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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Eindruck zu machen, und hob die Schultern: »Letztendlich kriegen Töchter von den Eltern, was sie wollen. Es sind die Söhne, die damit klarkommen müssen, das zu tun, was die Väter wollen.«
    Sie kamen nun viel schneller voran, und Dalziel sah, daß sie eine Autobahn erreicht hatten. Es mußte die M11 sein. Er holte das Meßtischblatt aus der Innentasche seines Jacketts, das er auf dem Weg zu Stampers Wohnung gekauft hatte. Wenn ihn nicht alles trog, stand das kleine Haus, in dem er Cissy Kohler zu finden hoffte, ganz für sich allein, dicht an der Umgrenzungsmauer eines Guts mit dem Namen Ongar Estate. Als Stamper die Autobahn verließ und auf die Landstraße einbog, die zur Ortschaft Ongar führte, sagte er: »Machen Sie langsam, es wird bald etwas kompliziert.«
    Seine Richtungsangaben waren klar und eindeutig, und er gab Stamper genug Zeit, sich darauf einzustellen. Nachdem sie einige Male auf immer kleinere Straßen abgebogen waren, sagte Dalziel: »Gut. Fahren Sie an den Rand.«
    Stamper gehorchte und brachte den Wagen auf dem Grasstreifen neben der Fahrbahn zum Stehen. Er stieg aus und schaute über die Hecke auf leere Felder.
    »Haben wir uns verfahren?« fragte er.
    »Nein, wir sind vor knapp 500 Metern daran vorbeigekommen.«
    »Und was zum Teufel machen wir dann hier?«
    »Eine Fahrspur führt zu dem kleinen Haus. Ich konnte auf halbem Weg das Dach eines Autos erkennen.«
    »Also hat sie ein Auto.«
    »Vielleicht. Ist aber eine komische Stelle, um ein Auto zu parken. Es ist wahrscheinlicher, daß sie einen Aufpasser hat.«
    »Aber Sie sind doch Kripochef.«
    »Noch lange kein Grund, es an die große Glocke zu hängen«, erwiderte Dalziel vorwurfsvoll. »Außerdem tut uns der Spaziergang gut. Wenn wir dieses Feld überqueren und uns durch das Wäldchen da drüben schlagen, müßten wir genau auf die Mauer um das Gut stoßen, an der das Haus der Kohler steht. Dann müssen wir nur noch der Mauer folgen.«
    Im großen und ganzen trafen seine Überlegungen zu. Nur daß er Brombeergesträuch und Dornengestrüpp, Sumpflöcher und Stacheldraht zu erwähnen vergessen hatte. Beiden Männern war anzusehen, daß sie sich mit ihnen herumgeschlagen hatten, als sie schließlich die Umgrenzungsmauer erreichten, doch Dalziel, der jedes Hindernis wie eine Dampflok platt gewalzt hatte, statt es wie Stamper nach Möglichkeit zu umgehen, hatte überraschenderweise weniger Spuren davongetragen als dieser.
    Endlich sagte Dalziel. »Da wären wir, mein Lieber. Was hab ich Ihnen gesagt?«
    Die Mauer bildete ein tiefes U, in dessen Mitte ein kleines Haus stand. Dalziel ging nicht direkt darauf zu, sondern interessierte sich für ein Pärchen Ilexbüsche, die vor der Mauer standen und so etwas Ähnliches wie einen Bogen bildeten. In der Dunkelheit darunter war eine schmale, in die Wand eingelassene Pforte zu erkennen. Mit ihren Stangen, von denen der Rost abblätterte, sah sie nicht so aus, als wäre sie in den letzten Jahren geöffnet worden, doch inmitten der lieblichen Düfte von Schlehen und Heckenrosen war der schwere Geruch von Schmieröl in Dalziels Nase gedrungen. Er bückte sich, kroch unter die Ilexsträucher und berührte das Tor. Lautlos gab es nach.
    »Interessant«, sagte er und wandte sich wieder dem Haus zu. »Schauen wir doch mal, ob jemand daheim ist.«
    Er durchquerte das verwilderte Stück Garten bis zur Hintertür und versuchte sie zu öffnen. Sie war abgeschlossen. Dann ging er um das Gebäude herum und schaute durch die Fenster.
    »Warum klopfen wir nicht einfach?« fragte Stamper. »Es ist jemand da. Ich kann das Radio hören.«
    »Das haben Sie aber fein beobachtet«, sagte Dalziel sarkastisch. »Es muß ja jemand daheim sein, wenn das Radio läuft. Das kriegen Einbrecher immer als erstes beigebracht.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß sie weg sind? Ich meine, endgültig weg? Kann es nicht sein, daß sie hier irgendwo einen Spaziergang machen?«
    »Glauben Sie? Für einen Schriftsteller haben Sie nicht gerade eine blühende Phantasie.«
    »So! Nun bleiben Sie mal schön stehen, wo Sie sind!«
    Die Worte kamen von hinten. Dalziel drehte sich um. Ein großer junger Mann in weiten Hosen und einer zerknitterten Leinenlacke sah sie aggressiv an.
    »Morgen«, sagte Dalziel. »Wenn Sie zu den Leuten im Haus wollen, die scheinen nicht da zu sein.«
    »Nicht da?« fragte der Mann verwundert. Dann wurde er wieder aggressiv und wollte wissen: »Und wer verdammt noch mal sind Sie?«
    Dalziel wurde rot vor Empörung

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