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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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unbedingt über die Zeiten, von denen ich etwas hören wollte.«
    »Das ist eine Folge des Alterns, Mr. Pascoe«, sagte Partridge im Aufstehen. »Je mehr die Zukunft schrumpft, desto mehr Zeit verbringt man damit, sich in Betrachtungen der eigenen Kehrseite zu versenken.«
    Das Gespräch war eindeutig beendet. Nur Andy Dalziel hätte den Nerv gehabt, sitzen zu bleiben. Pascoe ließ sich zur Tür geleiten.
    »Wenn mir etwas einfällt, rufe ich Sie an«, fuhr Partridge fort. »Einige Verbindungen habe ich noch. Ich sehe mal, ob ich etwas darüber herausfinden kann, was das Innenministerium über den Fall denkt.«
    »Das ist freundlich von Ihnen«, sagte Peter Pascoe.
    Seine Skepsis muß zu spüren gewesen sein, denn Partridge sagte lachend: »Sie haben ganz recht, junger Mann. Umsonst kriegt man keinen Kakao, ob wir nun in Westminster sind oder außerhalb. Erinnern Sie sich? Bei mir geht es um einen persönlichen Einsatz. Habe ich oder habe ich nicht geholfen, die Schlinge um den Hals eines Unschuldigen zu legen? Deshalb erwarte ich, daß Sie mich auf dem laufenden halten. Gebongt?«
    Man soll nichts versprechen, was man nicht halten kann, aber es ist okay für einen Bullen, etwas zu versprechen, das man nicht zu halten gedenkt. Das Evangelium nach dem heiligen Andrew.
    »Gebongt«, sagte Pascoe. »Noch etwas. Vielleicht können Sie ja meine Neugier befriedigen. Was geschah eigentlich mit Westropp?«
    »Soweit ich weiß, verschwand er einfach von der Bildfläche. Es muß ihn schrecklich getroffen haben, Frau und Tochter, innerhalb von zwei Tagen. Er verließ den diplomatischen Dienst … ging ins Ausland. Ich glaube, seine Familie hatte eine Firma in Südafrika. Oder war es Südamerika?«
    »Und der Junge, Philip?«
    »Über den habe ich etwas gehört. Wurde hierher zur Schule geschickt. Völlig natürlich. Das Ausland ist okay für die Sonne und la dolce vita, aber man kann die Kerle schließlich nicht die eigenen Kinder erziehen lassen. Es war nett, Sie kennenzulernen, Mr. Pascoe.«
    Er hielt ihm die Hand hin. Als Pascoe sie nach einem kurzen Schütteln wieder loslassen wollte, hielt Partridge sie noch fest.
    »Haben Sie nicht etwas vergessen?«
    Will er womöglich, daß ich seinen Ring küsse und den Lehnsschwur leiste? fragte sich Pascoe.
    Laut sagte er: »Entschuldigung?«
    »Ihr Buch«, sagte Partridge und hielt
Im Birnbaum
hoch, das er in der anderen Hand hatte. »Das war doch schließlich der Hauptgrund Ihres Besuchs, nicht wahr? Sie wollten es signiert haben.«
    »Natürlich«, sagte Peter Pascoe lächelnd. »Herzlichen Dank. Eine Erstausgabe mit Signatur, die muß ganz schön etwas wert sein.«
    »Glauben Sie nur das nicht«, sagte Partridge trocken. »Eine unsignierte zweite Auflage ist viel rarer. Ich habe nur dafür gesorgt, daß Sie nicht in den Laden zurückgehen und das Buch zurückgeben können.«
    Peter Pascoe schlug das Buch auf und las den Eintrag.
    Für Peter Pascoe, viel Glück bei Ihrem Versuch, gegen die Voreingenommenheit anzutreten, von Partridge (dem dienenden Lord).
    »Aber nein«, sagte er, »ich glaube, daß das sehr wertvoll ist.« Und er hatte das seltene Vergnügen, im Gesicht des Politikers einen Selbstzweifel aufflackern zu sehen.

Vier
    »Er sagte mir, seine Reise betreffe eine sehr zarte und verfängliche Sache, die leicht Leute in Ungelegenheiten bringen könnte, er reise deshalb unter einem angenommenen Namen.«
    Z um Verlassen Londons brauchte man die gleiche Zeit wie zum Ausziehen langer Unterhosen. Ewig.
    Dalziel, der sowohl Städte als auch Unterwäsche gern schnell los wurde, sagte: »Sie sind in Ihrer Freizeit doch nicht etwa Taxifahrer?«
    »Was?«
    »Nichts. Nur daß Sie ständig im Kreis zu fahren scheinen. Und das macht nur Sinn, wenn Ihre Uhr läuft.«
    »Wenn Sie eine bessere Route kennen, dann nehmen Sie sie doch«, erwiderte Stamper.
    »Nun regen Sie sich doch nicht auf«, sagte Dalziel. »Es sind nur diese verdammten Straßen. Und all die Autos. Als ich ein kleiner Junge war, war das alles ganz anders.«
    »Ach ja?« lachte Stamper. »Vermutlich nur Ponywagen damals, was?«
    »Man konnte tatsächlich noch Pferde sehen, die Wagen zogen«, stimmte Dalziel zu. »Besser für die Rosen, und besser für uns alle, würde ich denken.«
    »Finden Sie? Ich hätte Sie nicht zu den nostalgischen Typen gezählt«, sagte Stamper.
    »Das müssen ausgerechnet Sie sagen«, entgegnete Dalziel. »Ihre Radiosendung war nostalgischer als ein Treffen alter

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