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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Weiter.«
    »Weiter? Wohin? Ich brauche zehnmal mehr Informationen, um den nächsten Sprung zu tun. Ich kann Ihnen Hypothesen anbieten, die Tallantire entlasten, und Hypothesen, die ihn schwärzer malen als das Rotztuch eines Kumpels. Und ich kann Ihnen wahrscheinlich auch alles dazwischen liefern. Okay, irgend etwas Merkwürdiges spielt sich hier ab, aber vielleicht ist es nicht die Art Merkwürdigkeit, nach der Sie suchen. Haben Sie darüber schon einmal nachgedacht?«
    Dalziel schenkte sich Whisky nach.
    »Spiel mal die nette Gastgeberin«, sagte er, »und hol mir meinen Koffer aus der Diele.«
    Pascoe hatte versucht, den Koffer zu verdrängen.
    »Was ist denn da drin?« fragte er leicht beklommen.
    Lachend erwiderte Dalziel: »Du hast doch nicht etwa Angst, daß ich hier übernachten will? Beruhige dich! Dein guter Ruf ist nicht in Gefahr! Es sind Wallys Unterlagen. Ich hatte sie in die Gepäckaufbewahrung gebracht und habe sie eben abgeholt, als ich am Bahnhof ankam.«
    Pascoe gab sich keine Mühe, seine Erleichterung zu verhehlen, und holte den Koffer.
    Dalziel öffnete ihn und verteilte den Inhalt in drei unordentlichen Haufen auf dem Fußboden.
    »Ich hatte die Papiere kurz durchsortiert, ehe ich ihn weggebracht habe«, sagte er.
    »In seinem Beruf war Wally so pingelig, daß man zum Wahnsinn getrieben wurde, aber wenn man seine eigenen Sachen sah, kam man sich vor wie auf der Müllkippe.«
    »Kommt mir bekannt vor«, murmelte Pascoe.
    »Stimmt, es gibt wirklich unsäglich unordentliche Typen«, pflichtete Dalziel ihm bei.
    »Dieser Stoß setzt sich aus Briefen, Rechnungen und ähnlichem zusammen. Für uns ist nichts dabei. Dieser Haufen enthält Unterlagen, die er über seine alten Fälle gesammelt hat. Er hatte vorgehabt, im Ruhestand seine Memoiren zu schreiben. Tja, dazu ist es nicht mehr gekommen.«
    »Was genau ist eigentlich passiert?« fragte Pascoe.
    »Das Übliche«, sagte Dalziel. »Herzattacke. Er schleppte viel zuviel Gewicht mit sich rum, ständig habe ich ihm deswegen in den Ohren gelegen. Er war in London gewesen und starb auf dem Rückweg im Zug. Da er ganz allein in einem Wagen war, hatte der Zug Newcastle erreicht, bevor jemand merkte, was los war. Ich mußte heute auf der Heimfahrt an ihn denken.«
    Pascoe fand den Gedanken komisch, daß ausgerechnet Dalziel jemanden vor den Gefahren der Dickleibigkeit gewarnt hatte, gleichzeitig hatte er Mitgefühl mit dem Dicken, als er dessen echtes Bedauern vernahm.
    »Das tut mir leid«, sagte er.
    »Das braucht es nicht«, erwiderte Dalziel brüsk. »Zumindest nicht sehr. Wally hätte den Ruhestand gehaßt. Vermutlich wollte er seine Memoiren nur schreiben, damit nicht alles gleich aus und vorbei ist. Ich glaube nicht, daß viel dabei herausgekommen wäre.«
    »Ist etwas über den Mickledore-Fall dabei?«
    »Ja, interessantes Zeug. Nur eines fehlt. Und das ist sein Notizbuch. Wally machte sich jede Menge Aufzeichnungen, wenn er einen Fall untersuchte. Er sagte immer, daß er keine andere Lektüre auf seinem Nachttisch haben wollte. Ein Mann, der alles aufschreibe, könne auch alles lösen. Ich hoffe, daß es nicht Adolf und seinen Geiern in die Klauen gefallen ist. Aber hierfür würde Adolf sein linkes Ei geben.«
    Er reichte Pascoe ein Stück Papier, das von Hand beschrieben war.
    Ich bin Cecily Kohler aus Harrisburg, Pennsylvania. Während der vergangenen zweieinhalb Jahre habe ich als Kindermädchen bei der Familie Westropp gearbeitet. In der Nacht vom 3. August 1963 ging ich in die Waffenkammer auf Mickledore Hall, wo Mrs. Pam Westropp ein Gewehr reinigte. Irgend etwas ist passiert, ich weiß nicht, was, aber ein Schuß löste sich und hat sie versehentlich getötet.
    Das Blatt war nicht unterschrieben.
    »Wessen Schrift ist das?« fragte Pascoe.
    »Wallys. Und das hier ist auch seine Schrift«, sagte Dalziel und reichte ihm ein weiteres Blatt.
    Ich bin Cecily Kohler aus Harrisburg, Pennsylvania. Ich bin amerikanische Staatsbürgerin und war bei den Westropps angestellt, um mich um ihre Kinder zu kümmern. Meine Arbeit hat mir Spaß gemacht, nur hatte ich nicht viel für Pam Westropp übrig, weil sie immer an mir herummeckerte. Wir stritten uns in der Waffenkammer, und ein Schuß löste sich, der sie tötete.
    »Was zum Teufel ist denn das?« wollte Pascoe wissen.
    Dalziel reichte ihm noch ein Blatt.
    Ich bin Cecily Kohler aus Harrisburg, Pennsylvania. Mr. James Westropp war ein sehr netter Mensch, doch seine Frau war merkwürdig, immer auf

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