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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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den Auftrag vermittelt, aus der Serie ein Buch zu machen«, sagte Stamper und nahm Dalziel mit einem wütenden Blick auf den Kaffeefleck das Manuskript ab.
    »So ist das also. Nicht übel«, sagte Dalziel. »Die ganze Arbeit ist erledigt, die BBC hat alles bezahlt, und nun kriegen Sie noch einmal Knete dafür.«
    »Es ist ein Ausgleich für die vielen Male, die man umsonst arbeiten muß.«
    »Es erklärt auch, warum Sie nicht so scharf darauf waren, Waggs Ihre helfende Hand zu reichen«, grinste Dalziel. »Ich will sagen, Sie haben die ganze Plackerei gehabt, warum sollten Sie alles einem geschwätzigen Ami in den Schoß werfen?«
    »Von mir aus hätte er alles haben können«, erwiderte Stamper. »Wie Sie wissen werden, wenn Sie die Sendung gehört haben, bin ich auf nichts gestoßen, das mich dazu veranlaßte, das Urteil in Zweifel zu ziehen.«
    Dalziel dachte, daß die Leute einem immer dadurch etwas verraten, indem sie einem nichts verraten.
    Laut sagte er: »Man hat Sie gewarnt, was? Kein Gespräch mit Waggs.«
    »Was? Wie kommen Sie denn darauf?« fragte Stamper mit Nachdruck, dem jedoch der Ärger abging.
    »Weil der Fall in Chester im Jahr 1961 war«, sagte Dalziel. »Sie haben ihn als letztes Beispiel für einen Mordfall des Goldenen Zeitalters gewählt. Man hat Ihnen zu verstehen gegeben, daß es eine gute Idee wäre, den Fall Mickledore Hall zu streichen.«
    Er wußte, daß er richtiglag, und er wußte auch, warum Stamper so bereitwillig bei seiner Jagd nach Miss Kohler mitmachte. Jemand, der das Gefühl hat, sich schäbig verhalten zu haben, verhält sich im Bemühen, mit sich selbst ins reine zu kommen, oft irrational.
    »Unsinn«, sagte Stamper. »Mein Verleger fand nur, daß es am besten sei, den Fall Mickledore Hall zu streichen, weil alles so unsicher ist.«
    Dalziel wußte auch, wann man jemandem erlaubte, sein Gesicht zu wahren, und wann man ihm eine in die Fresse haute.
    Er fragte: »Haben Sie schon mal was von Ongar gehört?« Er betonte die beiden Silben so skeptisch, als könne er sich nicht vorstellen, daß es tatsächlich einen Ort mit einem so merkwürdigen Namen gab.
    »Natürlich. Steckt sie da?«
    Der Dicke erwiderte grinsend: »Kleine Jungs sollte man sehen, aber nicht hören. Sie fahren, Kleiner, und überlassen das Denken Ihrem Onkel Andy!«

Drei
    »Wir haben viele Vorrechte verloren, eine neue Philosophie ist in Mode gekommen, und die Behauptung unserer Stellung könnte uns heutzutage … in ernstliche Ungelegenheiten bringen.«
    E s ist ein echtes Vorrecht der Reichen, daß sie niemanden vor der Haustür warten lassen müssen, wenn sie zum Ausdruck bringen wollen, was sie von ihm halten.
    Sie können den Besucher auffordern, einen anderen Eingang zu benutzen. Oder sie können ihn zur Vordertür hereinlassen und dann den geeigneten Raum wählen.
    Bei seiner Ankunft auf Haysgarth war Peter Pascoe von einem menschenähnlichen Faktotum in eine zwielichtige Kammer geführt worden, die er als unverbesserlicher Wortspieler schon bald als Antizimmer bezeichnete.
    Es war Anti-Wärme, Anti-Licht, Anti-Alles, was einem Menschen das Leben erleichtert hätte, der es gewagt hatte, sich bei hohen Herrschaften zu verspäten.
    Der Stuhl, auf dessen Kante Pascoe hockte, war so hart, daß eine Miserikordie im Vergleich geradezu ein Latexkissen gewesen wäre. Pascoe versuchte sich abzulenken, indem er alles verschlang, was auf den Umschlagklappen von
Im Birnbaum
über Partridge stand.
    Danach zu urteilen, würde er sich bald (hoffte er) in der Gegenwart eines Tugendboldes befinden. Abgesehen von seiner glanzvollen, wenngleich vorzeitig abgebrochenen politischen Karriere, hatte sich der Lord auf unzähligen anderen Gebieten ausgezeichnet. In der Landwirtschaft stand er an der Spitze der Großgrundbesitzer, die sich dem biologischen Anbau verschrieben hatten; auf dem Gebiet von Kunst und Musik war er der Schirmherr des Kammermusikfestivals von Yorkshire, Sponsor des Haysgarth-Lyrikpreises, Sammler und Aussteller moderner britischer Maler (er selbst war ein erfahrener Aquarellmaler) und einer der Direktoren von Centipede Publishing sowie ein Mitglied des Verwaltungsrats der Northern Opera. Im Wohltätigkeitsbereich fungierte er als Schirmherr und einer der Direktoren des Carlake Trust für behinderte Kinder; im Sport war er im Britischen Olympischen Komitee der Winterspiele, im Vorstand des Behindertensports und im Unterausschuß, der die zur Aufnahme in die Cricketmannschaft Yorkshires erforderlichen

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