Bist du dir wirklich sicher, daß du wissen willst, was los ist? Ahnungslosigkeit ist vielleicht deine beste Verteidigung.«
»Bei Ihnen war das noch nie der Fall«, sagte Pascoe.
»Stimmt. Es ist auf jeden Fall besser, Bescheid zu wissen und zu lügen«,
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