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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Tallantire?«
    »In der Tat. Interessanter Mann. Gute Storys ohne Ende. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, daß die Leser sehr an seinem Leben und den schweren Zeiten interessiert gewesen wären, die er in den Städten Yorkshires durchgemacht hatte, aber Sie scheinen dort oben ziemlich gute Verbrechen zu haben, und ich sah großes Potential in den Fällen, mit denen er zu tun gehabt hatte, wobei man das rein Autobiographische auf ein Minimum hätte beschränken sollen.«
    »Sie haben also zusammen zu Mittag gegessen. Was für ein Gefühl hatten Sie, nachdem Sie ihn persönlich kennengelernt hatten?«
    »Ich hatte das Gefühl, richtigzuliegen. Aus seinen Storys hätte man richtig gut Geld machen können. Vorabdrucke in einem der bekannten Sonntagsblätter, ein wenig Fernsehpublicity in Talkshows, und schon hätten wir aus Mr. Tallantire einen Ministar gemacht, denke ich. Das machte es ja um so ärgerlicher, um nicht zu sagen peinlicher.«
    »Daß er starb, wollen Sie sagen?« fragte Pascoe und dachte bei sich, daß das etwas unsensibel sei.
    »Was? Nun reden Sie keinen Stuß. Daß wir ihn ablehnen mußten.«
    »Sie wollten seinen Vorschlag ablehnen, haben ihn aber dennoch zum Mittagessen eingeladen?«
    »Das war ja das Ärgerliche. Ich hatte ihn auf unserer letzten Lektoratssitzung vorgestellt und grünes Licht bekommen, mich mit ihm zu treffen. Dann, am Morgen des Tages, an dem er nach London kommen wollte, hieß es von oben, daß Polizeimemoiren nicht mehr unser Ding seien. Da es zu spät war, die Verabredung abzusagen, mußte ich wohl oder übel da durch, obwohl ich wußte, daß der arme Teufel keine Chancen hatte.«
    »Haben Sie es ihm gesagt?«
    »Ich hatte es nicht vor. Kleinmütig wie ich war, hatte ich gedacht, ich könnte einfach so tun als ob, und ihm dann ein paar Tage später schreiben, es täte mir leid, nach reiflicher Überlegung usw. Aber nachdem ich ihm eine Weile zugehört hatte, packte es mich so sehr, daß mir nichts anderes übrigblieb, als die Katze aus dem Sack zu lassen. Auf diese Weise konnte ich ihm wenigstens ein paar andere Verlage empfehlen, von denen ich mir ziemlich sicher war, daß sie die Gelegenheit beim Schopf ergreifen würden, und wir trennten uns freundschaftlich. Ich hielt die Augen offen, sah jedoch nie etwas. Er starb, sagten Sie. War das bald, nachdem wir uns kennengelernt hatten? Bevor er dazu kam, die anderen Verlage abzuklappern?«
    »Ja. Recht bald«, sagte Pascoe. »Erklären Sie mir doch bitte, Mr. Farmer, warum hatte Ihr Verlag sich entschlossen, die Memoiren abzulehnen? Wer hat diese Entscheidung denn gefällt?«
    »Jemand wie ich, jetzt in dieser Position, will ich sagen. Damals war ich nur ein kleiner Lektor, arbeitete vor Ort, hatte direkt mit den Schriftstellern und dem, was sie fabrizierten, zu tun. Jetzt bin ich vermutlich Verleger. Die Konferenzen, an denen ich teilnehme und von denen ich eine verpasse, wenn ich mich nicht spute, entscheiden über die Programme und Strategien.«
    »Ja, aber waren Sie denn nicht erstaunt?«
    »Eigentlich nicht. Das passiert laufend. Besonders wenn es zu Personalwechseln in der Verlagsleitung gekommen ist.«
    »Sie meinen intern? Oder als Folge einer Übernahme?«
    »In beiden Fällen. Verlage sind wie Länder der dritten Welt. Ständig sind sie durch ausländische Invasionen und Bürgerkrieg bedroht. Gott, was ich schon an Veränderungen miterlebt habe! Treeby und Bracken war ein netter, unabhängiger Verlag, als ich damals hier anfing. Dann kaufte die Glaser-Zeitschriften-Gruppe uns auf, was nicht so schlimm war, weil es nach wie vor um das gedruckte Wort ging. Dann wurde Glaser von Harvey Inkermann, den Investoren, verschlungen, und plötzlich ging es nur noch um Geld und Erträge und Investitionen. Selbst da lachten wir noch über den Takeover durch Centipede. Wir rissen jede Menge Witze über Gratis-Kondome als Beigabe zu jedem Buch! Aber wir hatten zu früh gelacht. Centipede war eindeutig nichts weiter als eine Verhandlungstheke in der Diskussion zwischen Stamper und Inkermann …«
    »Einen Augenblick bitte«, sagte Pascoe, in dessen Kopf eine Diaspora von Einzelinformationen zusammenfloß. »Dieser Stamper, handelt es sich dabei um den Sheffield-Stamper? …«
    »Richtig. Um den gefürchteten Sir Arthur.«
    »Und seine Gesellschaft fusionierte mit Harvey Inkermann, um …«
    »Inkerstamm zu bilden. Sie haben bestimmt die Story gehört, daß Sir Arthur in dem neuen Firmennamen deutlich erkennbar sein wollte, doch

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