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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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der Kamera gerichtet, waren klar und hart wie Kristall.
    »Wenn das Blut für das Urteil eine Rolle spielte, dann war das eindeutig ein Irrtum, und das Urteil sollte aufgehoben werden.«
    »Und das Geständnis?«
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Sie war jung, möglicherweise unreif. Jeder, der beruflich mit Kindern zu tun hat, weiß, daß ihre Neigung, offenkundig Wahres zu leugnen, nur noch von ihrer Bereitwilligkeit überboten wird, offenkundige Unwahrheiten zuzugeben. Manchmal tun sie es, weil sie etwas mißverstehen, und manchmal, weil sie jemandem zu Gefallen sein wollen. Meistens tun sie es jedoch einfach aus schlichter, irrationaler Angst.«
    »Aber sie hat ihr Geständnis nicht zurückgenommen.«
    »Natürlich nicht. Warum sollte sie sich, nachdem sie sich einmal für das entschieden hatte, was für sie der geringere Schrecken war, noch einmal mit dem größeren belasten? Wenn Sie das nicht nachvollziehen können, junger Mann, dann sind auch Sie eindeutig dickfellig genug, um einen Polizisten abzugeben!«
    »Mein Gott!« hauchte Dalziel. »Die hätte ich gern zum Windelnwechseln gehabt.«
    Die Sendung ging wenige Minuten später mit einem leidenschaftlichen Appell Waggs’ zu Ende, den Fall noch einmal aufzurollen und endlich Gerechtigkeit walten zu lassen. Dalziel sah Pascoe an: »Und?«
    »Warum haben Sie den Test mit dem Gewehr nicht gemacht?«
    »Haben wir. Nur schlug dabei die Stalluhr. Außerhalb der Kammer hörte man keinen verdammten Laut.«
    »Aber das Geräusch, das Miss Marsh aufweckte …?«
    »Wahrscheinlich waren es doch die Kinder. Oder sie hat es geträumt. Wally machte sich darum keine Gedanken.«
    »Warum nicht?« fragte Pascoe, beantwortete dann aber seine eigene Frage: »Weil es zu früh war. Weil Mickledore noch mit Stamper unten saß und sich für seinen Gang bereitmachte und Partridge für seinen Ritt. Weil er, wenn er den Mord geplant hatte, wissen mußte, daß der ideale Zeitpunkt während des Schlagens der Stalluhr war. Deshalb interessierte Tallantire die Verletzung der Marsh nicht. Die Zeit paßte nicht. Verständlich, würde ich sagen. Doch wie konnte er es rechtfertigen, die Erklärung von Kohlers blutigen Händen zu ignorieren?«
    »Sie hat es ihm nicht gesagt«, sagte Dalziel. »Frag mich nicht, warum, aber die Marsh hat die Kohler nie erwähnt.«
    »Wie können Sie sich dessen so sicher sein?«
    »Weil ich mir sicher bin, daß Wally etwas unternommen hätte!« knurrte Dalziel.
    »In Ordnung. Aber wenn er zu dem Schluß gekommen war, daß Mickledore mit der Uhr die Schüsse übertönen wollte, wie paßt es dann dazu, daß Cecily Kohler vor Mitternacht mit blutverschmierten Händen herumwandert?«
    »Wer hat denn gesagt, daß es vor Mitternacht war? Vier Kinder haben im oberen Stockwerk einen draufgemacht. Stamper sagte zwar aus, er habe die Kohler gesehen, bevor die Uhr schlug. Doch eines der Mädchen hatte behauptet, die Uhr sei gerade am Schlagen gewesen, und die beiden anderen, daß sie bereits geschlagen hätte. Den Aussagen von Kindern ist nicht zu trauen.«
    »Es sei denn, sie passen einem in den Kram«, sagte Pascoe.
    »Haha. Laß die Kinder mal außen vor. Was von dem, was du gesehen hast, wäre für dich ein Grund, die Kohler wieder auf die Menschheit loszulassen?«
    »Nicht viel«, gab Pascoe zu. »Bei einer Wiederaufnahme wird es um so schwieriger, je mehr Zeit verflossen ist. Ich denke, der Affe von Hartlepool hätte es schwer, jetzt eine Begnadigung durchzusetzen.« [1]
    »Also?«
    »Also muß es hier um etwas anderes gehen. Vielleicht um etwas, das die Behörden vor der Öffentlichkeit verbergen wollen.«
    »Und was könnte das sein?«
    Pascoe kam sich allmählich wie ein Zirkuspferd vor, das durch einen Reifen nach dem anderen springen muß.
    »Etwas, das mit der nationalen Sicherheit, Sex, dem Königshaus oder mit sonst etwas zu tun hat, wodurch man Wähler verlieren könnte«, sagte er kurz angebunden.
    »Gut gemacht«, sagte Dalziel. »Und wenn du nun an Mickledore Hall im Jahr 1963 denkst, mit wem haben wir es da zu tun? Mit einem brünstigen Arbeitskumpel von Profumo, dessen Sohn und Erbe zufällig bei der gegenwärtigen Meute Innenminister ist; mit einem Cousin zweiten Grades der Königin, der beim Geheimdienst herumgeistert; mit einem Ami, der dasselbe Geschäft betreibt; einem Geschäftsmann, der von den Torys die Erlaubnis zum Gelddrucken bekommen hat, solange er jede Menge für sie mitdruckt, und einem leutseligen Gastgeber, der alles mit

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