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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kopf steigenden Gebräu Ehrlichkeit gewürgt haben.
    »Wie Sie vielleicht schon erraten haben«, sagte Peter Pascoe schmeichelnd, »bin ich nur halboffiziell hier. Weil – wenn eine Abteilung der Polizei überprüft wird, achten wir auf unsere Rückendeckung, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Das kann ich nachvollziehen«, sagte Partridge. »Aber es geht um Schnee von gestern. Sie waren damals noch ein kleiner Junge. Rückendeckung brauchen Sie also keine.«
    »Es ist – ich weiß nicht, es ist eine Frage der Ehre, vermutlich«, ließ Peter Pascoe einen Versuchsballon steigen.
    Partridge sagte lächelnd: »Ehre, eh?«
    Er nahm einen wappengeschmückten Löffel aus der Zuckerdose, sah ihn sich genau an und sagte dann: »Eins, und ich zähle weiter.«
    Pascoe erwiderte: »In Ordnung. Dann also Freundschaft. Superintendent Tallantire hatte Freunde. Falls, wie behauptet wird, damals nicht alles mit rechten Dingen zuging, wollen seine Freunde verhindern, daß es wieder dazu kommt.«
    »Falls? Die Kohler ist doch in freier Wildbahn, oder?«
    »Ja.«
    »Wollen Sie sagen, daß sie etwa doch schuldig ist?«
    »Nein, ich meine, sehen Sie, wenn ich ganz ehrlich bin, Sir, wie Sie völlig richtig gesagt haben, das war alles lange vor meiner Zeit. Ich versuche nur zu helfen …« Er sah wie ein eifriger kleiner Junge aus. Ellie behauptete, alte Damen würden immer gleich nach der Keksdose greifen, wenn er diese Miene aufsetzte.
    »Sie helfen einem dieser Freunde, die wegen Tallantire in Sorge sind, ist es das? Ich würde sagen, das ehrt Sie. Tallantire ist tot, ja?«
    »Aber seine Witwe nicht«, sagte Pascoe streng.
    »Ersparen Sie mir Ihren Unmut, junger Mann. Alles, was ich damit sagen wollte, war, daß er niemanden verklagen kann. Ebensowenig Mickledore. Die ideale Lösung wäre also, daß Mickledore tatsächlich schuldig war, wie angeklagt, und daß Superintendent Tallantire in seinem Eifer ihn zu überführen, Kohler etwas zu eifrig in die Zange nahm und ihr das Geständnis der Komplizenschaft abrang.«
    »Vielleicht ideal für das Innenministerium.«
    »Wenn hingegen auch Mickledore unschuldig gewesen wäre und Tallantire an der Nase herumgeführt wurde, statt die junge Dame in die Irre zu führen, dann hätten wir es mit einem Täuschungsmanöver zu tun, das wahrscheinlich vom wahren Mörder inszeniert wurde. Sagen Sie mir also, Mr. Pascoe, wollen Sie mit mir als Zeugen oder als Verdächtigem reden?«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, schlürfte seinen Kakao mit Rum und lächelte wohlwollend. Stamper hatte recht gehabt, unter dem ganzen Geschwafel einen scharfen Verstand zu vermuten.
    »Wenn ich mich nicht täusche, hatten Sie ein ziemlich … substantielles … Alibi.«
    Partridge lachte.
    »Sie meinen die junge Elsbeth? Ja, sie hatte in der Tat Substanz. Aber wie Tallantire damals nicht ohne einen Anflug satirischen Humors sagte, ihre Einschätzung meiner Ausdauer und meine eigene Einschätzung entsprachen sich nicht so ganz. Mit der Liebe ist es eine merkwürdige Sache. In dem Alter, wo man nicht genug davon kriegen kann, gehen häufig die Pferde mit einem durch. Später, wenn man ein wenig von der einstigen Explosivkraft herbeisehnt, braucht man so lange, daß man dabei einschläft. Hallo, mein Liebes. Komm herein und lerne noch einen von unseren wundervollen Schutzmännern kennen.«
    Eine Frau war eingetreten. Sie war in Reitkleidung, und falls sie, wie Pascoe vermutete, Jessica Partridge war, hatte sie die Jagd auf Füchse eindeutig weniger altern lassen als ihn die Jagd nach Ruhm. Mit dem vor Anstrengung geröteten Gesicht und glänzenden Augen sah sie zwanzig Jahre jünger als ihr Mann aus, obwohl sie in Wirklichkeit 63 und er 70 war. Hinter ihr konnte Pascoe einen Mann von um die 40 Jahre sehen, der ebenfalls in Reitkleidung war. Pascoe erkannte ihn aus den Zeitungen. Es war Tommy Partridge, MP , Staatsminister im Innenministerium und ein Mann der Zukunft. Doch für Pascoe wurde er sogleich Vergangenheit, denn entweder erschreckte ihn der Gedanke, zu einem Polizisten nett sein zu müssen, oder der Blick, den ihm seine Mutter zuwarf. Er machte eine Kehrtwendung und entfernte sich scheppernden Schritts.
    »Im Vergleich zum letzten, der hier war, sind Sie eine geringfügige Verbesserung«, sagte Lady Jessica und musterte ihn mit kaltem Blick. »Ich kann nur hoffen, daß diese Besuche nicht zu einer Dauereinrichtung werden.«
    An Unhöflichkeit hatte sich Pascoe schon seit langem gewöhnt, aber

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