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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich gar nicht mitgekriegt.«
    Es war Zeit, das Thema zu wechseln.
    »Ist Rosie da?« fragte er.
    »Ich hol sie.«
    Mit großer Freude hörte er seine Tochter ›Hallo, Papa‹ sagen, und mit Erleichterung entdeckte er nichts als reines Vergnügen über das neue Erlebnis, bei ihrer Großmutter zu wohnen. Als Ellie wieder an den Apparat kam, sagte er: »Es klingt so, als hätte sie ihren Spaß.«
    »Dafür sind Großmütter da. Wie geht es dir?«
    »Oh, gut. Andy war heute nicht da, und die Zwangsernährung mit Fleischpasteten fiel flach. Ich bin gerade dabei, mir einen deiner Gemüseaufläufe aus dem Tiefkühlschrank zu gönnen.«
    »Was für ein braver Junge du doch bist«, sagte Ellie. »Und was treibt unser dicker Freund?«
    Pascoe zögerte. Er hatte seine Zweifel, daß Ellie Dalziels Kreuzzug für Tallantire gutheißen würde, und er war sich sicher, daß sie ihn sowohl menschlich als auch beruflich für verrückt erklären würde, wenn sie davon erfahren würde, daß er Dalziel dabei half.
    Es läutete an der Tür.
    »Warte einen Moment. Es ist jemand an der Tür.«
    »Nein, ich leg auf«, sagte Ellie. »Ich bringe lieber Rosie ins Bett. Wir unterhalten uns morgen weiter, okay?«
    »Ja. Dann gute Nacht.«
    Er legte den Hörer auf. Wie zwei Kämpfer, die erleichtert waren, daß das Los entscheiden sollte. Nur daß seine Schuldgefühle über seine Erleichterung ihn gewaltig Punkte kosteten.
    Die Türglocke ging noch einmal, ein langes, ungeduldiges Läuten, und noch bevor er die Tür geöffnet hatte, wußte er, wessen großer Finger den Klingelknopf durch die Zarge zu drücken versuchte.
    »Abend«, sagte Dalziel. Er hatte einen alten blauen Koffer bei sich und kam wie ein Bürstenverkäufer daher, dessen Existenz selbst ein mittelalterlicher Säulenheiliger nur schwer hätte leugnen können. »Ich hab im Zoo angerufen, und man sagte mir, du hättest dich schon früh abgesetzt.«
    »Früh?« Pascoe hörte, wie er fast schrie. »Und wo zum Teufel haben Sie den ganzen Tag gesteckt?«
    »Allmächtiger, Peter, du erinnerst mich an meine Zeit als Ehemann. Du bist reif für einen Schluck.« Sie waren im Wohnzimmer angekommen, und Dalziel holte eine Flasche Scotch aus der Anrichte und schenkte zwei große Gläser voll ein.
    »Das ist schon besser«, sagte er, als er sein Glas geleert hatte. »Für diese Menge mußt du bei den Cockneys eine kleine Hypothek aufnehmen. Wie ist es heute morgen gelaufen?«
    Vorwürfe wären reine Zeitverschwendung gewesen. Pascoe beschrieb seinen Morgen, während Dalziel aufmerksam zuhörte und gleichzeitig geistesabwesend seinen zweiten Scotch schlürfte.
    »Tja«, sagte er. »Je mehr ich von der Marsh höre, um so mehr gefällt sie mir. Vom gnädigen Herrn gebumst, von der gnädigen Frau gefeuert, landet sie im Arbeitshaus für gefallene Mädchen? Mitnichten! Sie parkt ihre Muschi in einer Luxuswohnung, ohne einen Pfennig Miete zu löhnen, und noch dazu in Harrogate! Wie kam sie dir so vor, Junge?«
    »Die meiste Zeit wie eine kleine, alte Kinderfrau, außer daß ich ab und zu das Gefühl hatte, daß da wer seine Nase hervorstreckte und mich nicht sehr nett auslachte. Irgend etwas ist an dieser Sache faul …«
    »Du bist aber auch ewig unzufrieden, was? Trink noch einen Whisky.«
    »Ich habe noch keinen getrunken. Vielleicht sollte ich ja einschenken, während Sie mir von Ihrem Tag berichten.«
    Er goß zwei Gläser ordentlich voll, während Dalziel seine Abenteuer im hintersten Essex schilderte.
    »Und was hältst du davon, mein Lieber?« fragte er Pascoe.
    »Der Kerl in dem Auto war ein Sicherheitsbeamter, sagten Sie?«
    »Er hatte so einen Ausweis, aus dem nichts hervorging«, nickte Dalziel zustimmend.
    »Das bedeutet, daß die Angelegenheit noch ernster ist, als wir dachten!«
    »Nicht, als ich dachte«, sagte Dalziel grimmig. »Ich könnte mir vorstellen, daß Waggs etwas ausgegraben hat, das es ihm ermöglicht hat, die Kohler freizukriegen …«
    »Etwas, das sie dazu brachte, frei sein zu wollen«, warf Pascoe ein. »Vorher hat sie ganz schön wenig Begeisterung für ein Leben in Freiheit an den Tag gelegt.«
    »Ja, da hast du recht. Also wird eine Vereinbarung getroffen, zu der gehört, daß sie hierbleibt, und man überwacht sie, doch dann gibt sie Fersengeld …«
    »Die Zeit muß irgendeine Rolle spielen«, sagte Pascoe. »Sie können ja kaum vorgehabt haben, sie für immer und ewig zu überwachen.«
    »Wieder richtig«, sagte Dalziel mit fast väterlichem Stolz.

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