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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Park und See in Gesellschaft von Rampling und Mickledore eine Zigarre rauchte.
    »Ich sagte: ›Dafür kämpfen, arbeiten und leiden sie doch, die Wohlmeinenden im Einklang mit der Natur, damit dort drüben, wo die Lichter der kleinen Häuser blinken, gewöhnliche, anständige Familien mit dem Gedanken einschlafen können, daß ihre Zukunft in guten Händen liegt.‹ Das habe ich damals geglaubt. Das glaube ich noch heute. Doch wie mich die Ereignisse allzu bald belehren sollten, ist das Leben kein Spiel, das man mit beiden Händen spielt. Auf der Tribüne lauern die Heckenschützen, die dazwischenfunken wollen und sich keine Gedanken darüber machen, wen oder was sie von einem erwischen.«
    Peter Pascoe lachte auf. Stamper (ja, es war tatsächlich Stamper gewesen) hatte seinen Spott insofern relativiert, indem er einräumte, daß Partridge zwar ein alter Knacker sei, jedoch einen scharfen Verstand und verschmitzten Humor habe.
    Jäh öffnete sich die Tür, und herein schritt der noble Autor in Person. Älter, grauer und erheblich irritierter als sein Konterfei auf dem Umschlag.
    Pascoe, der scharf darauf war, die Punkte einzuheimsen, die einem zustanden, wenn man von einem Autor dabei überrascht wird, wie man sein Buch liest, stand auf und hielt es wie einen Talisman vor sich.
    Die Geste bewirkte in der Tat eine Veränderung bei Partridge. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich von Verärgerung zu Zorn.
    »Womit zum Teufel wedeln Sie denn da?« knurrte er.
    Vielleicht waren die Silberfäden des großmütterlichen Haupts ja doch der wahre goldene Zweig des Schriftstellers.
    »Das ist Ihr Buch, Sir. Ich hatte gehofft, daß Sie es mir vielleicht signieren würden …«
    »Meine Unterschrift geben – für die Polizei? O ja, Sie sind in der Tat sehr gut darin, wenn es darum geht, die Leute zum Unterschreiben zu bringen, was? Das ist sogar Ihre verflixte Stärke, würde ich mal behaupten.«
    Es war also moralische Entrüstung über Cissy Kohler, die das Abendrot auf den Zügen Seiner Lordschaft in ein grelles Gewitterleuchten verwandelt hatte. Dafür hatte Pascoe Bewunderung übrig. Besänftigend sagte er: »Ja, Sir, es ist eine tragische Geschichte, und natürlich sind wir dahinter her, daß ihr nun Gerechtigkeit widerfährt und Wiedergutmachung geleistet wird …«
    »Wiedergutmachung? Wie soll die denn aussehen? Gott, noch nicht einmal, was eure Fehler anlangt, seid ihr konsequent! Das ist jetzt das zweite Mal, daß ihr mir in die Parade gefahren seid. Nicht zufrieden damit, meine Karriere ruiniert zu haben, wartet ihr jetzt darauf, bis ich meine Memoiren veröffentlicht habe, und nun stehe ich wieder wie ein Idiot da! Dem Herrn sei gedankt, daß ich die Taschenbuchausgabe stoppen konnte, sobald ich von dieser Farce Wind bekam. Ich muß ein ganzes Kapitel umschreiben, ist Ihnen das klar?«
    Peter Pascoe fiel ein, daß Thomas Partridge an erster Stelle und lebenslänglich Politiker war, egal in welcher Reihenfolge er Lord, Schriftsteller und Mensch sein mochte. Und dazu noch ein enttäuschter Politiker, die gefährlichste Kategorie der Gattung.
    Hungrige Löwen füttert man nicht mit Biojoghurt. Konfuzius? Dalziel?
    Er sagte einschmeichelnd: »Ich an Ihrer Stelle, Sir, würde mit dem Umschreiben vielleicht noch ein wenig warten.«
    Der Zorn verschwand von Partridges Gesicht wie ein Aprilschauer.
    »Und was veranlaßt Sie zu dieser Bemerkung?« wollte er wissen. »Der Knabe, der gestern hier aufkreuzte, schien der Meinung zu sein, er habe alles in trockenen Tüchern. Schlamassel der Polizei, fauler Apfel, mea culpa, kommt nicht wieder vor – etwas in der Art. Merkwürdig vertrockneter Kerl. Ich persönlich ziehe faule Äpfel verhutzelten Pflaumen vor, muß ich sagen. Und was machen Sie hier in dieser Leichenhalle? Hier müssen die Gerichtsdiener und die örtlichen Parteifunktionäre warten. Kommen Sie.«
    Er ging voran in einen hellen, luftigen und erheblich gemütlicheren Raum. Auf einem kleinen Tisch stand ein Tablett mit einem Krug, zwei Bechern und einer Flasche Rum.
    »Setzen Sie sich. Trinken Sie einen Becher Kakao. Kaffee darf ich nicht mehr trinken, schadet mir angeblich, sagt der Quacksalber. Rum?«
    Peter Pascoe schüttelte den Kopf.
    »Ganz wie Sie wollen«, sagte Partridge und gönnte sich einen großzügigen Schuß. »Und nun sagen Sie mir, junger Mann, was genau führt Sie zu mir?«
    Es war an der Zeit für ein wenig Ehrlichkeit, aber nicht zu viel. Auch in Rum eingelegte Politiker sollen an dem zu

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