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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Klassenkameraden.«
    »Vermutlich wollte der Redakteur es so haben«, sagte Stamper.
    »In meinen Ohren klang es aufrichtig.«
    »Mag sein. Ich habe auf eine Zeit zurückgeblickt, als ich erst acht war und noch nicht entdeckt hatte, was für eine Qual das Leben in Wirklichkeit ist. Das muß meine Sicht gefärbt haben.«
    »Die Eigenheiten Ihres Vaters haben Sie damals noch nicht gestört?«
    »Ich glaube, damals hatte er mich noch nicht aufgegeben.«
    Dalziel nickte verständnisvoll, dann sagte er: »Komisch, wie die Dinge nach einiger Zeit anders aussehen. Ihr Vater muß damals genauso ein eingebildeter Großkotz gewesen sein wie heute. Mir ist das aber nicht aufgefallen. Ihr seid alle einfach ein Haufen Blödmänner gewesen, die in dem großen Haus herumgerannt sind, als wär das Ganze ein Film. Die anderen Gäste müssen doch über ihn Bescheid gewußt haben. Und wenn das so war, frage ich mich, warum Mickledore und seine Kumpel mit einem Trottel wie Ihrem Vater auf freundschaftlichem Fuß stehen konnten?«
    Er musterte Stamper in Erwartung einer defensiven Reaktion, aber der schien ganz ernsthaft über die Frage nachzudenken.
    »Die Antwort heißt natürlich Geld«, sagte er schließlich. »Mickledore brauchte anscheinend ununterbrochen Geld. Und die Konservative Partei nicht minder. Für Partridge lag die Attraktion noch auf einem anderen Gebiet. Mein Vater hatte ins Fernsehen investiert, als die Lizenzen an den Meistbietenden gingen, und ich denke, damals bekam er auch seine erste Lokalzeitung, so daß Partridge in ihm einen potentiellen Manipulator der Massen sah.«
    »Seine
erste
Lokalzeitung?« fragte Dalziel. »Hat er denn viele?«
    Stamper verzog das Gesicht: »Er hat von allem viel. Die Mischung, die er besitzt, nennt sich Inkerstamm, und die haben in allen möglichen Branchen ein Wörtchen mitzureden.«
    »Inkerstamm? Hauptquartier in der Nähe von Sheffield? Wenigstens ist er in der Heimat geblieben.«
    »Aber klar doch. Allerdings nur, damit er jedesmal, wenn er aus dem Fenster sieht, daran erinnert wird, wie weit er es gebracht hat!«
    Das klang in Dalziels Ohren leicht metaphysisch. »Und Westropp? Was wollte der? Geld oder Manipulation?«
    Stamper sagte: »Ich glaube, der war einfach nur Mickledores Gast, zu wohlerzogen, um die Gästeliste zu kontrollieren.«
    Das klang merkwürdig defensiv, besonders da es um jemanden ging, der in seiner Ausbildung gelernt haben mußte, das Badewasser auf Haie zu überprüfen.
    Dalziel sagte: »Und dann war da natürlich Ihre Mutter.«
    »Was zum Teufel soll denn das schon wieder heißen?«
    »Ich fand, daß sie eine nette Frau war, sonst nichts. Ich könnte mir vorstellen, daß man sie gern eingeladen hat.«
    »Entschuldigung«, sagte Stamper. »Ja, Sie haben natürlich recht. Sie ist ein ganz besonderer Mensch. Sie hat alle Herzen gewonnen. Als Kind habe ich das für selbstverständlich gehalten. Erst Jahre später ist mir aufgefallen, daß diese Gabe viel rarer als Geschäftstüchtigkeit ist.«
    »Sie war allgemein beliebt? Aber sie hat sich Ihren Vater ausgesucht?«
    »Warum nicht? Wenn man sich nicht darum bemühen muß, geliebt zu werden, braucht man vielleicht auch keine Menschenkenntnis zu entwickeln.«
    Dalziel gähnte. »Kurz, Ihre Mutter und Ihr Vater wurden eingeladen, weil er die Kohle besaß und sie den Charme. Aber sie hat ihn zu guter Letzt durchschaut.«
    »O ja. Sie ist weder unsensibel noch dumm. Leider hatte sie mich und Wendy, als ihr aufging, daß sie einen Fehler gemacht hatte.«
    »Das war aber wirklich Pech«, sagte Dalziel trocken.
    »Ich wollte sagen, daß sie in der Falle saß.«
    »Wieso? Normalerweise bekommen die Frauen das Sorgerecht. Und sie war sowieso Amerikanerin. Wenn sie euch nach drüben gebracht hätte, hätte er euch so schnell nicht wieder zurückbekommen.«
    »Auf eine solche Idee wäre meine Mutter nie gekommen. Außerdem hat mein Vater sie an so kurzer Leine gehalten, daß es eines SAS -Einsatzes bedurft hätte, um uns loszueisen.«
    »Und dabei wärt ihr dann womöglich noch erschossen worden. Was macht die kleine Wendy jetzt?«
    »Public Relations«, sagte Stamper kurz angebunden.
    Etwas an seinem Ton weckte bei Dalziel den sechsten Sinn, der gute Polizisten davon abhält, Time-Shares zu kaufen.
    »Sie arbeitet doch nicht etwa für Inkerstamm?«
    »Und wenn?« wollte Stamper wissen.
    »Nichts, nur war ich davon ausgegangen, daß ihr zwei auf derselben Wellenlänge liegt.«
    Stamper bemühte sich, einen gleichgültigen

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